The Divine Comedy - Foreverland

Divine Comedy / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.09.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Früher war mehr Lametta

Ein Song von The Divine Comedy ist ein Song von The Divine Comedy ist ein Song von The Divine Comedy. Wie die Rose von Gertrude Stein bleibt ein Stück des Projekts des Nordiren Neil Hannon stets erkennbar in Aufbau, Instrumentierung, Arrangement, Melodieführung. Zumal der Brite einer der wenigen übrig gebliebenen Crooner ist. Dazu ein Cembalo, Streicher, gerne auch Bläser, eine dezente Rhythmus-Sektion – fertig ist der Trademark-Song. Einmal hat er versucht, neue Wege zu gehen, indem er Nigel Godrich engagierte und mit ihm das Album "Regeneration" im klassischen Brit-Pop-Stil aufnahm – weder er noch seine Fans wurden damit glücklich, sodass er im Anschluss wieder zum Gewohnten zurückkehrte.

Auch das elfte Album weicht keinen Millimeter vom schwelgerischen und verschwenderischen Schema ab, sechs Jahre nach dem letzten Longplayer fahren die Geigen zuckersüße Schaumkronen auf, über die Hannons Gesang tänzelt und schwärmt. Schwärmt von "Catherine the great", und hier ist ausnahmsweise nicht die russische Kaiserin gemeint, sondern Cathy Davey, eine britische Singer-Songwriterin, mit der der Musiker in einer Beziehung lebt und für und über die er einen Großteil der Songs auf "Foreverland" geschrieben hat. So sehr man sich jedoch für den Blondschopf und über seine jauchzenden Melodien freut, kommt man doch nicht umhin, instinktiv seine früheren Werke im Vergleich heranzuziehen, und da sticht ein "Everybody knows I live for you, everybody knows I adore you, everybody knows that it's true except you" ("Everybody knows") aus den Neunzigern ein "You've got it, the one who loves you, who really, really loves you" ("The one who loves you") in puncto Witz und Originalität dann doch aus. Nur gut, dass er bereits im vorangestellten "Other people" seinen Humor beweist, als er die Liebessäuselei nach anderthalb Minuten mit einem barschen "Bla, bla, bla" abbricht.

Mit einem Augenzwinkern beschwert sich Hannon auch darüber, wie die Herzensdame ihn allein lassen kann, denn in diesen Moment weiß er nichts mit sich anzufangen, versackt vor dem Fernseher, wäscht sich nicht und stopft sich mit Süßkram voll. Und erinnert dabei musikalisch an Udo Jürgens und sein "ehrenwertes Haus". Die Pose steht ihm eindeutig besser als das Selbstmitleid, wenn er sich der Fremdenlegion anschließen möchte, um die Angebetete zu vergessen oder die Rolle als "A desperate man" in der er von den Trompeten durch den gleichnamigen Song getrieben wird. Licht und Schatten wechseln auf diesem Album häufiger als bei früheren Aufnahmen des Briten, oder wie Loriot sagen würde: Früher war mehr Lametta. Und dann lachen beide über sich selbst.

(Johannes Mihram)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Catherine the great
  • The pact

Tracklist

  1. Napoleon complex
  2. Foreverland
  3. Catherine the great
  4. Funny peculiar
  5. The pact
  6. To the rescue
  7. How can you leave me on my own
  8. I joined the foreign legion (to forget)
  9. My happy place
  10. A desperate man
  11. Other people
  12. The one who loves you
Gesamtspielzeit: 42:06 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2016-09-26 18:08:04

Beides stimmt wohl:

"Catherine, das ist halb Katharina die Große und halb Cathy, und dazu Napoleon, da dachte ich: Das sind doch eigentlich wir! Ein Beziehungsdrama mit internationaler Diplomatie zu vergleichen, das drängt sich doch förmlich auf, oder?"

http://www.spiegel.de/kultur/musik/the-divine-comedy-foreverland-neil-hannon-mit-neuem-album-a-1112494.html

Die 5/10 hier fällt doch arg aus dem Rahmen, international spiegel sich das eher bei 7-8/10 ein. Mir sind manche Momente ein bisschen zu kitschig-verspielt, aber ein toller Crooner ist er halt immer noch.

Iamthesword

2016-09-20 23:38:12

Hmm, wenn er in CATHRINE THE GREAT die Beziehungen zu Diderot und Voltaire erwähnt, klingt mir das doch eher nach der russischen Kaiserin...

el duce

2016-08-29 13:04:29

hm naja, auf albumlänge überzeugt mich nur "a short album of love" und "best of DC"...d.h. zu viele füller zwischen killern wie zb " our mutual friend"/"perfect love song"... solide band, welche aber in ihren besten momenten selbst scott walker in den schatten stellt...

Banana Co.

2016-08-28 23:36:47

Und das mit "des Briten" in der Rezension ist landesgrenzentechnisch durchaus richtig;-)

Banana Co.

2016-08-25 10:26:29

(5/10)? Dann sollte ich sie mir doch mal anhören.

Fand "Bang Goes The Knighthood" und "Victory For The Comic Muse" ziemlich solide, so irgendwo zwischen (6-7/10). Natürlich keine Großtaten wie "Regeneration" (8,5/10), "Absent Friends" (8,5/10), das fantatstische "Fin de siecle" (9/10) oder die frühen Sachen wie "Casanova" oder "Promenade" (beides (8/10)).



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