Melanie C - Version of me

RCA / Sony
VÖ: 17.02.2017
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 2/10
2/10

Who do you think you are?

Was erwartet man eigentlich heutzutage noch von Melanie Chisholm? Immerhin landete das Ex-Spice-Girl Mel C alias Sporty Spice alias die einzige der würzigen Mädels, die wirklich gut singen konnte, mit ihrem Solodebüt "Northern star" den größten anzunehmenden Glücksfall aus der Girlgroup-Konkursmasse. Ein sehr gefälliges Album mit einigen Bombensongs, das sich nach wie vor nicht zu verstecken braucht. Danach folgten einige eher mehr als weniger erfolglose Alben, ihre neueste Platte "Version of me" ist bereits der siebte Diskografie-Eintrag. Also: Was soll man nun erwarten? Gelungenen Radio-Pop? Wäre schön. Leichte Rock-Schlagseite, die bei "Goin' down" damals so gut passte? Aber gerne. Trendreiten und Anpassung an das aktuelle Chartsprogramm? Öhm. Leider hatten die Verantwortlichen offenbar einen Tag neben der Spur und sich für diese Option entschieden.

Credo: "Wir machen jetzt mal was richtig Hippes, so mit Elektrobeats und Soundeffekten!" Blöd nur, wenn im Studio keiner zugegen ist, der weiß, wie das ordentlich funktioniert. Das traurige Ergebnis besteht aus ein paar Dubstep-Beats hier, ein bisschen Vocoder-Kotze da und allerseits einfallslose Melodien, für die Melanie Cs Stimme hoffnungslos überqualifiziert ist. Es geht schon in der ersten Single und Eröffnung "Dear life" los, das Elektro-Geboller wird mit ein wenig Organik gepaart – so weit in Ordnung. Gar nicht in Ordnung ist die Art, in der sich Chisholm ungelenk durch die hektischen Kapriolen im Refrain quetschen muss und dabei so aufgesetzt wirkt wie das Lächeln von Heidi Klum. Sagen wir es so: Es gibt einen guten Grund, warum Adele "Set fire to the rain" und Britney Spears hingegen "Toxic" singt und nicht andersherum. Den hat hier leider niemand verstanden.

So ergeben sich Songs, die oberflächlich in Ordnung gehen, bei denen jedoch stets etwas quersitzt, stört oder richtiggehend nervt. Unter diese Kategorie fällt beispielsweise die Textzeile "Something for the fire", welche im entsprechend betitelten Track ad nauseam wiederholt wird und mangels guter Melodie noch mehr auf den Senkel geht. Anderweitig sorgen die Backingvocals – eigentlich dafür gedacht, einen Song zu unterstützen und mitzutragen – auf "Version of me" meist erst für die Entgleisung. Die ärgerlichen, leider permanent präsenten "Oh oh"-Chöre beim gänzlich misslungenen "Escalator" oder das Gequake im Hintergrund von "Room for love" zählen jedenfalls zu den schlechtesten Ideen. Höhepunkt der Peinlichkeit ist das holprig zusammengeklaschte "Unravelling", bei dem Strophe und Refrain offenbar von unterschiedlichen Menschen geschrieben wurden, welche den jeweils anderen Part wohl nie gehört hatten.

Also Totalkatastrophe nach Anbiederung? Fast. Ab und zu, wie beim Discobeat von "Anymore", blitzt doch mal was Launiges durch. Und ein paar komplett gelungene Songs hat Melanie C trotz allem im Gepäck. Wie den streicherlastigen, dramatischen Titeltrack, der wohlige Erinnerungen an "Northern star" weckt. Zudem hätte man sich die ganze Platte in der Qualität der Abschlusstracks gewünscht. "Our history" kann mit melodischen Kniffen punkten und setzt Chisholms Vocals endlich in einen passenden Kontext. Der Closer "Blame" leiht sich sogar die ominöse Atmosphäre des TripHop aus und hebt sich deutlich vom Rest ab. Diese "Version of me" hätte die Britin besser auf ganzer Länge zeigen sollen. Stattdessen kann angesichts des mauen Gesamteindrucks nur der olle Ratschlag mit dem Schuster und den Leisten hervorgekramt werden. Man muss eben wissen, wer man ist.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Version of me
  • Our history
  • Blame

Tracklist

  1. Dear life
  2. Escalator
  3. Anymore
  4. Something for the fire
  5. Version of me
  6. Numb
  7. Room for love
  8. Unravelling
  9. Loving you better
  10. Our history
  11. Blame
  12. Hold on (feat. Alex Francis)
Gesamtspielzeit: 45:51 min

Im Forum kommentieren

Sean Kowalsi

2019-02-15 20:38:50

Play please soon in Germany again

Felix H

2017-02-07 20:49:02

Der Vollständigkeit halber erwähnt:
Auf der deutschen Version gibt es noch einen Bonustrack, den wir erst vor ein paar Tagen hören konnten und der Tracklist jetzt hinzugefügt haben.
Ändert aber nichts an Wertung oder Highlights.

Armin

2017-02-01 22:04:18

Frisch rezensiert.

Meinungen?

gähn

2016-11-27 00:50:44

(Unheilig hingegen waren schon immer schlecht, auch zu ihren Goth-Zeiten...)


das weiss hier jeder.

Charlotte

2016-11-26 17:02:23

""Northern star" war super damals. "

Witzig, dass du das sagst. Ich war damals in jungen Jahren echt angetan von dem Album. Sicherlich kein Meisterwerk, aber ein paar schöne Lieder sind definitiv drauf.

(Unheilig hingegen waren schon immer schlecht, auch zu ihren Goth-Zeiten...)

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