Mono - Requiem for hell

Pelagic / Cargo
VÖ: 21.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Der Höllenritt

Zusammen mit dem römischen Dichter Vergil durchquert ein Boy namens Dante die Pforten der Hölle, chillt zwischendurch mit dem Beelzebub himself und stattet später auch dem lieben Gott einen derben Besuch ab. So lässt sich salopp formuliert das berühmteste Werk der italienischen Literatur zusammenfassen, das den dezenten Namen "Die Göttliche Komödie" trägt und von Dante Alighieri am Anfang des 14. Jahrhunderts verfasst wurde. Selbstverständlich musste für dieses Resümee Wikipedia bemüht werden, da sich wohl nur Studenten im 32. Semester (un-)freiwillig mit diesem Amboss an Text auseinandersetzen. Allein die Gestaltung in Form von exakt 100 Gesängen lässt jedem Bankdrücker in der Schule vor Schreck das Pausenbrot aus der Hand fallen.

Die japanischen Vorzeige-Postrocker Mono ticken da jedoch komplett anders, denn auf das neunte Studioalbum, zählt man die beiden Vorgänger "Rays of darkness" und "The last dawn" zusammen, hatte Dantes Epos großen Einfluss. Das Quartett wollte aber keinen Quasi-Soundtrack zu diesem kreieren. Vielmehr merkten die vier erst im Nachhinein, dass sich Stimmung und Fluss beider Werke ähneln, sodass sie eine Illustration von Gustave Doré als Cover wählten, die Dante und seine Angebetete Beatrice am Ende ihrer Reise zeigt. Und auch der Titel des Albums dürfte eine deutliche Anlehnung an Alighieris Werk sein.

Bei einem derart arty-farty Überbau schlottern einem natürlich sofort die Knie – aus Angst, von zu viel Kunst erdrückt zu werden. Glücklicherweise funktioniert "Requiem for hell" auch ohne die ständige Vorstellung, an welchem Punkt der Reise sich Dante gerade befindet. Mono setzen dabei den musikalischen Weg ausufernder, orchestraler Soundwände fort, den sie selbst erst eingeschlagen haben – ohne qualitative Verluste. Das wird direkt im Opener "Death in rebirth" deutlich: Repetitive Abschnitte steigern sich nach und nach so lange, bis jede Faser des Körpers nach dem befreienden Ausbruch schreit, der erst kurz vor Ende folgt und den tranceähnlichen Zustand auflöst. Das folgende halbminütige Feedback-Gewitter macht deutlich: Im Himmel sind wir längst noch nicht angelangt.

Im Mittelpunkt von "Requiem for hell" steht der gleichnamige Titeltrack, der allein fast 20 Minuten des Albums einnimmt. Auch wenn währenddessen der Gedanke aufkommt, dass Mono diesen Song schon einmal geschrieben haben und auch die Struktur zunächst vorhersehbar wie eine amerikanische Rom-Com ist, raubt einem dieser Koloss schlicht den Atem. Hauptschreiber Takaakaria "Taka" Goto kann und muss als bedeutendster Dirigent des gesamten Postrock-Genres in die Geschichtsbücher eingehen, denn nur er schafft es, unmelodische Töne angenehm klingen zu lassen und die Spannung aufrechtzuerhalten, auch wenn das alles in ähnlicher Form schon einmal da war.

Spoiler eines fast 700 Jahre alten Opus: Dante und Beatrice durchqueren letztendlich das Paradies, wo Gott selbst erahnt werden kann. So sakral endet "Requiem for hell" nicht, aber die Versöhnlichkeit haben beide gemein. Ein letztes Mal sorgen die zahlreichen Streicher in "The last scene" für wahre Gefühlsexplosionen, doch der Ausbruch bleibt in diesem Fall aus. So beenden Mono ein Gesamtkunstwerk, das sämtliche bekannten Facetten der Japaner beinhaltet und ein weiteres Mal mehr als beeindruckt. Damit können Literaturstudenten nun ihre Debatten auch auditiv unterstreichen.

(Christian Laude)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Death in rebirth
  • Requiem for hell

Tracklist

  1. Death in rebirth
  2. Stellar
  3. Requiem for hell
  4. Ely's heartbeat
  5. The last scene
Gesamtspielzeit: 46:03 min

Im Forum kommentieren

Musikpabst

2018-12-25 15:56:14

Bei Mono kann ich die Zeit vergessen. Requiem For Hell ist für mich die beste Nummer die Mono bis dato produziert haben. Die ganze Platte in einem Stück gehört, hmmmm lecker Schmackofatz für die Ohrlöffel.

Achim

2017-12-09 11:53:57

Note: No refund will be made for the cancellation above."

Das nenne ich doch mal eine klare Ansage :O

(A.)

Rob

2017-12-09 11:52:29

Sad news everyone:

"Due to personal reasons, our drummer Takada will be now leaving the band.

And also, after several discussions, we have decided to cancel our performance at STORM OF VOID’s “War Inside You” release tour on December 22 at Shibuya club Asia due to the reason above.

We would like to apologise for the inconvenience caused to all the people who are involved; the host of the night STORM OF VOID, all the performers and involved personnel, and everyone who has purchased the tickets.

Thank you for your understanding and the continued support of MONO.

Note: No refund will be made for the cancellation above."

(Quelle: monoofjapan.com)

Herder

2016-10-29 22:05:04

@Rent!: Live sind MONO ja ohnehin uneinheimlich gut.

Rent!

2016-10-26 08:48:55

Check mal ne live version von requiem in hell auf youtube (live in lyon ende 2015). Göttlich!

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