Prism Tats - Prism Tats

Anti / Indigo
VÖ: 15.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Masochist sein

Bereits das Eingangsstatement von Garett van der Spek alias Prism Tats deutet darauf hin, dass dieser Kerl ziemlich aufgeschmissen ist: Er will keine Kunst und lieber Geld machen. Van der Spek würde sich überhaupt dafür verkaufen, auch nur irgendwer anders zu sein. Sein Selbstbewusstsein ist mal hier, mal da, aber nur selten bei ihm. Dann folgt auf die Up-Tempo-Gitarren von "Pacifist masochist" eine Beichte: "Sometimes I'd rather lose myself / rather than prove myself". Hier singt einer, der weiß, dass er etwas kann, der es aber aus Selbstschutz gar nicht erst versuchen möchte. Denn solange er es nicht versucht, kann er weiter davon träumen. Und sich zeitgleich ärgern. Über sich. Das ist das Masochistische daran und auch das Pazifistische, weil Waffen hier auch nicht gebraucht werden.

Prism Tats massakriert sich selbst, weil für ihn die Angst vor dem Scheitern maßgebender ist als die Möglichkeit des Erfolgs. Dabei unterschätzt er sein ausgeklügeltes, selbstbetiteltes Debüt maßlos. Die Versuchsanordnung seines künstlerischen Schaffens ist rudimentär und seit Jahrzehnten bewährt: Wenige elektronische Sounds ergänzen mit Drumbeats und Bass-Synthesizer die schroffen E-Gitarren. Alles eingespielt von van der Spek und produziert von Chris Woodhouse, der die rauhen und wilden Klangwände auch für Ty Segall oder Wild Flag erbaut. Prism Tats hackt die Saiten mit Hieben, schrammt sie und vollzieht allerhand spastische Zuckungen auf ihnen. Kurz flackern in "Never been shy" die New York Dolls zu ihren punkigeren Zeiten auf, dann holen Interpol-Akkorde den Hörer wieder ins Jetzt.

Obendrein kommen die Eindrücke eines Südafrikaners, der ins amerikanische Exil zog, in der Hoffnung von seiner Musik leben zu können: Selbstzweifel, Trägheit, Überdruss, Orientierungslosigkeit. Alles portraitiert von Prism Tats, der eine zeitlang auf dem Bau arbeitete, um sich das Musizieren bei Nacht leisten zu können. Rückblickend auf diese Zeit stellt er mit "Death or fame" seine Daseinsfrage. "Make the most of the weekend" und "Excess" beantworten sie alsbald mit viel Fuzz und Feedback. Angriffsflächen bietet van der Spek nicht. Er schreit kurz auf in "Hunt me" oder winselt im Balladen-Abschluss "Know it all", dabei bleibt er cool und nüchtern. Der Künstler selbst versteckt sich hinter dem Pseudonym, wie er sich mit seiner wenig markanten Stimme hinter den aufgetürmten Gitarren versteckt. Für das Video zu "Midnight mountain" schlüpfte er in die Rolle eines sich selbst überschätzenden, verlotterten, resignierten Musikers. Und Prism Tats? Ist mit diesem Debüt alles andere als gescheitert.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pacifist masochist
  • Death or fame
  • Make the most of the weekend

Tracklist

  1. Pacifist masochist
  2. Creep out / freak out
  3. Never been shy
  4. Death or fame
  5. Make the most of the weekend
  6. Weird guilt
  7. Midnight mountain
  8. Excess
  9. Haunt me
  10. Know it all
Gesamtspielzeit: 38:42 min

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encarnizado

2016-06-14 19:31:35

cooles scheibchen. sollte durchaus mehr aufmerksamkeit bekommen

Armin

2016-05-24 22:31:42

Frisch rezensiert.

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