Melvins - Basses loaded

Ipecac / Rough Trade
VÖ: 03.06.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Zwei-Drittel-Band

Als Bassist hat man es nicht einfach. Man muss sich nicht nur ständig Bassistenwitze anhören, sondern auch mit der Tatsache leben, dass einem Sänger und Gitarristen den ganzen Ruhm wegschnappen. Außer natürlich, wenn man Lemmy heißt, aber das ist eine andere Geschichte. Die Melvins haben für dieses Problem seit einigen Jahren eine praktikable Lösung gefunden: Bei der Position des Viersaiten-Quälers wird nach dem Reise-nach-Jerusalem-Prinzip verfahren. Ein Platz ist frei und die Teilnehmerzahl des Spiels ist groß.

Auf ihrem gefühlt vierundsiebzigsten Album "Basses loaded" treiben es Buzz "King Buzzo" Osborne und Dale Crover auf die Spitze: Gleich fünf Meister der Tieftönerei durften sich auf der Platte verewigen, zudem hat auch der Schlagzeuger Crover auf einigen Tracks Bassspuren eingespielt. Dass der ohnehin mächtige Bandsound noch einmal um einiges voluminöser und druckvoller daherkommt, liegt daher auf der Hand. Allerdings gelingt es den Männern aus dem Nordwesten der USA wieder nicht, auf voller Länge zu überzeugen.

Der Beginn gerät indessen triumphal. Sowohl der in mächtigen Sludge-Riffs badende Opener "The decay of lying" als auch der feiste Schweinerock von "Choco plumbing" wissen zu überzeugen. Dass bei den Melvins alles ein bisschen überkandidelt und meschugge daherkommt, gehört zum schrägen Ton. Und dafür wird die Band ja auch geliebt. Bisweilen übertreiben sie es mit der Lust am Blödsinn aber auf "Basses loaded", weshalb das Album einen recht inkonsistenten Nachgeschmack hinterlässt.

So witzig ihre Neueinspielung des Klassikers "Shaving cream" beim ersten Hören ist, so schnell nutzt sich der Song auch ab. Wobei man Osborne die diebische Freude, statt "shaving cream" "shit" zu singen, natürlich abkauft. Mit "I want to tell you" wagen sich die Urgesteine in unerwartete Gefilde: Einen Beatles-Song zu covern zeugt von Gewicht im Gemächt. Leider gerät die Melvins-Interpretation der Harrison-Komposition ziemlich halbgar. Eine neue Facette wissen sie dem Evergreen nicht abzugewinnen.

Die für das Subsonische zuständigen Gäste machen ihren Job überwiegend bravourös. Trevor Dunns Kontrabass-Exzesse in "Planet distructo" etwa wecken angenehme Erinnerungen an selige Mr.-Bungle-Zeiten. Und auch Krist Novoselic sorgt per Akkordeon und E-Bass dafür, dass man das "maybe" aus dem Titel von "Maybe I am amused" streichen kann. Müde sind die Melvins also auf keinen Fall, Ideen haben sie auch noch genug. Ein bisschen mehr Geduld zwischen einzelnen Veröffentlichungen könnte aber nicht schaden.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The decay of lying
  • Choco plumbing
  • Maybe I am amused

Tracklist

  1. The decay of lying
  2. Choco plumbing
  3. Beer hippie
  4. I want to tell you
  5. Captain come down
  6. Hideous women
  7. Shaving cream
  8. Planet destructo
  9. War pussy
  10. Maybe I am amused
  11. Phylis Dillard
  12. Take me out to the ball game
Gesamtspielzeit: 46:04 min

Im Forum kommentieren

Underground

2016-06-16 15:29:32

Ja, gestern 75 Minuten, keine Zugabe. Ein bisschen enttäuschend war es dann schon.

salarias

2016-06-15 20:03:42

Underground

2016-06-14 09:55:06

ach ja: gab es eine vorband?

Underground

2016-06-14 09:08:48

morgen dann Köln!

salarias

2016-06-14 08:31:28

Gestern im Berliner Postbahnhof ein oberaffengeiles melvins Konzert erlebt. nachdem letzjährigen Berghaingig zum glück gabs mal wieder melvins in lite formation.
und deuce als zweiter song. ich hab mich soo gefreut:)

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