Jack White - Acoustic recordings 1998 – 2016

Third Man / XL / Beggars / Indigo
VÖ: 09.09.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

White's Christmas

Was hat er sich denn da schon wieder ausgedacht? Jack White war ja neben einem musikalischen Multi-Genie schon immer ein komischer Kauz: Weltrekordhalter des kürzesten je gespielten Konzerts (eine Note!) und der am schnellsten produzierten Vinyl-Single (knapp vier Stunden). Ganz so abgefahren ist seine neueste Idee nicht, ein bisschen wundersam aber doch, wie der Titel der Songkollektion "Acoustic recordings 1998 – 2016" bereits andeutet: Trotz seiner enormen musikalischen Bandbreite ist White schließlich eher für seine rockigere Seite beliebt. Der Blick in die Statistik von Plattentests.de besagt: Von den für die Doppel-CD ausgewählten Songs befinden sich lediglich zwei unter den Highlights auf den ursprünglichen Alben. Und es sind wohlgemerkt gleich sieben Platten, aus denen White sich die akustischen Rosinen herauspickte.

Der Detroiter führt linear durch seinen musikalischen Katalog und beginnt mit dem frühen The-White-Stripes-Song "Sugar never tasted so good" stark. Hier und da gibt es ein paar dezent neu gemixte Versionen, doch "Apple blossom" von "De Stijl" zeigt, dass es auf einem White-Akustikalbum auch ein wenig schmissiger zugehen kann. Davon abgesehen tauchen natürlich auch die klassischen Durchpuste-Nummern mit obligatorischem Gitarrengezupfe auf, und mit "City lights" hat es ebenfalls ein unveröffentlichter Song aus der "Get behind me Satan"-Phase in die Kollektion geschafft. Böse Zungen könnten allerdings behaupten, er sei zu Recht vergessen worden. Mit seinem entspannten Gitarrenspiel reiht er sich aber immerhin so geschmeidig wie unauffällig in die gemächliche und wenig abwechslungsreiche, fast weihnachtliche Stimmung der Platte ein.

Während der erste Teil des Doppelpacks ausschließlich die Zeiten von The White Stripes Revue passieren lässt – obwohl Meg White weit in den Hintergrund rückt – beschäftigt sich der zweite Abschnitt mit Whites Schaffen bei The Racounteurs und seiner Solo-Karriere. Neben der postitiv aus dem Rahmen fallenden The-Raconteurs-Nummer "Carolina drama" überzeugt auch das niedliche "Love is the truth", das ursprünglich Teil einer Coca-Cola-Kampagne werden sollte. Die erhoffte Abwechslung bringt aber auch der zweite Teil von "Acoustic recordings 1998 – 2016" nicht. Die immerhin neun Songs der zwei Soloalben sind zwar allesamt ordentlich – es hat aber auch seine Gründe, dass die Kollegen keinen einzigen davon in ihren Rezensionen als Highlight gelistet haben.

Trotz 26 Stücken schafft es White also nicht so richtig, seine spannende Karriere ebenso spannend zu präsentieren. Klar sind da starke Songs wie das wunderbare "You've got her in your pocket" oder "Never far away". Letztendlich funktionieren aber auch diese in ihrer ursprünglichen Umgebung besser: zwischen krachigen Rockern, die hier logischerweise komplett ausgeklammert wurden. Und so stellt White mal wieder unter Beweis, dass er manchmal auch etwas komische Ideen hat. Irgendwie macht ihn aber genau das aus. Fürs Guinness-Buch der Rekorde wird es dieses Mal nicht reichen – dafür kann man ein Teil seines Gesamtwerks jetzt auch vor dem Adventskranz dudeln.

(Till Bärwaldt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You've got her in your pocket
  • Never far away
  • Love is the truth (acoustic mix)
  • Carolina drama

Tracklist

  • CD 1
    1. Sugar never tasted so good
    2. Apple blossom (remixed)
    3. I'm bound to pack it up (remixed)
    4. Hotel Yorba
    5. We're going to be friends
    6. You've got her in your pocket
    7. Well it's true that we love one another
    8. Never far away
    9. Forever for her (is over for me)
    10. White moon
    11. As ugly as I seem
    12. City lights
    13. Honey, we can't afford to look this cheap
    14. Effect and cause
  • CD 2
    1. Love is the truth (acoustic mix)
    2. Top yourself (bluegrass version)
    3. Carolina drama (acoustic mix)
    4. Love interruption
    5. On and on and on
    6. Machine gun silhouette (acoustic mix)
    7. Blunderbuss
    8. Hip (eponymous) poor boy (alternate mix)
    9. I guess I should go to sleep (alternate mix)
    10. Just one drink (acoustic mix)
    11. Entitlement
    12. Want and able
Gesamtspielzeit: 85:54 min

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