Omar Rodriguez-Lopez - Some need it lonely
IpecacVÖ: 16.12.2016
Mein Ruin
Hurra ... Ach nee, doch nicht. Vom Regen in die Traufe. Your princess is in another castle. Ich hatte mich schon auf das vollendete Werk gefreut. Zwölf Omar-Rodriguez-Lopez-Rezensionen innerhalb von nicht mal einem halben Jahr. Vielversprechend fing das an, mit einer quasi makellosen ersten Hälfte. Zugänglich, vielfältig, vor allem ideal, um Außenstehende vom gniedelnden Querdenker zu überzeugen: Hey, guck mal, das ist nicht nur brotloses Gitarren-Elektro-Gewichse! Die Alben sieben bis zwölf fielen jedoch öfters in Spleens zurück und konnten weitaus weniger Highlights vorweisen. Doch zielstriebig arbeitete ich auf das Grande Finale hin. Und dann? Verarscht! Kurz vor Veröffentlichung des letzten Bausteins kam die Meldung: Es geht hiernach nahtlos im 14-Tage-Rhythmus weiter, erneut ein Dutzend Alben. Es ist ein bisschen, wie zu erfahren, dass man nach der Abrissparty überraschend noch ein halbes Jahr wohnhaft bleibt. Soll ich jetzt aus Trotz das Handtuch werfen und die verworfenen Tocotronic-Überschriften an dieser Stelle verschleudern? So will ich's doch nicht haben.
Nun also erst mal "Some need it lonely". Der Albumtitel führt gleich doppelt in die Irre. Weder liegt ein Sensibelchen der Marke "Corazones" oder "Umbrella mistress" vor, noch ist Rodriguez-Lopez hier ansatzweise einsam. Allein hinter den Drums finden sich wechselweise Jon Theodore, Deantoni Parks und Thomas Pridgen, Teri Gender Bender und Cedric Bixler-Zavala haben zudem wieder Gastauftritte. Die wechselnde Besetzung von Song zu Song legt den Verdacht nahe, dass "Some need it lonely" einfach das zusammenkehrt, was nicht auf die vorherigen elf Alben passte. Die Musik bestätigt das ganz klar. Eindeutig das zerfahrenste Album des Dutzends, springen die Tracks von Ambient zu Fusion-Rock zu sphärischem Muckertum und zurück. Stellenweise ist das gut, zum Beispiel wenn der Opener "Bitter sunsets" den gleichnamigen Track von zwei Wochen vorher generalüberholt und ihm einen packenden Groove spendiert. Das angenehm zurückhaltende Doppel aus "Archangel trophy" und "Changes" geht auch mehr als in Ordnung. Und wenn Bixler-Zavala einen Spoken-Word-Vortrag über chaotische Drums mit Fiepgeräuschen hält, ist das zwar anstrengend, aber auch irgendwie faszinierend.
Der Rest ergeht sich leider in unspektakulärer bis richtiggehend nerviger Beschallung. Nulpen wie "Zero worth" oder "Mulu Lizi" hätte Rodriguez-Lopez besser verschollen in den Untiefen des Studios gelassen. Nein, "Some need it lonely" wäre definitiv kein guter Schlusspunkt für den Veröffentlichungsmarathon gewesen. Doch jetzt – als ein Zwischenstopp unter vielen – ist die taktische Lage noch viel schlimmer: Als eigentlicher Richtungsweiser und Motivator lassen die hier versammelten Skizzen nur Befürchtungen zu, was auf den folgenden zwölf Alben noch alles zu erwarten ist. So positiv der Ausblick noch nach den ersten sechs Alben war, so gemein holt die Realität den Omar-Anhänger nun auf den Boden der Tatsachen zurück. Zähneknirschend und etwas ratlos muss ich am Ende feststellen, dass es doch schwerer ist als gedacht, nun weiterhin die Laune dabei zu behalten. Der erblickte Ausgang des Tunnels ist vorerst wieder verschüttet. Es bleibt daher vorerst bei einem ehrlichen Bekenntnis: Omar I love you, but you're bringing me down.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bitter sunsets
- Archangel trophy
Tracklist
- Bitter sunsets
- We might
- Sanity a dream
- Zophiel
- Archangel trophy
- Changes
- Back to the same
- Zero worth
- Barachiel is at it again
- Ariel
- Mulu Lizi
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Watchful_Eye
2016-12-23 22:32:20
Fand ich auch. :)
The MACHINA of God
2016-12-23 21:43:02
Geile Rezension. :D
Felix H
2016-12-23 10:18:43
Die erste Hälfte ist auch ziemlich okay. In der zweiten hab ich aber überhaupt nichts für mich gefunden, daher die sehr niedrige Wertung. Hätte es mir auch anders gewünscht. ;-)
Affengitarre
2016-12-22 21:50:50
Ach schade, die letzte Rezension. Aber trotz der niedrigen Wertung und der merklichen Enttäuschung klingt das Beschriebene sehr spannend. Führt wohl nichts an einem eigenen Hördurchgang vorbei.
Armin
2016-12-22 21:10:51
Frisch rezensiert.
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