
Eagulls - Ullages
Partisan / PIAS / Rough TradeVÖ: 13.05.2016
Post-Post-Punk
"Ullages"? Klingt nach Irrungen und Wirrungen. Kein Wunder eigentlich bei den Briten von Eagulls: Deren selbstbetiteltes Debütalbum lief eine beachtliche Kür in Sachen moderner Post-Punk und verdiente sich seine Lorbeeren mit jeder einzelnen Note. Intensiv, aggressiv und kantig gab sich das Quintett aus Leeds, messerscharfe Tracks wie "Nerve endings" oder das rasant nach vorne stürmende "Amber veins" spielten sich ohne Umwege ins Ohr und ließen auf eine große Zukunft hoffen. Zwei Jahre später erscheint nun der Nachfolger mit dem Titel "Ullages", einem Anagramm des Bandnamens. Er ist nicht das einzige, was hier durcheinandergeraten ist.
Die Aggression des Erstlings ist verflogen, Frontmann George Mitchell versucht sich hier an richtigen Melodien und ordentlichem, stellenweise sogar melancholischem Gesang. Was auf "Eagulls" noch Post-Punk war, ist hier Post-Post-Punk. Der Sturm ist verzogen, der Regen hat die Kanten geglättet – und aus Ecken wurden Kurven. Das ist nicht unbedingt schlimm und funktioniert in Stücken wie "Euphoria" mit angenehm-unaufdringlicher Pop-Note oder dem selbstreflektierenden "My life in rewind" sogar außerordentlich gut: Die reichhaltige Instrumentierung sorgt für eine düstere, fast distanzierte Stimmung, während Mitchells Gesang bewusst überemotional klingt, die Schwelle zur Weinerlichkeit aber nicht überschreitet.
An anderer Stelle klopft "Psalms" an die Tür der Smiths, ungeachtet dessen, dass Eagulls es natürlich bei weitem nicht mit deren zur Musik gehörenden Charisma aufnehmen können – was das starke Schlagzeugspiel im ähnlich an Morrissey & Co. erinnernden "Skipping" immerhin wettmacht. Zu oft aber verpasst "Ullages" den entscheidenden Aha-Moment und verliert sich bisweilen in zur Monotonie neigenden Eintönigkeit. "Lemontree" etwa startet stark, kann sich im Verlauf seiner viel zu langen viereinhalb Minuten aber nicht mehr steigern, und "White lies lullabies" hätte als Abschluss besser funktioniert, wenn sich die letzten Klänge nicht im weißen Rauschen verlieren würden. Den Sturm und Drang eines gelungenen ersten Albums zu wiederholen, ist für viele Bands schwer. Eagulls scheitern immerhin nicht daran, aber sie ließen sich durchschütteln. Und jetzt? Aufstehen, Staub abklopfen und weitermachen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Euphoria
- My life in rewind
- Skipping
Tracklist
- Heads or tails
- Euphoria
- My life in rewind
- Harpstrings
- Velvet
- Psalms
- Blume
- Skipping
- Lemontree
- Aisles
- White lie lullabies
Im Forum kommentieren
Hallenhalma
2016-06-07 19:46:40
Vom Debüt war ich nach den EP's relativ enttäuscht. Ullages hingegen überzeugt. Klanglich ein richtiges Erlebnis. Erinnert an The Cure Ende der 80er. Leider fehlen so die ganz großen Melodien.
Sohiel
2016-06-03 20:06:18
Sehe ich genauso. Neben „My Life in Rewind“ zählt „Lemontrees“ zu meinen Highlights. Wie die wohl live sind?
Gordon Fraser
2016-06-03 19:31:02
"Blume"! Auch sonst durchaus auf dem Niveau des Vorgängers. Die dürfen gern ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Armin
2016-05-24 22:30:05
Frisch rezensiert.
Meinungen?
diggo
2016-04-06 22:25:31
das debüt war toll. bin gespannt, ob sie dieses toppen können...
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