The Avett Brothers - True sadness

Republic / Universal
VÖ: 24.06.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Nachsitzen in der Jodelschule

Eigentlich gehören Unterhemden (es sei denn, man trägt wirklich immer etwas darüber), abgeschnittene Jeans und Truckercaps zu den No-Gos im Kleiderschrank. Außer man hört sich durch das Œuvre der Avett Brothers, die so charmant mit dem Hillbilly-Klischee spielen, dass man sich direkt mit einem schönen Gläschen Moonshine vor den Trailer setzen und die Harmonien zu "Ten thousand words" von "I and love and you" mitknödeln möchte. Auf ihrem neuen Langspieler "True sadness" gehen die zwei Brüder allerdings etwas weg vom folkig-akustischen Sound ihrer früheren Alben – mit durchwachsenen Ergebnissen.

Zwar finden sich immer noch viele Stücke im gewohnten Stil auf der Platte, wie die bittersüße Akustik-Folknummer "No hard feelings", die auch von den Milk Carton Kids sein könnte, das darauffolgende "Smithsonian" oder der banjolastige Walzer "Wish I was". Dazwischen brechen die Jungs aus North Carolina aber immer wieder das Folkmuster und streunen ein bisschen in andere Genrerichtungen. Wie bei der ersten Singleauskopplung "Ain't no man", das mit Funk-Bass und Dosenklatschern aufwartet, oder bei "Satan pulls the strings", das ein bisschen Classic-Rock-Feeling beschwört, stellenweise aber seltsam überinstrumentalisiert klingt. "You are mine" erinnert mit seiner schnurrenden Bassline in der Strophe angenehm an Eels, löst sich im Refrain dann aber leider in eher unspannendem, überproduziertem Pianopop auf. Man hört, dass Produzenten-Bartmonster Rick Rubin seine Finger im Spiel hatte, und man hätte ihm gern zu ein bisschen mehr Understatement geraten. Auch und vor allem bei "Victims of life", das mit generischem Latin-Rhythmus und eher belanglosem Text etwas deplaziert wirkt – zwei Piña Colada bitte!

So richtig urig wird es dann wieder bei "Divorce separation blues", einer augenzwinkernden Bluegrass-Nummer, die so schön sein könnte, wäre, ja wäre da nicht der Jodelpart, der so ungelenk und aufgesetzt wirkt, dass man ein bisschen zusammenzuckt. Das möchte man übrigens auch beim Schlusssong "May it last", bei dem Rick wohl auch die Finger an den Reglern ausgerutscht sind. Dabei ist der Streicherpart eigentlich ziemlich gelungen und weckt Assoziationen an John-Ford-Western, umso bedauerlicher, dass der Refrain wieder im Effektsumpf ersäuft. Weniger ist manchmal mehr, das könnte das Resümee aus "True sadness" sein, man vermisst die schlichten, einzig von Banjo, Gitarre und Gesang getragenen Kleinode, die auf "I and love and you" – bei dem Mr Rubin ebenfalls die Produktion übernommen hat – so begeistern konnten. Bleibt zu hoffen, dass Scott und Seth beim nächsten Album wieder zu ihren Kernkompetenzen zurückkehren und das Effekt-Panel aus dem Fenster schmeißen. Und vielleicht nochmal in der Jodelschule vorbeischauen.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No hard feelings
  • Smithsonian
  • Wish I was

Tracklist

  1. Ain't no man
  2. Mama, I don't believe
  3. No hard feelings
  4. Smithsonian
  5. You are mine
  6. Satan pulls the strings
  7. True sadness
  8. Wish I was
  9. Fisher road to Hollywood
  10. Victims of life
  11. Divorce separation blues
  12. May it last
Gesamtspielzeit: 51:04 min

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Armin

2016-06-29 20:25:52

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2016-06-22 20:21:31

Liebe Kolleginnen und Kollegen,



kein Grund zur Traurigkeit:

Am kommenden Freitag, den 24. Juni erscheint das neue Studioalbum der Avett Brothers, „True Sadness“.

Die erste Single „Ain’t No Man“ veröffentlicht die US-amerikanische Folkrock-Band aus Concord, North Carolina bereits vor einigen Wochen.

