Emeli Sandé - Long live the angels

Virgin / Universal
VÖ: 11.11.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Löffelchenstandard

Gemeinhin schlechter Stil: Albumbesprechungen an dem Cover aufhängen. Gemeinhin schlechterer Stil: der Anblick des zweiten Albums "Long live the angels" von Emeli Sandé. Und damit sei der Einstieg an dieser Stelle geschafft. Inklusive des Segens von Wolf Schneider wie Diedrich Diederichsen. Also, Emeli Sandé, Frau für den bedeutungsschwangeren Blick in die Ferne, ist zurück. Mit achtzehn neuen Songs und geschmacksfreiem Cover. Zwischen Debüt und "Long live the angels" vergingen immerhin vier Jahre, das reichte für Scheidung, Managementwechsel und Selbstfindung. Dazwischen schaffte sie es noch, die achtzehn Songs für das zweite Album zu schreiben. Herausgekommen sind noch mehr Piano, noch mehr Pomp, noch mehr Drama.

Als Songwriterin schneiderte Sandé schon Katy Perry und Rihanna Stücke auf den Leib, arbeitete mit Alicia Keys zusammen. Umso erstaunlicher, dass sich die 29-jährige Schottin so oft auf diesem Album in Durchschnitt kleidet. "Baby, I'm not made of stone, it hurts / Loving you the way I do, it hurts", singt Sandé in "Hurts". So ein Text kann in dem Liebeskummer helfen, der sich sonst durch Filme mit Hugh Grant und Eisbechern beheben lässt. Und wir wissen, dass es diesen Kummer nur in Hollywood-Filmen selbst gibt. Schlange, die sich selbst vertilgt, Dein Name sei Hugh! Romantik muss bei Emeli Sandé hier eben butterweich und rosarot sein.

Damit lässt sich aber zum Beispiel in "Breathing underwater" ziemlich gut auskommen, wenn sie den Jammerlappen ausgewrungen hat und es an die Hymnen geht, ins Stadion, in die große Welt. Streicher, Chor und Sandé schaukeln sich hier selbst hoch. Der Song dürfte zu ihren bisher besten Arrangements gehören, in dem Moment lässt sich wieder an Pop glauben, an Freiheit und Gleichheit und Schönheit. In "Highs & lows" bedient sie das gleiche Konzept, doch mit ein wenig mehr Geschwindigkeit und Dynamik im Sound. Vor allem lässt sich hier endlich wieder hören, was für eine unglaubliche Stimme Sandé überhaupt hat. Das fing selbst ihr Debüt stellenweise nicht wirklich ein, dafür das darauffolgende Live-Album "Our version of events: Live at the Royal Albert Hall". Nun also diese beiden Songs, die deutlich herausstechen und den Rest des Albums hinter sich lassen.

Neben dem Herzschmerz ist vor allem die Spiritualität zentrales Thema dieses Albums. Erykah Badu zog sich einst auf ihren Glauben zurück, dass sie Interviews an bestimmten Tagen nicht geben kann, wenn ihr Horoskop ihr es versagt. Sandé findet den Sinn im Gospel und Texten wie: "Oh sweet architect, my bones are heavy and my soul's a mess. / I can't find my address, build me up, build me up!" Oder wie die Monty Pythons es sagten: Don't fricassee or roast us, or boil us in a vat! Zugegeben: An Gott selbst richtet sich das nicht, aber dieses Album heißt schon nicht ohne Grund "Long live the angels". Dieses Vage, nie Konkrete macht so viele Momente hier so egal, obwohl Sandé selbst "Sweet architect" ziemlich mitreißend komponiert hat. Wer mag, darf es unter klassischer Pianoballade verbuchen, wie sie die Künstlerin bisher zuverlässig geliefert hat.

