Crystal Fairy - Crystal Fairy

Ipecac / PIAS / Rough Trade
VÖ: 24.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Title of record

Black Sabbath haben es. Motörhead haben es selbstverständlich. Und, ähm ja, sogar Train haben es. Das konnte Omar Rodriguez-Lopez, der bekanntermaßen so ziemlich alles schon in der Vita stehen hat, nicht auf sich sitzen lassen. Und hat gemeinsam mit Kumpelin Teri Gender Bender von Le Butcherettes und den Melvins-Veteranen Buzz Osborne und Dale Crover die Formation Crystal Fairy gebildet, die nun ihr Debütalbum "Crystal Fairy" vorlegt, auf welchem wiederum – man ahnt es – der Track "Crystal fairy" vertreten ist. Ein Namenstriumvirat aus Band, Album und Song also. Letzterer ist glücklicherweise als Hochtemporock ohne Verschnaufpause deutlich näher an Motörhead und Black Sabbath als an den Flitzpiepen von Train. Falls der Track ein Statement zur eigenen Positionierung sein soll, dann ist es ein gepfeffertes. Das schwere Riffing der Melvins, gepaart mit halsbrecherischen Wendungen aus Rodriguez-Lopez' Katalog und Teri Gender Bender als titelgebende rasende Fee, von der man lieber keine drei Wünsche erwarten sollte. Eher einen Tritt in den Allerwertesten.

Die Freude am Durchdrehen zieht sich wie ein roter Faden durch "Crystal Fairy". Im Vergleich zum relativ behäbigen letzten Melvins-Album "Basses loaded" prescht die Band meist mit Windeseile durch die Songs. Crover und Osborne geben eine formidable Rhythmusfraktion ab, vor welcher sich Rodriguez-Lopez angemessen austoben kann. Teri Gender Bender kann derweil ihre exaltierte Ader ausleben, singt, schreit, flüstert, giftet. Der Opener "Chiseler" macht erst gar keine Gefangenen, wer sich vor Drücken der Play-Taste nicht angeschnallt hat, wird von der ungezügelten Energie aus dem Sitz gerissen. Auch "Bent teeth" weigert sich, die Lautstärke-Anzeige auch nur eine Sekunde aus dem roten Bereich zu nehmen. Dagegen kommen "Drugs on the bus" mit schwelendem Riff oder "Moth tongue" dank Stoner-Rock-Anleihen subtiler und weniger geradlinig daher und stellen – lediglich im Verhältnis, wohlgemerkt – ausgleichende Kontrapunkte zu den lärmigeren Stücken dar.

Mit dem Doppel "Posesión" und "Sweet self" stecken Crystal Fairy noch einmal ihre Bandbreite ab. Ersterer psychotisiert sich gerade einmal zwei Minuten lang schön dissonant durch ein herrlich vertracktes Song-Labyrinth. Umso überraschender ist es, wenn "Sweet self" plötzlich eine poppige Melodie auffährt, mit der man zu diesem Zeitpunkt am wenigsten gerechnet hätte – und die sich auch über mehrere Runden nicht abnutzt. Die Kollaborationen zwischen Omar Rodriguez-Lopez und Teri Gender Bender waren schon zugänglich und eingängig ("Bosnian Rainbows"), spleenig-vertrackt ("Cell phone bikini") oder völlig entnervend ("Infinity drips"). Tollerweise hat die Fusion mit den beiden Melvins-Mitgliedern durch seinen ungestümen Tatendrang für eine wahrlich leuchtende Blüte im mittlerweile unüberschaubar wuchernden Garten der Kollaborationen rund um das amerikanisch-mexikanische Gespann gesorgt. Schön, dass sich Spaß und wilder Exzess endlich wieder nicht mehr ausschließen.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Chiseler
  • Crystal fairy
  • Posesión
  • Sweet self

Tracklist

  1. Chiseler
  2. Drugs on the bus
  3. Necklace of divorce
  4. Moth tongue
  5. Crystal fairy
  6. Secret agent rat
  7. Under trouble
  8. Bent teeth
  9. Posesión
  10. Sweet self
  11. Vampire X-mass
Gesamtspielzeit: 40:20 min

Im Forum kommentieren

Felix H

2023-01-24 20:02:41

Finde BR und CF etwa gleich gut, würde sie nur im Leben nicht den ersten vier TMV-Alben vorziehen.

Affengitarre

2023-01-24 14:17:06

Würde Crystal Fairy und Bosnian Rainbows jedem Mars Volta sowie jedem anderen Projekt von Omar jederzeit vorziehen...

Hui. Die Bosnian Rainbows mag ich immer noch ziemlich gerne, aber mit Crystal Fairy wurde ich nie so wirklich warm. Schon ganz cool, aber so richtig gepackt hat es mich nicht.

Mr Oh so

2023-01-24 13:13:57

Bei mir ist die Begeisterung für Bosnian und Chrystal Fairy extremst schnell angekühlt.

fuzzmyass

2023-01-24 13:06:20

Dazu kommt, dass das hier hängt ja nicht nur von Omar abhängt - die Melvins sind schon auch sehr viel beschäftigt mit Alben, Touren, Kollabos etc.
Bosnian Rainbows finde ich auch absolut großartig... Würde Crystal Fairy und Bosnian Rainbows jedem Mars Volta sowie jedem anderen Projekt von Omar jederzeit vorziehen... seine Solsachen interessieren mich eh nicht, und bei Mars Volta finde ich nur die ersten beiden Alben richtig richtig geil

Mr Oh so

2023-01-24 12:40:28

Dacht ich auch schon. Sehr ungewöhnlich.

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