Why? - Moh lhean

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 03.03.2017
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Emotional homework

Als Alternative-HipHop-Combo gestartet, entwickelten sich Why? über die Jahre immer weiter weg vom eigentlichen Ursprungsgedanken, hin zum nerdigen Indie-Pop für besonders gut Informierte. Eine Tendenz, die sich mit dem fünften Studiowerk "Moh lhean" fortsetzt: Zum ersten Mal seit ihren Anfangstagen nahmen die beiden Wolf-Brüder Yoni und Josiah gemeinsam mit den restlichen Bandmitgliedern ein komplettes Album in Eigenregie im heimischen Studio auf. Die Platte entstand in einem organischen Prozess, klingt warm und luftig und knarzt und poltert immer an den richtigen Stellen. Der eloquente Zynismus, der die Songs von Yoni Wolf bis dato durchzog, weicht einer etwas optimistischeren Weltsicht, auch wenn den Jungs aus Berkeley, Kalifornien immer noch der Schalk im Nacken sitzt. "Moh lhean" klingt vor diesem Hintergrund dennoch wahnsinnig persönlich, introspektiv, selbstreflektiv.

Auch, weil sich die Band Zeit nahm. Zeit, die man als Independent-Act sonst eben nicht hat, wenn man ein teures Studio bezahlen muss. Die zehn Nummern auf "Moh lhean" klingen daher auch voller, imposanter als zuletzt, nehmen mehr Raum ein, erträumen sich das Suffix "-pop" und müssen sich am Ende selbst zwicken, um zu realisieren, wie sehr der Plan aufgeht. Der Opener "This ole king" schlägt noch wunderbar die Brücke in die eigene Vergangenheit, als Why? noch beim Querdenker-Label Anticon veröffentlichten. Nach zweieinhalb Minuten bricht das Stück quasi ab, Akustikgitarren erklingen, neurotische Beats schieben sich darunter, ein nervöses Zucken geht durch den Song. Später gesellen sich noch Piano und Glockenspiel dazu, während Wolf sprechsingt: "Beyond fences, facing westward, into diminishing light / But at the start of spring, like the robins sing / This ole king will be rising, a new love blooms on the long notes of old horns." Aufbruch und Neustart sind Themen, die dieses Album immer wieder durchziehen, als rote Fäden, als Hauptschlagadern, als Kontinua.

In ähnlichem Fahrwasser schwimmt das vokabelreiche "Proactive evolution", für das Why? exaltierte Flötentöne in ihren Soundteppich eingewoben haben. Für das folgende "Easy" genehmigen sich Wolf und Co. sentimentale Klänge, "George Washington" klingt weniger melancholisch, wirft aber ebenfalls auf assoziative Art und Weise einen Blick aufs eigene Dasein, Handeln und Befinden. "The water" startet dagegen wieder düster, Why? zelebrieren hier nachdenklichen Folkrock, der sich weitestgehend vom früheren Schaffen der Band abkoppelt und freundlich gen Omaha winkt. Gegen Ende merkt man immer deutlicher, wie wenig Platz Sarkasmus und Zynismus auf der neuen Platte einnehmen, wie nackt Yoni Wolf manchmal mit seinen Emotionen dasteht, ohne humoristisch-wortgewaltigen Schutzschild: "The barely blur" setzt als mantraartige Coda den sinnvollen Schlusspunkt. Noch lange hallen die letzten Zeilen des Songs nach, setzen sich hartnäckig fest: "Hold on, what's going on? / Into the barely blur beyond." Passende Zeilen für stürmische Zeiten.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • This ole king
  • Proactive evolution
  • Easy

Tracklist

  1. This ole king
  2. Proactive evolution
  3. Easy
  4. January February March
  5. One Mississippi
  6. The longing is all
  7. George Washington
  8. The water
  9. Consequence of nonaction
  10. The barely blur
Gesamtspielzeit: 33:59 min

Im Forum kommentieren

Armin

2017-02-22 21:20:03- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

du

2017-02-04 18:31:47

die weiteren songs bleiben leider hinter der single zurück. schade

lol

2016-12-18 15:08:42

single ist geil

Mixtape

2016-12-17 20:48:35

Der erste Vorbote ist dann auch tatsächlich relativ schwach: https://m.youtube.com/watch?v=F1JJxpt2Kf8

Armin

2016-12-09 20:14:27

WHY? kündigen neues Album an!

