The Game - 1992
Cash Machine / SPVVÖ: 14.10.2016
Hoffnung und Wille
1992 wurde der Rezensent eingeschult. Sein erstes Auto, ein VW Polo 2, wurde in diesem Jahr gebaut, gefahren hat er es erst zwölf Jahre später. 1992 hatte er ja sowas von keine Ahnung von HipHop. The Game schon, wenngleich der 1979 geborene Rapper auch nur 6 Jahre älter war. Mit 12, 13, da fängt das mit den Mädchen an, da beginnt das mit den Schlägereien, das mit den Schmierereien. Es ist das Alter, in dem man sich zumeist auch erstmals selbstständig mit Musik beschäftigt. Während der Rezensent "Bravo Hits" kaufte, lebte The Game in Compton direkt an der Quelle des HipHop-Lifestyles. Mit "1992" begeht er eine Rückschau auf ebenjenes Jahr, ohne dabei nostalgisch zu werden, ohne jegliches überpathetisches Früher-war-alles-besser-Gejammer.
Statt sich stilistisch gänzlich der abflauenden Old School oder dem aufkommenden Golden Age hinzugeben, pickt sich The Game die Perlen heraus, gibt sich über die Platte hinweg immer wieder Souleinflüssen hin und zeigt sich weitestgehend besonnen statt zornig. Dabei vermeidet er den ganz harten Gangsta-Rap dieser Ära à la N.W.A., wie man ihn vielleicht erwartet hätte. Allgemein scheint es ein Trugschluss zu sein, dass die Comptoner Größen trotz dickem Brust-Tattoo allzu prägend für ihn waren. "I grew up on Wu-Tang", erklärt er, auch wenn er seinen Entdecker Dr. Dre dabei nicht unerwähnt lässt. Der smoothe Beat gleitet zwischen Saxophon und Handclaps voran und spielt mit Samples aus dem Stück "CREAM" des New Yorker Clans. Ähnlich unaufgeregt erscheint "What your life like", welches zur Reflexion ermahnt. Da seien ihm sein affiger Beef mit Meek Mill und die unlängst getätigte Behauptung, er habe gleich mehrere weibliche Angehörige der Kardashian-Sippe vernascht, mal verziehen.
Insgesamt weniger politisch als auf "Streets of Compton", lässt es sich The Game dennoch nicht nehmen, ein Statement gegen Donald Trump und weiße Eitelkeit herauszuhauen. Dazu recyclet er in "Fuck orange juice" den Beat von Grandmaster Flashs "The message" und gibt zu verstehen: "These white people votin' for Trump / But they don't give a fuck about OJ." Auch "Young niggas" beschäftigt sich auf old-schooligem Pianobeat mit den Belangen Farbiger und beschreibt den Alltag des kleinen The Game alias Lil J, geprägt von Abziehereien und Konflikten – nicht zuletzt mit dem weißen Teil der Bevölkerung. Sonyae Elise lässt die Hook erklingen: "We was just some young niggas / All in these streets to feed."
So ein Rückblick kann schnell langweilig werden, wenn man nur guckt, aber keine Schlüsse zieht. Bei The Game bedeutet Retrospektive jedoch vor allen Dingen zu lernen. "However do you want it" zitiert den Schmied des eigenen Glückes, den Pursuit of Happiness, erklingt vorwärtsgewandt ermutigt statt zurückschauend erstarrt. Dabei lässt The Game die Musik in Zeitlupe ablaufen, sie gerät mehr und mehr in den Hintergrund und stellt in den Fokus, was wirklich wichtig ist: Hoffnung und Wille. Das gilt 2016 vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als 1992.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Young niggas
- I grew up on Wu-Tang
- However do you want it
Tracklist
- Savage lifestyle
- True colors / It's on
- Bompton
- Fuck orange juice
- The juice
- Young niggas
- The soundtrack
- I grew up on Wu-Tang
- However do you want it
- Baby you
- What your life like
- 92 bars
- All eyez (feat. Jeremih)
Im Forum kommentieren
Armin
2016-11-02 20:55:37
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Armin
2016-09-12 20:06:00
Hallo zusammen,
The Game kündigt sein neues Soloalbum „1992“ für den 07.10.2016 an. Erscheinen wird es in Europa über das deutsche Indie-Label Ca$h Machine Records. Obwohl mit „Streets of Compton“ und „Block Wars“ in diesem Jahr bereits zwei Soundtracks von ihm das Licht der Welt erblickten, ist „1992“ der Nachfolger zu „The Documentary 2“ und „The Documentary 2 2.5“, seinen Soloalben aus dem letzten Jahr.
Auf „1992“ wird es im Gegensatz zu den beiden Vorgängern keine Features zu hören geben. Für das Cover des sehr persönlich gehaltenen Albums zeigt sich der legendäre Darryl „Joe Cool“ Daniel verantwortlich, der auch das Artwork für Snoop Doggs Debüt „Doggystyle“ entwarf. Für The Game verarbeitete er Ereignisse und Erinnerungen, die im Jahr 1992 prägend für den damals 12-Jährigen waren.
„It is inspired by what was going on in my life, my city & the world when I was 12 years old coming into my teenage years”, so The Game. Dazu zählt er u.a. die Unruhen in Los Angeles und den Basketball-Olympiasieg durch Michael Jordan und das Dream Team. „Crips & bloods were both pulling me in both directions”, fügt er hinzu. „Joining one of the gangs was almost a normality for a young African American male growing up in Compton & the surrounding areas of Los Angeles County.”
Auch die Misshandlung Rodney Kings durch Polizeibeamte sei für ihn ein unvergessliches Ereignis, das eine weltweite Massenhysterie auslöste. Ebenso wie die filmreife Verfolgungsjagd des ehemaligen NFL-Spielers O.J. Simpson mit der Polizei und der anschließende im TV übertragene Gerichtsprozess, der nach Aussage The Games „ein Land rassisch teilte“. All diese Ereignisse würden sich auch inhaltlich auf dem Album wiederfinden und es sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen, sie auf dem Albumcover zu verewigen.
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