Angel Olsen - My woman

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 02.09.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Neuer Qualgorithmus

Manchmal kann es bei aller Kompliziertheit, bei allem Chaos, bei aller unnötigen Schwere des Alltags eben doch auch einfach sein: "Shut up, kiss me, hold me tight / Stop your crying, it's alright", singt Angel Olsen in der Leadsingle ihres neuen Albums "My woman" und sagt dem Liebeskummer mitsamt seinen fiesen Kumpanen den Kampf an. Und nicht nur ihm: Olsen, die im bisherigen Verlauf ihrer Karriere stets in verschiedene Schubladen von Lo-Fi-Folk über Americana bis Alt-Country gesteckt wurde, nutzt ihr Drittlingswerk für einen ganz persönlichen Befreiungsschlag.

Das rotzige "Shut up kiss me" bildet nur den Anfang: "My woman" ist klar und bewusst in zwei Teile aufgegliedert, die sich auf verschiedene Arten mit den Irrungen und Wirrungen der Weiblichkeit beschäftigen. Olsen spielte für den Songwriting-Prozess diverse Situationen in ihrem Kopf durch und brachte diese anschließend zu Papier. Dabei herausgekommen ist nicht nur das mit Sicherheit beeindruckendste Album der 29-Jährigen, sondern auch ihr spannendstes: Olsen lässt ihre Hörerschaft an ihren Gedankengängen teilhaben und findet immer wieder neue Arten, um ihre Liebe, vor allem aber ihr Leid zu vertonen.

Dieser sich immer wieder erneuernde Qualgorithmus macht "My woman" auch so interessant. Wenn sich Olsen in der melancholisch-bedrückenden zweiten Hälfte von der stürmischen ersten zurückzieht, ist das auch für den Hörer ein Aufruf zum Nachdenken. Die Zweifel, die aus jeder Zeile des Country-Blues-Stücks "Heart shaped face" sprechen und in jeder weiteren Note nur umso schwerer zu wiegen scheinen, sind genauso nachvollziehbar wie der Drang des Openers "Intern", bei allen Unsicherheiten und Ängsten, etwas Echtes darzustellen: "Everyone I know has got their own ideal / I just wanna be alive, make something real."

Wie schon auf dem Vorgänger "Burn your fire for no witness" lässt Olsen sich aber auch auf "My woman" kein X für ein U vormachen und spielt nur nach ihren eigenen Regeln. Das klingt dann mal sehnsüchtig-druckvoll wie im klagenden "Not gonna kill you" oder gar herzzerbrechend wie in "Sister", das sich am Sechzigerjahre-Folk orientiert. Und eben immer unverkennbar nach Olsen höchstpersönlich. Dass sie auch hauchzart und versöhnlich sein kann, zeigt kurz vor Schluss etwa "Those were the days", ehe sie im Siebeneinhalbminüter "Woman" ein weiteres Mal die scharfen, hochdramatischen, schweren Geschütze auffährt. Eines ist klar: Die eine Schublade, in die Angel Olsen passt, muss erst noch gebaut werden.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shut up kiss me
  • Sister
  • Woman

Tracklist

  1. Intern
  2. Never be mine
  3. Shut up kiss me
  4. Give it up
  5. Not gonna kill you
  6. Heart shaped face
  7. Sister
  8. Those were the days
  9. Woman
  10. Pops
Gesamtspielzeit: 47:55 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2019-09-30 10:50:40

Bei den Punkten gehe ich größtenteils mit. Vielleicht würde ich Those were the Days und Pops noch tauschen. Und mit Höchstwertungen tu ich mir auch immer etwas schwer. 9/10 insgesamt würde ich aber auf jeden Fall unterschreiben. Und bald kommt auch schon die neue Scheibe. Yippie!

nörtz

2019-09-29 16:44:58

Intern 8
Never Be Mine 8
Shut Up Kiss Me 10
Give It Up 8
Not Gonna Kill You 9
Heart Shaped Face 9
Sister 10
Those Were The Days 7
Woman 10
Pops 8

9/10

Und gleich noch ne Karte für Hamburg nächstes Jahr geholt.

maxlivno

2019-09-28 03:11:47

Woman und Sister sind beides Übersongs und mit die besten Power-Balladen des Jahrzehnts

nörtz

2019-09-28 02:12:43

Wie gut ist denn "Woman" bitte und wie konnte ich das drei Jahre lang nicht kennen?

haha

2017-12-11 19:04:28

60€ für Hamburg LOL
In anderen Städten teilweise für 15€...

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