Twin Peaks - Down in Heaven
Communion / Caroline / UniversalVÖ: 13.05.2016
Alles nix Konkretes
Die Jungs von Twin Peaks sind jung, laut, selbstbewusst und frech. Und blicken mit ihrem geschichtsbewussten Retrorock gerne zurück in jene Jahrzehnte, die sie selbst gar nicht miterlebt haben. Im Vorfeld dürfte da also der elterliche Plattenschrank geplündert worden sein, bis auch die letzte alte Vinylscheibe vor lauter Kratzern kaum mehr einen Ton von sich gegeben hat. Vielleicht ist das der Grund, weswegen das fröhliche Quintett aus Chicago auf dem dritten Album "Down in Heaven" alte Klassiker auf neuen Instrumenten spielt. Also natürlich nur in gewisser Weise, denn die Songs sind freilich ihre eigenen. Sie klingen bloß vollends nach den 60er- und 70er-Jahren.
Aufgenommen wurde das Album im letzten Sommer, den Cadien Lake James und Co. als den besten ihres Lebens bezeichneten. Sie verließen für die Produktion von "Down in Heaven" ihre Heimatstadt Chicago und kamen zeitweise bei einem Kumpel in Massachusetts unter. Dort, nahe eines großen Sees, konnten die Jungs von Twin Peaks Kanu fahren und um die Wette schwimmen, wenn sie in Sachen Songwriting mal wieder nicht weiter wussten. Die Lebensfreude, die sie bei den Aufnahmen verspürten, soll sich nun auch in den Songs niederschlagen, die mit Tempo und Augenzwinkern das Leben in all seinen Facetten feiern.
Im Vergleich zum direkten Vorgänger "Wild onion" hat sich im Schaffen der Band kaum etwas verändert. Nach wie vor herrschen stürmische Melodien, gniedelnde Gitarren und heisere Stimmen, die über Liebe und deren Abwesenheit referieren. Wenn dann im schunkeligen Opener "Walk to the one you love" eine Country-Gitarre ausgepackt wird, so ist das schon eine ziemliche Abweichung von der bewährten Formel. Im folgenden "Wanted you" leihen sich Twin Peaks die Lässigkeit eines Mac DeMarco und spielen tiefenentspannten Indiepop, der behutsam vor sich hindudelt. Körperspannung natürlich Fehlanzeige.
Musikalisch entspricht "Down in Heaven" also einem ziemlich faulen Sommertag in der nächstgelegenen Grünanlage: Alles schön bunt und prächtig hier, aber große Dynamik kommt nicht auf, weil Twin Peaks zu wenig auf Abwechslung setzen, nur selten einmal frischen Wind in die Bude lassen. Das hört man sich dann so lange an, bis einen der süße Schlummer überkommt und die Augenlider verdammt schwer werden. Feststeht jedenfalls: Der Grat zwischen relaxtem Indierock und öder Mucke ist eben ein verdammt schmaler, und mit "Down in Heaven" nehmen Twin Peaks einen langen Spaziergang auf dieser Route.
Dieser Platte fehlen letzten Endes die Brüche, es gelingt der Band nicht, eine Dramaturgie zu erschaffen, sie reihen lediglich dreizehn "ganz nette" Songs aneinander, die im College-Radio problemlos zwischen Hinds, Real Estate und Weezer laufen könnten. Alles nix Konkretes, könnte man sagen, wäre man besonders frech. Positiv stechen nur wenige Nummern heraus. "Holding roses" etwa, mit herrlichem Klimper-Piano und dezenten Bläsern, die dem Stück ein wenig Speck auf die Rippen klatschen. Oder das ruhige, mit einer einsamen Orgel flirtende "Stain". Davor und danach spielen die Jungs Indierock fürs Niemandsland der Tabelle. Und gewinnen damit lediglich die goldene Ananas.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Holding roses
- Stain
Tracklist
- Walk to the one you love
- Wanted you
- My boys
- Butterfly
- You don't
- Cold lips
- Heavenly showers
- Keep it together
- Getting better
- Holding roses
- Lolisa
- Stain
- Have you ever?
Im Forum kommentieren
Armin
2017-02-23 21:48:48- Newsbeitrag
Twin Peaks kommen im Juli auf Tour
Twin Peaks sind aus der Rockszene Chicagos nicht mehr wegzudenken und gehören spätestens seit ihrer dritten und gefeierten Platte „Down In Heaven“ im vergangenen Jahr zu einem der besten amerikanischen Indie-Rock-Acts. Irgendwo zwischen 1968 und heute angesiedelt, verbinden sie die Rolling Stones, Stooges und Pixies mit Ty Segall, Tame Impala und The Strokes. Psychedelische Sounds über Garagen-Rock, punkige Gitarren zu poppigen Melodien, gnarzende Refrains, Hooks, die innerhalb von Sekunden in den Herzen der Hörer versinken, sind das Markenzeichen des Quintetts. Twin Peaks sind wandlungsfähig und überraschen ihre zahlreichen Fans mit immer neuen Wendungen und Volten – und lernen dabei offensichtlich nur von den Größten: Ein Song wie „Holding Roses“ ist ganz offensichtlich Tom Petty gewidmet, während in anderen Stücken schon stimmlich Lou Reed gewürdigt wird. Eine Platte von Twin Peaks ist ein Parforceritt durch die Geschichte des Rock’n’Roll aus der Sicht von fünf besten Freunde Anfang 20, die sich schon seit der Grundschule kennen. Mit ihrem Talent für Melodie und Harmonie setzen sie dabei immer neue Akzente. Das kommt ihnen vor allem bei ihren Live-Auftritten zugute. Wenn Twin Peaks mit erschreckender Präzision ihre Songs noch lauter spielen, in Richtung Punk aus der Garage drehen und noch gewagtere Experimente durchführen, dann wird aus der Band eine Wundertüte voller Sounds. Das kann man auf ihrer Ende März digital erscheinenden Live-Platte „Urbs In Horto“ (Vinyl geplant für Mai) nachhören - oder noch besser besucht man gleich ein Konzert: Im Juli unterbrechen Twin Peaks ihre ausgedehnte Festival-Tour, um bei einem kurzen Abstecher drei exklusive Clubshows in Köln, Berlin und Hamburg zu spielen.
Präsentiert wird die Tour von piranha, kulturnews, Testspiel.de und MusikBlog.
18.07.2017 Köln - Blue Shell
19.07.2017 Berlin - Urban Spree
20.07.2017 Hamburg - Hafenklang
Tickets gibt es ab sofort für 13,00 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline 01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.
Mehr Infos und Musik unter twinpeaksdudes.com/, music.twinpeaksdudes.com/, facebook.com/twinpeaksdudes, twitter.com/twinpeaksdudes, instagram.com/twinpeaksdudes, youtube.com/user/twinpeaksdudes und soundcloud.com/twinpeaksdudes/.
Randy
2016-05-20 17:15:31
Ich finde die band sehr erfrischend.alles klingt irgendwie nach irgendwem, was soll das? Zumindest erkenne ich die kratzbürstenstimme sofort.
kuckuck
2016-05-19 06:40:11
mag diesen garagigen gitarrenpop
Aleister Crowley out of hell
2016-05-18 22:02:45
Ach Quatsch! "Tu was immer du willst, soll sein dein einzig' Gesetz!"
Was soll'n daran "satanisch" sein!?
SpezìaI~Kaì
2016-05-18 21:59:21
Armin[bot] sagte:
"Meinungen?"
Der Titel ist ja mal so was von NWO!
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