Und war es das, verbitterter Autor, der einfach kein Gespür für diesen Sound hat? Bitte, es gibt so viele tolle Aufnahmen von Sandé, die beweisen, dass sie das besser kann. Die Ästhetik steht hier permanent über den Songs. Schwarz-weiße Fotos von Sandé mit traurigem Blick und Blumen vor dem Gesicht, so sieht es nicht nur im Booklet aus, sondern so hört sich dieses Album an. Die Produktion permanent auf Hochglanz eingestellt. Das ist der kleinste vermarktbare Nenner für Liebeskummer. Mag sein, dass Sandé hier ihrem eigentlichen Sound näher ist. Er ist nicht besser, nur weil er anders ist. Er ist vor allem: Standard. Langweiliger Standard. Und jetzt die Eislöffel raus. Die haben immerhin einen guten Stiel.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Breathing underwater
  • Highs & lows

Tracklist

  1. Selah
  2. Breathing underwater
  3. Happen
  4. Hurts
  5. Give me something
  6. Right now
  7. Shakes
  8. Garden (feat. Jay Electronica & Áine Zion)
  9. I'd rather not
  10. Lonely
  11. Sweet architect
  12. Tenderly (feat. Joel Sande & The Serenje Choir)
  13. Every single little piece
  14. Highs & lows
  15. Babe
  16. Kung fu
  17. Somebody
  18. This much is true
Gesamtspielzeit: 62:18 min

Im Forum kommentieren

Dan

2016-11-20 23:24:51


Furchtbare Single. Ihr Debüt mochte ich eigentlich...

Armin

2016-11-16 21:23:56

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2016-11-10 20:46:25

Das Album klingt wie ein halber Durchlauf des Eurovision-Song-Contest-Finales am Stück.

Armin

2016-10-18 20:28:55

Emeli Sandé
Emeli Sandé präsentiert neues Album "Long Live The Angels": Umjubeltes Live-Konzert in Berlin
Emeli Sandé in Berlin! Gestern Abend durften sich die deutschen Fans von Emeli Sandé über ein ganz besonderes Highlight freuen: Die Sängerin präsentierte ihr neues Album „Long Live The Angels“ (VÖ: 11.11.) als deutsche Live-Premiere in intimer Atmosphäre vor 550 Zuschauern im restlos ausverkauften Lido in Berlin. Nachdem Emeli Sandé die erste Single „Hurts“ im September zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit im Rahmen der Universal Music Tagung „Universal Inside 2016“ live vorgestellt hatte, kehrte die Ausnahmesängerin gestern in die Hauptstadt zurück. Sie präsentierte neben ihren Hits wie „Heaven“ und „My Kind Of Love“ auch Songs aus ihrem kommenden Album „Long Live The Angels“. Ihre aktuelle Single „Hurts“ wurde von dem Publikum ebenso gefeiert wie die gefühlvolle Performance von ihrem Song „Clown“, bei dem sie sich selbst am Piano begleitete. Mit einer grandiosen Zugabe von „Read All About It“, die das aus ganz Deutschland und Europa angereiste Publikum lautstark mitsang, krönte Emeli Sandé ihre Show vor Fans, Medienpartnern und Gästen und hinterließ einen bleibenden Eindruck.

„Long Live The Angels“ ist das zweite Album der schottischen Soul- und R&B-Sängerin. Mit ihrem Debütalbum „Our Version Of Events“ gelang Emeli Sandé 2012 der internationale Durchbruch. "Our Version Of Events" war 2012 das meistverkaufte Album in Großbritannien und landete auch 2013 auf Platz 2 der Bestenliste. In Deutschland wurde das Album mit Platin ausgezeichnet. Zudem gewann sie drei BRIT Awards. Weltweit verkaufte sich „Our Version Of Events“ über 4,6 Millionen Mal und brach sogar einen fast fünf Jahrzehnte bestehenden Chartrekord der Beatles, mit 63 Wochen am Stück in den UK-Top-10.

Das Album "Long Live The Angels" wurde in New York City, L.A., London und Oxford aufgenommen. Es erscheint als Standard- (15 Tracks) und Deluxe-Version (18 Tracks) und kann bereits vorbestellt werden.

Das Video zu ihrer aktuellen Single „Hurts“gibt es hier zu sehen!
http://www.universal-music.de/emeli-sande/videos/detail/video:415489/hurts

http://www.universal-music.de/emeli-sande/home


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