Moh Lhean erscheint am 3. März via Joyful Noise Recordings









WHY? bringt am 3. März sein sechstes Album Moh Lhean auf Joyful Noise Recordings heraus. Der Nachfolger zu Mumps, Etc. ist seit dem Debüt 2003 das erste Album, was wieder komplett im Homestudio entstanden ist. Es entstand hauptsächlich in Yoni Wolfs privatem Studio und wurde von seinem Bruder Josiah coproduziert.



Das Album beginnt mit der Single „This Ole King“. Zuerst hört man Wolfs zerbrechliche Stimme in Kombination mit emotionsgeladenen Lyrics, untermalt von Akustikgitarre und klassischem Bass, dann bricht der Song auf, wird zu einem kaleidoskopisch schimmernden Popsong. Einen Clip von „This Ole King“ und einen Vorgeschmack auf das Albumcover gibt's im Teaser-Video oben.




WHY?-Fans werden sicher auf ihre Kosten kommen. Moh Lhean enthält die Elemente, die den Fans so ans Herz gewachsen sind - Yonis süßsaure Stimme, sein poetisches Säuseln und Summen, gewohnt fließende Arrangements mit einem Auge für's Detail -- aber man merkt auch, dass sich etwas verändert hat. Seine selbstkritische und zynische Art scheint von einem Gefühl der Ruhe und Ungewissheit abgelöst worden zu sein; sein krummes Lächeln ist zu einem gelassenen Achselzucken geworden. „So what?“ scheint er zu sagen. Diese neue Art, alles fließen zu lassen, eine neue Selbstsicherheit und Akzeptanz durchzieht das gesamte Album. Während er die Songs zum Album schrieb, wurde er sehr krank, und er war weit weg von zuhause. Aber anstatt sich einer depressiven Stimmung hin zu geben, kämpfte er sich durch die Krankheit. Der Albumtrack „Proactive Evolution“ der mit Aaron Weiss von MEWITHOUTYOU entstand, enthält auch Samples von den Stimmen seiner Ärzte - die Leute, die ihm halfen, Hoffnung zu schöpfen.



Bewegung - von etwas weg und hin zu etwas Neuem - ist ein Hauptthema auf Moh Lhean. Es ist ein Trennungsalbum ohne Trennung von einem Partner. „Easy“ scheint die alten Geister von „January February March“ vertreiben zu wollen, während Wolf in „George Washington“ auf einem kleinen Floß von den Geistern wegpaddelt, die am Rande des Flusses stehen. „The Water“ wird von einer launischen Folkballade zu einer ganz neuen Sorte von Bandnummer in Vollbesetzung, und „Consequence Of Nonfiction“ pendelt zwischen einer ruhigen, von Gitarre, Klarinette und Stimme getragenen Meditation zu einer wilden, Saxophonunterstützten Art-Funk Nummer. Auf „The Barely Blur“, dem psychedelischen Albumcloser mit einem Feature von SON LUX, geht es um die Natur des Daseins und der Existenz selbst - und statt uns mit der Gewissheit des Todes einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen, erlassen sie uns in der Hoffnung auf Unsterblichkeit.



Das Album ist zugleich kurzweilig und unverwechselbar, eine Art Musik, wie sie die Wolf-Brüder vielleicht in der Synagoge ihres Vaters gehört haben, als sie klein waren, oder auf einer alten 60er Hippie-LP die sie in ihren Teenagerjahren auf einem Flohmarkt erstanden haben könnten, oder - vielleicht - ist es die B-Seite zu den Schallplatten, die sie schon ihr ganzes Leben lang machen. Die Bedeutung von Moh Lhean bleibt ein Mysterium, hat aber etwas mit Loslassen, Wiedergeburt und dem Heimkommen zu tun... Oder es ist eine Reise ins Ungewisse, zu einem neuen Zuhause.

Moh Lhean Tracklist:
1. This Ole King
2. Proactive Evolution
3. Easy
4. January February March
5. One Mississippi
6. The Longing Is All
7. George Washington
8. The Water
9. Consequence of Nonaction
10. The Barely Blur




WHY? – „Moh Lhean” - VÖ 03.03.2017 – Joyful Noise/Cargo Records

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