Metronomy - Summer 08

Because / Warner
VÖ: 01.07.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

I sing the summer electric

"I told you how long we’ve got / All the time in the world." Für Metronomy-Einzelgänger Joseph Mount hat sich das eigene Versprechen aus dem Song "A thing for me" nicht bewahrheitet, verhieß doch das dazugehörige zweite Album "Nights out" 2008 einen unumkehrbaren Ruhm, der mit dem Nachfolgealbum "The English riviera" gar Tagesschau-Sprecherinnen zu vereinnahmen vermochte (wie viel fabelhafter kann Linda Zervakis eigentlich noch werden?). Es ist auch kein großes Geheimnis, nein, es ist sogar zigfach besungen worden, dass der Alltag auf der Strecke bleibt, wenn man sein Leben vor allem im Transit zwischen Konzerten verbringt: "Summer 08" zeichnet den Übergang vom Tunichtgut zum unwahrscheinlichen Popstar in drei Akten.

Der erste Abschnitt dieses Albums erstreckt sich von "Back together" bis "16 beat" und bezieht sich klar auf den zappelig-dissonanten, referenzreichen Sound der ersten beiden Alben. Unzählige Gimmicks wie Kuhglocken und Mix Master Mikes Scratches auf "Old skool" können jedoch nicht verbergen, dass sich Metronomy über die Jahre einen Groove erarbeitet haben, der ihre Songs erdet und über jeden widerlichen "Na, ist das nicht kultig?"-Vorwurf erhebt. Bedeutend weniger verklausuliert ist das Herzstück von "Summer 08", das lediglich zwei Songs umfasst, dafür auf unterschiedliche Weise wie Angelo Badalamenti mit Rhythmusstörungen klingt. Die blanke Männerfantasie "Hang me out to dry" mit Robyn im Duett wird durch Erol Alkan in der Abmischung geadelt. Ihm gelingt es, eine Sentimentalität herauszuarbeiten, die für Metronomy-Verhältnisse regelrecht skandinavisch anmutet. Dieses Gefühl stellt Mount für "Mick Slow" in die gleißende Sonne und beißt sich zum Schmelzpunkt endlich in die Unterlippe.

Der letzte und umfangreichste Akt des Albums beschwört die instrumental geprägte Phase aus "The English riviera"- und "Love letters"-Zeiten herauf und spitzt sich auf den herzzerreißenden "Summer jam" zu. Pflichtbewusst wird versucht, mit zaghaften Dub-Effekten und einer Hammond-Orgel der Gewissheit zu entgehen, dass die Einkehr in den Trott schon längst erfolgt ist. Da helfen auch lieblich gemeinte, doch gequält vorgetragene Worte wie "For your love / For your smile / For your love, love / I'd do anything" nichts: Es bleibt alles anders. "Summer 08" zeugt angesichts des persönlichen wie auch musikalischen Erfahrungsschatzes eines Joseph Mount von einer (selbst-)bewussten Körperlichkeit, die sich erst mit zunehmendem Alter erarbeiten lässt. Nach all diesen Songs, die zunächst von Verlustängsten und der eigenen tapsigen Unbeholfenheit ausgegangen sind, eine grandiose Erkenntnis, die für die Zukunft von Metronomy hoffen lässt.

(Sohiel Partoshoar)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hang me out to dry (with Robyn)
  • Mick Slow

Tracklist

  1. Back together
  2. Miami logic
  3. Old skool
  4. 16 beat
  5. Hang me out to dry (with Robyn)
  6. Mick Slow
  7. My house
  8. Night owl
  9. Love’s not an obstacle
  10. Summer jam
Gesamtspielzeit: 39:07 min

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MopedTobias (Marvin)

2016-07-14 19:39:24

Sehr schön, der Song ist auch eines meiner Highlights auf dem Album, muss da bisschen an Future Islands oder etwas in der Richtung denken. Als Ganzes ist das Album leider doch eine größere Enttäuschung, als zu Beginn gedacht :/

MasterOfDisaster69

2016-07-14 15:13:40

Hier das neue Video zu Night Owl, ist super geworden:
https://www.youtube.com/watch?v=O0drWXOpm-Q

War eh schon mein Lieblingssong von der eher mittelprächtigen Summer 08.
Wüste, einen alten Rolls-Royce Cabrio und Gevatter Tod, was brauch man mehr für ein cooles Video…
Ich plante eh Urlaub in Süd-Spanien, jetzt geht’s u.a. auf in die Tabernas Wüste; muss mir dann noch einen Corniche Cabrio o.ä. irgendwo leihen und „nur“ noch meine Freundin davon überzeugen, was mit Abstand der schwierigste Teil sein wird. Wollen Eure Frauen auch immer nur an den Strand, Baden, Meer bzw. am Swimming-Pool herumlungern? Na ja, zumindest das Bikini-Oberteil macht sich in der Wüste auch gut, denn heiß wird es bestimmt !!! Lange lebe der Sommer !

Have a nice hot summer !

Sohiel

2016-07-05 12:32:48

Auf jeden Fall wäre das Thema doch ein guter Anlass für Metronomy, wieder auf Tour zu gehen. Auch wenn sie letztes Jahr schon hier waren. :)

musie

2016-07-05 09:06:48

und nicht falsch verstehen: ich finde das Lied super. gibt Metronomy einen bisher ungewohnten Röyksopp-Touch... nun halt nicht mehr die englische Südküste, sondern Newcastle und dann mit der Fähre ostwärts...

musie

2016-07-05 09:05:05

das sehe ich anders. Robyn bringt die kühle skandinavische Atmosphäre in den Song, aber das Lied unterscheidet sich vom Stil her nicht gross von anderen Metronomy Songs. Anna Prior könnte das genau so singen, es wäre dann sogar noch Metronomy-typsicher, und live wird sie das dann auch. möglicherweise hatte die Band bei diesem Album einfach Pause.

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