The Boxer Rebellion - Ocean by ocean

Absentee / Rough Trade
VÖ: 29.04.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Vorbeigerauscht

Wenn eine Band so lange im Geschäft ist wie The Boxer Rebellion, stellt sich fast automatisch eine gewisse Gelassenheit ein. Die Fanbase der Londoner ist stabil, kommt fast automatisch zu den Konzerten und wartet beharrlich, bis die nächste Platte erscheint. Die Musiker selbst empfinden nach all der Zeit im Geschäft womöglich etwa weniger Kribbeln als in den Anfangstagen, aber wohl auch weniger Druck, unbedingt liefern zu müssen. Im besten Falle führt diese innere Gelassenheit dann zu professionellen, aber zugleich berührenden Perlen von Songs, wie sie The Boxer Rebellion auf ihrem letzten Album "Promises" etwa mit dem Titeltrack und "Diamonds" gelangen. Dass dieses Werk ansonsten höchstens der Beschallung eines müden Sonntagnachmittags im Café dienlich war, ohne dass auch nur ein Gast bemerkte, dass überhaupt Musik läuft, möchten wir an dieser Stelle nicht verschweigen.

Auf ihrem fünften Album "Ocean by ocean" setzen die Briten den zuletzt eingeschlagenen Weg konsequent fort. Leider ohne die erfrischend lärmigen Gitarrenparts aus ihren Anfangstagen und im Aufnahme-Prozess erstmalig ohne Lead-Gitarrist Todd Howe, der die Band 2014 aus privaten Gründen verließ, heißt die Maxime heute vor allem: Wohlklang. Abgesehen von kleineren Experimenten sind die neuen Stücke dabei vor allem eines: gekonnt und professionell. Klingt allzu nüchtern? Ist auch so auch gemeint. Weil "Ocean by ocean" zu sehr auf Songs baut, die nicht aus dem Quark kommen. Die nicht Fisch, nicht Fleisch sind, wie der keyboardgeschwängerte Opener "Weapon" oder das eher blasse "Firework". Was man Sänger Nathan Nicholson und Co. nicht vorwerfen kann, ist die Verweigerung feiner Melodien. Ob mit der Vorab-Auskopplung "Big ideas", dem schwerelosen Popsong "Let's disappear" oder dem opulent instrumentierten, gegen Ende im Licht der Discokugel tanzenden "You can love me", zeigt die Truppe, dass sie auch mit Andrew Smith, dem Neuen an der Gitarre, weiß, was sie tut.

Ebenso kann das Quartett von der Insel nach wie vor auch Emotionen und Tiefe transportieren. Gut gelingt das mit dem schönen, von Akustikgitarren umschwärmten "Pull yourself together", bei dem Nicholsons Stimme zwar hell und verfremdet klingt, dem Stück steht das aber wunderbar. Auch "Redemption" hat gute Ansätze, lässt zu Beginn gar etwas den Schönklang von Simon & Garfunkel aufleben, kommt aber dann irgendwie doch nicht zu Potte. Genau wie "The fog I was lost in", das letztendlich leicht kitschig und nicht zu Ende gedacht wirkt. Statt mit Atmosphäre und Songwriting nachhaltig zu berauschen ist dieses so wohlklingende Album auch nach dem x-ten Durchgang ziemlich gut darin, möglichst unauffällig am Hörer vorbeizurauschen. Selbst dann, wenn The Boxer Rebellion sich in "Keep me close" trauen, ihre manchmal spannungsarmen Songstrukturen ein wenig aufzubrechen. Immerhin gibts Nachschub fürs Café. Darauf noch einen Latte Macchiato.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Big ideas
  • Pull yourself together
  • You can love me

Tracklist

  1. Weapon
  2. Big ideas
  3. Let's disappear
  4. Pull yourself together
  5. Firework
  6. Keep me close
  7. Redemption
  8. The fog I was lost in
  9. You can love me
  10. Let it go
Gesamtspielzeit: 39:40 min

Im Forum kommentieren

Dan

2016-06-12 15:37:53

"Firework" ist doch eigentlich ganz super...

Ja, früher, als sie rockiger und mehr dem Shoegaze angetan waren, wurden sie von der Presse eher ignoriert. Warum auch immer...

Jetzt zumindest eine gute Coldplay-Alternative.

Pivo

2016-06-10 17:30:17

Schade was aus denen geworden ist. Langweiliges Pop-Gedudel, dass sogar fürs Radio zu schlecht ist................................................................. und das will was heißen..!!!!

Vermilion Smile

2016-06-09 22:41:33

jetzt braucht sie auch niemand mehr entdecken, der sie zuvor 10 Jahre ignoriert hat! Dabei waren die mal so geil:

sie mussten anno 2007 als Vorband der Editors Zugaben spielen, weil sich eigentlich niemand mehr sich erinnern konnte, warum man in die LMH gekommen war. ;-)

musie

2016-06-09 17:03:41

Genau, mit Abstand das poppigste Werk, hier steht für einmal zurecht als Referenz Coldplay. Mag manchen zu seicht sein, aber ich finde das Album eigentlich ziemlich gut.

Dan

2016-06-09 16:55:17


Wohl das poppigste Werk von ihnen. Bislang war ich eigentlich von jedem Werk angetan, mal mehr, mal etwas weniger.

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