
Pantha Du Prince - The triad
Rough Trade / Beggars / IndigoVÖ: 20.05.2016
Schläfst Du noch oder träumst Du schon?
Genug davon, morgens aufzuwachen und nur Langweiliges im Schlaf erlebt oder gar keine Erinnerung daran zu haben? Abhilfe schafft ein Zettel, auf welchem steht: "Du träumst nur!" Dieser soll mehrmals am Tag aus der Hosentasche hervorgeholt und gelesen werden, um dann nachts im Traum genau das zu realisieren und die Kontrolle über das Geschehen zu übernehmen. Über den Ozean in Schallgeschwindigkeit fliegen? Trips im Farbenspektrum durchleben? Alles eine Frage der Fantasie. Luzides Träumen wird ein solcher Zustand genannt. Dass Hendrik Weber alias Pantha Du Prince auf "The triad", dem lang erwarteten Nachfolger vom 2010 erschienenen "Black noise", einen Song namens "Dream yourself awake" hat, passt dazu wie die Faust aufs Auge. Was könnte ein besserer Soundtrack für solch eine außerwirkliche Traumerfahrung sein wie sein etablierter Sound aus wohligen Bässen, glasklaren Glocken und schwelgerischen Melodien? Unter anderem dieser Song beinhaltet auch gleich die größte Neuerung des Albums: Weber steuert tatsächlich selbst Vocals bei und klingt wie eine Kreuzung aus Dave Gahan (Depeche Mode) und Karl Hyde (Underworld). "Dream yourself awake" ist aber auch dank seiner sphärischen Melodie ein unmittelbares Highlight auf "The triad".
Auch bei den anderen Stücken findet sich ein Plus an Gesang. Das sorgt zum einen für mehr Wärme und Organik, zum anderen sind die musikgewordenen Traumsequenzen dadurch schneller greifbar. Die Stimmen geben den Songs Identität, ohne den idyllischen Fluss einzubüßen, den Alben von Pantha Du Prince als Ganzes besitzen. Der Opener "The winter hymn", vorab als Vinyl-EP veröffentlicht, kommt in unter fünf Minuten auf den Punkt und kann in der Tat als eingängige Einleitung bezeichnet werden. Weber behält seinen Klangkosmos jedoch stets auf der Seite des Surrealen und Unwirklichen, was der äußerst passende Clip unterstreicht. Doch nicht immer muss eine Melodie den Song tragen: Das pulsierende Herzstück "Chasing vapour trails" kommt ohne zentrales harmonisches Motiv aus, stattdessen ist es ein Meisterstück im Spannungsaufbau. Nach einem unterkühlten, beatlastigen Beginn wird der Schub subtil nach vorne gedreht, bis der Track nach und nach Elemente hinzu schaltet und tatsächlich zum clubtauglichsten Moment auf "The triad" wird.
Im direkten Vergleich mit den Vorgängeralben mag der Einwand fallen, dass sich abgesehen von vokalem Zuwachs sehr wenig am Sound geändert hat. Durchaus zu Recht. Weber hat seine Nische gefunden und breitet sich darin aus, schaut nur selten über die Grenzen. Die instrumentalen "You what? Euphoria!", "Frau im Mond, Sterne laufen" oder "Lichterschmaus" hätten allesamt auch auf den Vorgängern Platz gefunden. Das macht sie aber letztendlich nicht weniger einnehmend und erhebend, zumal sein magisches Klanggemisch im Microhouse nach wie vor seinesgleichen sucht. "The triad" bietet einfach mehr vom Großartigen – es dürfen also auch zu den neuen zehn Songs im halbwachen Zustand die Grenzen der eigenen Fantasie ausgetestet werden. Von solchen Träumen kann man einfach nicht genug bekommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You what? Euphoria!
- In an open space (feat. Queens)
- Chasing vapour trails (feat. Joachim Schütz & Kassian von Troyer)
- Dream yourself awake
Tracklist
- The winter hymn (feat. Queens)
- You what? Euphoria!
- Frau im Mond, Sterne laufen
- In an open space (feat. Queens)
- Chasing vapour trails (feat. Joachim Schütz & Kassian Troyer)
- Lichterschmaus
- Dream yourself awake
- Lions love (feat. Joachim Schütz)
- Islands in the sky (feat. Bendik HK)
- Wallflower for pale saints (feat. Queens)
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boneless
2016-06-25 00:05:44
Wird immer wieder (und häufiger als gedacht) angesteuert. Ich hielt ja bereits den Vorgänger für das Maß aller Dinge im Weber-Universium, doch mit The Triad setzt er eine weitere, nicht zu ignorierende Marke ins Technofeld. Spannend auch, dass ich sein Output bisher immer mit Winter in Verbindung gebracht habe, The Triad aber gerade jetzt, in Dunkelheit und bei sommerlichen Temperaturen, blendend funktioniert. Mit den Vocals habe ich mich auch angefreundet, gerade beim Herzstück Chasing Vapour Trails kommen die irgendwie ziemlich tight. Und dann erst wieder diese typischen Melodien, ummantelt von einem prickelnden Beatgerüst... einfach herrlich.
Dielemma
2016-05-13 11:09:31
Gute Nachricht, dass es neues Material gibt, freu mich auf nächste Woche!
Loketrourak
2016-05-12 14:22:05
Sollte ich mir die kaufen? Ich denke schon.
Gitte
2016-05-12 10:27:12
Keine Lust, einen Leak zu laden, aber die Rezension macht schon sehr Lust auf die Platte.
musie
2016-05-12 07:39:09
das Konzert war super, das Album ist top und nun hier auch noch die passende Rezi. danke dafür!
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