Grouplove - Big mess

Atlantic / Warner
VÖ: 09.09.2016
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Eins, zwei, Brei

"Die können doch gar nicht mehr Indie sein, die füllen jetzt ganze Arenen." Solche Aussagen fallen in der wehleidigen "Was-ist-Indie?"-Diskussion immer wieder. Ob das Ganze nun eher ein Musikstil oder eine Attitüde ist, sei hier mal daher gestellt. Fakt ist: Nicht nur die allwissende Enzyklopädie Wikipedia bezeichnet Grouplove als Indie-Band. Das Quintett aus dem sonnigen Kalifornien hat sich mit den ersten zwei Alben einen Namen erspielt. Ihr folkig-angehauchter und stets sommerlicher Output brachte dabei Songs wie "Colours" hervor. Trotz ihres unverkennbaren Hangs zu süßen Pop-Melodien ist der Indie-Stempel also durchaus gerechtfertigt. Nach der Veröffentlichung ihres dritten Werks "Big mess" müsste der Wikipedia-Artikel dennoch vielleicht mal überarbeitet werden.

Denn während der ersten zwanzig Sekunden dieses Albums dürfte der Indiepolizei bereits mehr als Angst und Bange werden. Elektronische Drums und eine stark modellierte Stimme von Sängerin Hannah Hooper läuten das grausige "Welcome to your life" ein. Kann ja nur noch besser werden. Wird es aber nicht. Gesangskollege Christian Zucchoni steigt ein und kurz blitzen die guten Seiten im Sound von Grouplove auf. Im Refrain ist’s dann schon wieder vorbei. Auweia: Dicke-Hose-Gitarren, die man sonst nur von schlechten Pop-Punk-Bands kennt, ein langweiliger Refrain – kurzum: nichts als glatt produzierter Brei. Wieder die Hoffnung, dass das ja eigentlich nur besser werden kann, war schließlich bloß die Single. Wird es aber nicht. "Do you love someone" führt das Elend konsequent weiter. Wenn Zucchoni am Ende der Strophe mit der Stimme hochgeht, kommen Ähnlichkeiten mit Maroon 5 auf. Grouplove wirken eher wie eine Pop-Band, die gerne Indie-Rock machen möchte. Geht es so weiter? Leider ja. Von den ersten fünf Songs kann man höchstens "Standing in the sun" durchwinken.

Erst im Mittelteil bieten Grouplove ein wenig Abwechslung. "Spinning" ist ein schönes Duett, bei dem die Akustikgitarren mehr im Vordergrund stehen. Die sonst aufgrund massiver Effekthascherei sehr ähnlich klingenden Stimmen ergänzen sich hier perfekt. "Cannonball" zittert mit elektronischem Beat voran – hier trauen sich die Kalifornier was. Letztlich basiert der Song aber auch nur auf einem simplen Riff. Mit Nada-Surf-Gedächtnis-Refrain und einem Hauch Punkrock prischt "Traumatized" nach vorn. Das war’s dann aber auch wieder. "Heart of mine" fällt nicht ganz so böse auf, mit "Don’t stop making it happen" ziehen Grouplove wieder die Kurve zum schauderhaften Beginn: "Big mess" ist leider hauptsächlich Musik, die im Formatradio als Indie-Rock verkauft wird und in kitschig-romantischen Liebeskomödien läuft. Vor den Augen tauchen Bilder auf: Til Schweiger schlendert zu "Good morning" mit einer schönen Frau durch die Morgensonne Berlins, Jennifer Aniston weint zu "Hollywood" der vermeintlichen Liebe ihres Lebens hinterher. Ist einmal im Monat ganz nett. Höchstens.

(Till Bärwaldt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Spinning
  • Traumatized

Tracklist

  1. Welcome to your life
  2. Do you love someone
  3. Standing in the sun
  4. Enlighten me
  5. Good morning
  6. Spinning
  7. Cannonball
  8. Traumatized
  9. Heart of mine
  10. Don't stop making it happen
  11. Hollywood
Gesamtspielzeit: 40:36 min

Im Forum kommentieren

Mister X

2016-08-25 23:20:34

oberflaechlich gesehen sind das aber schon one hit wonder

manfredson

2016-08-25 22:59:36

Genau die. "Never Trust a Happy Song" war auch ein grandioses Album mit dem großen Highlight "Cruel and Beautiful World". Der Nachfolger "Spreading Rumours" war schon sehr mäßig, dieses hier scheint ja noch schlimmer zu sein. Schade um eine Band, aus der was Großes hätte werden können.

Mister X

2016-08-24 22:19:13

waren das nicht die ? : take me to your best friends house...

Armin

2016-08-24 20:51:38

Frisch rezensiert.

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