Mastodon - Emperor of sand

Reprise / Warner
VÖ: 31.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Giganten der Uhrzeit

Ein leidiges Thema, diese Zeitumstellung. Und jedes Jahr das gleiche Gejammer. Was soll das Ganze eigentlich? Die Zeit lässt sich ja sowieso nicht manipulieren, geschweige denn aufhalten. Diese Erfahrung stellt auch den thematischen Mittelpunkt von "Emperor of sand" dar, dem mittlerweile siebten Album der Prog-Metal-Giganten von Mastodon. Und so setzen vier grimmige Archäologen ihre Fußspuren in den heißen Wüstensand, um Altertumsforschung in der eigenen Historie zu betreiben und der Zeit den Zahn zu ziehen.

Auf "Leviathan" ging es um Wasser, auf "Crack the skye" um Luft. Jetzt also um Sand, der als Füllmaterial der Sanduhr die unausweichliche Deadline markiert. Wie viel Zeit bleibt noch? Die Bandmitglieder haben damit in letzter Zeit auch ihre schmerzhaften Erfahrungen gemacht, als enge Verwandte mit Krebs diagnostiziert wurden. Und so wurde auch der todgeweihte Wüstenwanderer, betroffen vom "Sultan's curse", als Protagonist dieses Konzeptalbums in die Wüste geschickt, in Tod und Erlösung.

Die Reise beginnt mit den Klängen von unheiligen Gebetsschalen, bevor in altbewährter Manier Riff auf Riff geschichtet wird. "Emperor of Sand" setzt dabei den Pfad fort, den das Quartett aus Atlanta, Georgia bereits auf "Crack the skye" einschlug. Kein Wunder, wurde als Karawanenführer wieder Produzenten-Großmeister Brendan O'Brien engagiert, der damals mit Mastodon eine komplett neue Richtung einschlug. Weg von den tonnenschweren Bangern wie "Blood and thunder", als sie noch bei Relapse unter Vertrag waren, hin zu größeren Melodien, mehr Klargesang, mehr Pop. Nicht alle Fans waren begeistert, doch Mastodon haben sich nicht beirren lassen und den riskanten Schritt dennoch gewagt. Nun setzen sie ihn fort, leichtfüßig und dennoch kolossal. Und in Songs wie "Scorpion breath" verschmilzt das Beste aus beiden Welten.

Am Mikro synergieren die Gesangsorgane von Brent Hinds, Troy Sanders und auch von Drummer Brann Dailor, der schon zu "Once more 'round the sun" hin und wieder Vocals beisteuerte. Das Songwriting kommt gewohnheitsmäßig vielschichtig daher: Jazz meets Prog meets Cosmic-Psych-Stoner-Weirdo-Metal. Viel hat sich daran nicht geändert, wie auch das Making-of auf dem Youtube-Kanal der Band demonstriert. Besonderes Ohrenmerk haben die vielen Soli der insgesamt elf Tracks verdient, mit dem die Band wieder an seine eigene Frühzeit mit den ausladenden Gitarreneskapaden anknüpft.

Ab und zu erinnern die Hooks auch an Neunzigerjahre-Grunge-Dinosaurier wie Alice In Chains, beispielsweise in "Ancient kingdom". Zwischen verfallenen Tempelruinen demonstrieren sie in "Clandestiny", wie man den zuvor den vom Gitarrensturm aufgewirbelten Wüstensand wieder glättet – und zwar mit einem smoothen Einsatz des Moog-Synthies. Doch weitere Monster lauern bereits hinter der nächsten Düne, zu hören in "Precious stones" und "Steambreather". Eines der Highlights ist das gewaltige "Andromeda", bei dem Gitarrist Bill Keliher durch seine Rhythmusarbeit brilliert. "Jaguar god" markiert den Tearjerker am Ende des Wüstentrips, der mit knapp acht Minuten auch den längsten Track markiert. Und dann neigt sich die kurzweilige Reise des "Emperor of sand" auch schon dem schicksalhaften Ende zu. Wer hat gleich nochmal behauptet, dass man Zeit nicht manipulieren kann?

(Felix Mildner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sultan's curse
  • Steambreather
  • Andromeda
  • Scorpion breath

Tracklist

  1. Sultan's curse
  2. Show yourself
  3. Precious stones
  4. Steambreather
  5. Roots remain
  6. Word to the wise
  7. Ancient kingdom
  8. Clandestiny
  9. Andromeda
  10. Scorpion breath
  11. Jaguar god
Gesamtspielzeit: 51:11 min

Im Forum kommentieren

tjsifi

2017-11-16 16:55:57

Red Fang, Russian Circles und Mastodon????

WTF!? Das kann man sich ja nicht mal im Traum ausmalen...

eldude

2017-11-15 09:38:03

Gestern in Herford gesehen. Geile Show! Auch Red Fang und Russian Circles waren top. Mein Highlight waren die Songs mit Scott Kelly, die von eben diesem vorgetragen wurden. Fast 4 Stunden super Musik mit gut aufgelegten Musikern.

tjsifi

2017-10-04 11:43:57

Hatte die Emperor ausgelassenn und bin jetzt durch die Cold Dark Place EP nochmal zurückgekommen.
Plötzlich gefällt sie mir sehr gut und werde sie wohl auch mit ein paar Monaten Verspätung doch noch kaufen.

The MACHINA of God

2017-04-22 17:31:56

150 Streams gegen 1 Kauf? Oder noch mehr? Auf jeden Fall so viele Streams, wie ich sicher kaum ein gekauftes Album je gehört habe.

Naja. Wenn du ein Albm mit 12 Songs 10 mal durchhörst hast du 120 Streams. Also passt das schon. Bei richtigen Lieblingsalben kommt man locker auf das Vielfache. "A moon shaped pool" hat irgendwie weit über 400 Streams bei mir.

Solid Snape

2017-04-21 23:50:01

Roots Remain, Ancient Kingdoms und Jaguar God sind so die herausstechenden Sachen, da sie den Hörer so ein bisschen noch herausfordern. Der Rest ist, neutral formuliert, eher flach und drängt nicht gerade auf zigfache Replays.

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