Unheilig - Von Mensch zu Mensch

Vertigo / Universal
VÖ: 04.11.2016
Unsere Bewertung: 1/10
1/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Geh bitte

Es ist schlecht bestellt um die Idole der Deutschen. Gerade, wenn sie einen fürstlichen Namen tragen: Der Kaiser ist unlängst über die Schmiergeldaffäre im Rahmen der WM-Vergabe 2006 gestolpert. Und auch der Graf nimmt seinen Hut – das allerdings nunmehr schon seit zwei Jahren. "Gipfelstürmer" sollte 2014 die letzte Platte sein, doch dann gabs doch noch ein MTV unplugged. Jetzt sagen Unheilig angeblich endgültig Adieu – mit einem weiteren Studioalbum: "Von Mensch zu Mensch". Wie der Kaiser ist auch der Graf ein ganz ganz Großer, wenns ums Absahnen geht. Aber alle tun so, als wäre die neuerliche Veröffentlichung das großzügige Geschenk eines altruistischen Menschenfreunds. Zitat aus dem Promotext: "Anstatt mit Worten seinen Dank für all die schönen Erinnerungen und die ihm entgegengebrachten Emotionen auszusprechen, entschied sich der Sänger für seine ganz eigene Sprache, die Musik." Haha. Als "Dankeschön" werden jetzt noch einmal die ganzen armen Seelen geschröpft, die der glatzköpfige Rattenfänger in seinen Bann gezogen hat.

Es ist eigentlich überhaupt nicht sinnig, hier jetzt einzelne Songs herauszupicken und zu beleuchten, welche lyrischen Ergüsse der überwiegend schwarz tragende Künstlernamen-Besitzer diesmal zwischen schwülstig-gespenstische Gitarrenriffs und schlagerpoppige Melodien gepflanzt hat. Wichtig ist, dass die Songs allesamt hymnenhaft auftreten, dass die Feuerzeughand nur so aus der Tasche schnellt, dass Signalwörter wie "Freiheit" oder "Glück" untergebracht werden, die dann bei simplen Gemütern große Gefühle auslösen. Darauf kann man sich auch auf "Von Mensch zu Mensch" verlassen. Das sphärisch-instrumentale Intro mal ausgenommen. Ansonsten Rammstein-eske Bretter wie "Egoist" oder "Funkenschlag", Pianoballaden wie "Einer von Millionen" oder Drone-lastige Seemannslieder wie "Ein wahres Glück". Hundertprozentige Schlager-DNA findet sich hingegen in "Legenden" oder in "Tausend Rosen". Zwischenfrage: Graf'scher Kinnbart oder Engler'sches Indianerschwänzchen? Musikästhetisch jedenfalls liegt nicht viel zwischen Aachen und Bietigheim-Bissingen. So wie Pur, aber schlimmer als Pur kommt "Mein Leben ist die Freiheit" daher.

Am Ende schließlich eine dreiste Lüge: "Ein letztes Lied" ist nur das vorletzte Stück auf "Von Mensch zu Mensch". Darin erinnert sich der selbsternannte Würdenträger zurück, hört sich noch einmal all seine Songs an, erklärt, er habe immer nur für den Erfolg gelebt. All das von ihm Geschaffene überdauere die Ewigkeit, meint der der Hybris verfallene Sänger. Das letzte Lied schreibe er nur für sich, gibt er wenigstens zu. Dem entgegen steht, was der Graf eigentlich auszusagen vorhatte: Er ist ja auch nur ein ganz normaler Kerl. Siehe Albumtitel, siehe Titeltrack. "Ich bin ein Mensch, so wie Du es bist", wiederholt er an verschiedenen Stellen auf der Platte. So lässt sich der Graf zum Ringkuss hernieder, wohl wissend, wie er sich daran bereichert. Ekelhafter gehts ja kaum. Bitte geh endlich.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Auf ein letztes Mal (Intro)
  2. Egoist
  3. Von Mensch zu Mensch
  4. Einer von Millionen
  5. Mein Leben ist die Freiheit
  6. Funkenschlag
  7. Ich würd' dich gern besuchen
  8. Ein wahres Glück
  9. Legenden
  10. Heimatlos
  11. Der Sturm
  12. Tausend Rosen
  13. Walfänge
  14. Krieger
  15. Ein letztes Lied
  16. Für alle Zeit (Outro)
Gesamtspielzeit: 69:30 min

Im Forum kommentieren

Ahaha

2017-10-16 22:11:55

So lustig.

matinioh

2017-10-16 22:02:49

Unheilig? Besserer Name wäre Unheimlich gewesen. Schreckliche Band feat. Graf Bobby. Geboren um zu gehen ...

um schnell auf

2017-10-06 01:45:21

Von Schnensch zu Schnensch

lach

2017-10-05 23:25:11

Graf Hodenkopf
03.11.2016 - 13:10 Uhr


Alter, was für ein Nick :D

Pascal

2016-11-18 11:56:51

Da hat BVBe recht, lass dich nicht provozieren Frederik!

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