Frida Gold - Alina

Warner
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pops Blitz

Die Karriereschritte der Band Frida Gold lassen sich wie ein wenig beliebtes Wetterphänomen lesen. Zu jedem Albumrelease gibt es diese eine prägnante Single, die krachend im Radio einschlägt und bis zur letzten Hausfrau am entlegensten Bügelbrett durchdringt. Der Rest der Langspieler verpufft ungesehen, ungehört und zieht einfach weiter. Damit wenigstens die eine Vorveröffentlichung das Konsensradio erhellt, bedarf es stets zusätzlicher Maßnahmen. Jene beschränken sich auf das dauerfunktionale Spiel mit der Nacktheit. Nippel müssen blitzen, um die Marketingmaschinerie in die richtigen Bahnen zu lenken. Nachdem der englischsprachige Vorabversuch "Run run run" nicht den gewünschten kommerziellen Erfolg hatte und sich so stark an Sias "Chandelier" festhielt, dass dieser von der Decke zu fallen drohte, greift die mittlerweile Zwei-Personen-Band um Alina Süggeler pünkltich zum Start von "Alina" wieder auf den altbekannten Plan zurück, siehe das Video zu "Langsam". Mit konzeptionierter Intimität samt überauthentischer Nahbarkeit auf der Habenseite sollte es doch was werden mit dem Radiohit.

Ein heller Erfolgsmoment könnte dieses Mal jedoch ausbleiben, da das Streben nach Verkaufs-Höhen für einen herben Verlust jeglicher Eigenständigkeit sorgt. Jener aktueller Chart-Anlauf "Langsam" wäre genauso gut bei Sarah Connor oder Anna Loos oder einer mittelbegabten Schlagersängerin aufgehoben. Das Beschwören des Wir-Gefühls; der direkte Appell an den Zuhörer sorgt für schmusige Anbiederei, die sich in einem austauschbaren Song erschöpft. Dabei sind die Arrangements, die Partner Andreas Weizel um die Stimme herum setzt, stellenweise raffiniert. Bei "DBNMMF" schleicht sich ein lässiges E-Gitarrensolo hinein, und das bereits erwähnte "Run run run" rollt mit wuchtigen Bläsereinsatz den Teppich für die (ausbleibende) Eskalation aus. Leider überlagern die reduntanten Themen junger Großstädterinnen diese Feinheiten. Im Englisch-Deutsch-Mischmasch des Albums gesprochen, geht es um Boyfriends, Girlfiends und um den eigenen Platz im zwischenmenschlichen Beziehungswirrwarr. Sieht so das Ergebnis der langen Verzögerung aus? Schließlich war schon für den 23. Oktober 2015 ein Album namens "Frida Gold" angekündigt worden, das aber dann nie erschienen ist.

Mit aller Macht kämpft nahezu jedes Stück gegen das Image der unterkühlten, makellosen Puppe aus der Medienindustrie. "Ich hab Angst" ist wohl so etwas wie das windschiefe Zugeständnis an Verletzlichkeit und Empathie. Mitunter bekommt es jedoch der Hörer mit der Angst zu tun, sobald unter dem unsäglichen Titel "Rebel in Chanel" geflüstert wird: "Eh, dreh den Bass laut / Ich komm mit mein' Schwestern." Ansonsten sind es tragende Klavierflächen und gefällig vergängliche Pop-Melodien, die den performativen Seelenstriptease begleiten. Einzig der Überbleibsel vom Flirt mit dem englischsprachigen Markt "In my sleep" schafft es, einen Spannungsbogen einschließlich stimmlichen und musikalischen Ausbruch zu initiieren. Da war sie dann doch – die eine geballte Ladung Energie.

(Michael Rubach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • In my sleep

Tracklist

  1. Andis Song
  2. Burn the boats
  3. Wir sind zuhaus
  4. Ich hab Angst
  5. Langsam
  6. Rebel in Chanel
  7. Zurück zu mir
  8. Himmel
  9. Wer einmal lügt
  10. DBNMMF
  11. In my sleep
  12. Run run run
Gesamtspielzeit: 44:18 min

Im Forum kommentieren

Leeeeel

2016-10-04 13:05:36

6 von (nun) 9 Posts sind von Armin. Respekt.

mutlos

2016-10-03 20:51:46

https://noisey.vice.com/de/article/fehler-im-neuen-frida-gold-video-langsam

nun, die musik bleibt unzumutbar

ab

2016-10-03 20:39:14

So nach dem Motto, wenn die Musik ungenügend ist, muss mans mit dem Video rausreißen.

Armin

2016-09-28 21:00:33

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2016-09-02 12:13:20

Frida Gold live 2016

27.11. Hannover, Capitol

28.11. Dortmund, FZW

29.11. Mannheim, Capitol

30.11. Stuttgart, Im Wizemann

07.12. Berlin, PBHFCLUB

08.12. Frankfurt, Batschkapp

09.12. Dresden, Alter Schlachthof

11.12. Hamburg, Mojo Club

12.12. Leipzig, Täubchenthal

14.12. München, Muffathalle

15.12. Köln, Gloria Theater

Veranstalter: Neuland Concerts

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