Hier könnt Ihr Euch das offizielle Video anschauen:



The Avett Brothers – „Ain’t No Man“

http://go.universal-music.de/the-avett-brothers/light/video/401677/



Außerdem gibt es seit kurzem ein Albumtrailer, in dem die Avett Brothers Eindrücke aus dem Studio zeigen. Die Atmosphäre ist locker, die Leidenschaft spürbar.

Produzent Rick Rubin lauscht den Klängen aufmerksam. Klar wird, dass der Spaß bei der Entstehung des 2016er-Albums keineswegs auf der Strecke blieb. The Avett Brothers bleiben ein eingespieltes Team.



Hier könnt ihr euch den Album-Trailer ansehen:



The Avett Brothers – Album-Trailer

http://go.universal-music.de/the-avett-brothers/light/video/403905/

Armin

2016-04-21 18:33:52

Liebe Kolleginnen und Kollegen,



The Avett Brothers sind zurück!

Am 24. Juni 2016 wird „True Sadness“, das neunte Album der Folkrock-Band aus Concord, North Carolina erscheinen.



Beim McDowell Mountain Music Festival performte die Band kürzlich bereits die erste Single „Ain’t No Man“ live:

The Avett Brothers – „Ain’t No Man“ live: https://www.youtube.com/watch?v=9J4fhXimpW0.



In einem offenen Brief, den Seth Avett verfasste und auf der Website der Band veröffentlichte, kündigten The Avett Brothers das Album vor einigen Wochen bereits selbst mit folgenden Worten an:

“’True Sadness’ is a patchwork quilt, both thematically and stylistically. Wherein a myriad of contrasting fabrics make perfect sense on the same plane, this album draws upon countless resources from its writers and performers.”

Wichtige Einfklüsse für die Platte seien “Queen, Sister Rosetta Tharpe, Jimmie Rodgers, Tom Petty, Nine Inch Nails, Gillian Welch, Aretha Franklin, Walt Disney, Pink Floyd, Kings of Convenience, calypso of the 1950’s and country of the 1930’s” gewesen, so Seth. Den kompletten Brief könnt Ihr hier im Original lesen: http://www.theavettbrothers.com/new-album-true-sadness-available-june-24th/.

THE AVETT BROTHERS

-Die Brüder Scott und Seth Avett formten im Jahr 2000 gemeinsam mit Bassist Bob Crawford The Avett Brothers.

-Ihren Durchbruch erlangte die Band 2007 mit dem Album „Emotionalism“, mit dem sie erstmals in die US-Charts einstiegen.

-Es folgte ein Plattenvertrag beim Major-Label Sony BMG/Columbia, bei dem im Herbst 2009 „I and Love and You“ erschien. Produziert wurde die Platte von Rick Rubin, mit dem die Band mittlerweile eine Freundschaft verbindet und der auch bei den folgenden Platten wieder als Produzent auftrat.

-„I and Love and You“ wurde zum Erfolg: Es konnte sich drei Wochen auf Platz eins der Folk-Charts halten und auch in den Top 20 der Billboard 200-Charts platzieren.

-Die beiden folgenden Platten „The Carpenter“ (2012) und „Magpie and the Dandelion“ (2013) schlossen an diesen Erfolg an und erreichten Platz vier bzw. Platz fünf der US-amerikanischen Charts.

-In der mittlerweile 16-jährigen Bandgeschichte haben The Avett Brothers über 1.000.000 Platten verkauft.

-Am 24. Juni 2016 erscheint ihr neuntes Studioalbum "True Sadness".

Armin

2016-04-20 19:50:25

Äh ja. Gehört haben dürfte ich beide, aber erinnern kann ich mich an nicht mehr viel. Außer an "I and love and you", das rauf und runter lief.

Und nein, der neue Song ist auch nicht so vielversprechend.

Abacus

2016-04-20 19:45:02

Da hast du wohl die "Magpie & The Dandelion" verpasst? Kann ja kaum sein, dass die doch eher schwache "The Carpenter" dein Jahres-Lieblingsalbum war, oder? ;-)

Es bleibt dabei: Nach dem grossartigen "I And Love And You" wurden sie nur noch schlechter... Grund zur Hoffnung gibt leider auch der neue Song nicht.

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