Deap Vally - Femejism

Cooking Vinyl / Sony
VÖ: 16.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rock um Rock

Lindsey Troy und Julie Edwards haben sich beim Häkeln kennengelernt. Man möchte das sofort glauben, weil es überhaupt nicht zu ihrem Bluesrock passt, mit dem sie Mauern, Machos und Melancholiker niederschlagen. Diese beiden kalifornischen Ladys sind seit ihrem Debüt in 2013 der nächste Beweis, dass Rock selbstverständlich nicht tot ist, die klassische, vierköpfige Bandformation hingegen veraltet. Was sich auf "Sistrionix" noch leicht blasiert andeutete und nicht so richtig in die Gänge kam, machen sie auf ihrem zweiten Album richtig. Deap Vally werden lauter als The White Stripes, direkter, weil weniger verspielt als The Kills und machen viel mehr Spaß, weil sie versauter sind als The Black Keys.

"Femijism" poltert, scheppert, giftet und schleicht sich trotzdem wie ein zahmer Löwe an. Edwards drischt wundervoll wütend auf ihr Schlagzeug und Troy spuckt ihre Texte, bei denen sie meist den Herren der Schöpfung die Leviten liest, über ihre geschlitterten Gitarrenakkorde, als stünde Karen O mit Black Sabbath auf der Bühne. Nein, sie schäme sich nicht für ihre Launen oder ihr Gewicht, erklärt sie in "Smile more". Und fragt gleichzeitig, wen das überhaupt interessiere. Was dieses Duo vor drei Jahren als Sexspiel fabrizierte, was viel Kokolores und Hihihi war, hat nun rebellische Botschaften. Selbst als Unschuldiger leistet man vorsichtshalber Abbitte, denn die Weißglut dieses Duos ist derart schroff und echt, dass sie einschüchtert.

Deap Vally zermartern mal eben alles und jeden, den amerikanischen Traum bei Miss-Wahlen in "Little baby beauty queen", jegliche Form der Mäkelei in "Critic" (also vorsorglich auch diesen Text hier) und "Julian", den Prototyp für An-Die-Wäsche-Wollende. Troy ist die böse Dame, die im Vorbeigehen klischeeversessene Träume und Urteile wie Luftballons kaputt sticht, was bei ihr nicht zynisch klingt, sondern nach einer richtig wilden Sause ("Grunge bond"). Langsamere Songs wie "Turn it off" dürfen bei diesem Schwall nicht ruhig, dafür zu kratzbürstigen Balladen werden.

"Femijism" dröhnt so rücksichtslos, wie der Albumtitel ahnen lässt, der den Feminismus mit männlichem Ejakulat kombiniert. Vulgär steht "jism" für Sperma und eine Attitüde, die zwar nicht neu ist, aber weiterhin wirksam: den gestreckten Mittelfinger. Nicht neu, aber wirksam, das beschreibt auch ganz gut diesen Bluesrock. Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs wusste, dass diese Musik mit allen Lautstärkereglern auf Anschlag produziert werden musste. Zum Glück, denn "Femijism" ist ein biestiges, kurzweiliges Vergnügen.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Royal jelly
  • Smile more
  • Turn it off

Tracklist

  1. Royal jelly
  2. Julian
  3. Gonnawanna
  4. Little baby beauty queen
  5. Smile more
  6. Critic
  7. Post funk
  8. Two seat bike
  9. Bubble baby
  10. Teenage queen
  11. Grunge bond
  12. Turn it off
  13. Heart is an animal
Gesamtspielzeit: 49:37 min

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Armin

2016-08-31 21:07:11

Frisch rezensiert.

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