John Legend - Darkness and light
Sony / ColumbiaVÖ: 02.12.2016
Verpasste Chance
Mehrere Grammys und sogar ein Oscar: John Legend arbeitet mit Hochdruck daran, den Fingerzeig seines Künstler-Nachnamens in die Tat umzusetzen. Nach vier Studioalben, zuletzt dem 2013er "Love in the future", zeigt sich der Amerikaner auf seiner jüngsten Veröffentlichung "Darkness and light" experimentierfreudig. Das "Deutschlandradio Kultur" wittert da Indie-Rock. Das ist natürlich ziemlicher Unsinn. Stattdessen gibts Vocoder, Drones und hier und da ein paar Geigen. Wenn das mal nicht zu viel des Guten ist.
Bisweilen kann man das so gar nicht sagen, da gelingt es Legend trotz heftiger Geschütze runde Songs abzuliefern: In "Darkness and light", welches der Barde mit Kollegin Brittany Howard von Alabama Shakes bestreitet, bleibt der Beat zunächst angenehm laid back. Das Falsett Legends trifft auf das sirenenhafte Organ der Rock-Musikerin. Die beiden Stimmen branden im Gewitter von verzerrten Gitarren, die Tempiwechsel bringen eine angenehme Diversität ins Geschehen. In "Right by you (For Luna)" und "Same old story" tritt Legend auf die Bremse: Piano und Violine geben den Grundtenor der Stücke vor. Und während in erstgenannter Ballade am Ende schiefgewickelte Bläser ein wenig gefällige Atonalität hineinbringen, ist es im zweiten Stück der Vocoder, der die Weisen Legends wirr wie wohlschmeckend auf die Spitze treibt. So viel zu den geglückten Experimenten: Schief geht das Ganze beispielsweise in "What you do to me", das vor lauter Synthies kaum noch atmen kann, oder dem Schlusstrack "Marching into the dark", welches am Wah-Wah, der überbordenen Bassline und der viel zu lauten Zweitstimme erstickt.
Auch die Single "Love me now" übertreibt es deutlich: Die indianischen Trommeln, der übermotivierte Chor und ein viel zu hastiges Tempo rauben dem Song jede Wirkung. Dazu auch noch ein wenig inhaltliche Kritik: Man will es Herrn Legend ja nicht verdenken, der Soul begünstigt Schmalz wie kein anderes Genre. Wenn der Mann aus Springfield, Ohio aber schon wieder eine ganze Albumlänge von der Liebe trällert, bemerkt man gerade in solch angespannten Zeiten die verpasste Chance, die Ausnahmestimme auch einmal anderweitig zu erheben, als jammernd der Geliebten gegenüber. Betrachtet man "Darkness and light" schlicht als das trendig-überproduzierte Pop-Album, das es letztlich ist, erscheint es insgesamt rund. Aber das kann ja nicht der Anspruch einer (selbsternannten) Legende sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Darkness and light (feat. Brittany Howard)
- Right by you (For Luna)
- Same old story
Tracklist
- I know better
- Penthouse floor (feat. Chance The Rapper)
- Darkness and light (feat. Brittany Howard)
- Overload (feat. Miguel)
- Love me now
- What you do to me
- Surefire
- Right by you (For Luna)
- Temporarily
- How can I blame you
- Same old story
- Marching into the dark
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Armin
2016-12-11 22:30:44
Frisch rezensiert.
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