Ebbot Lundberg & The Indigo Children - For the ages to come

Haldern Pop / Rough Trade
VÖ: 22.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Immer weiter, immer weiter

Die Gattung Soloalbum ist schon ein interessantes Ding. Genutzt für die Entfaltung zu großer Egos, als Abladestation für zu viele geschriebene Songs oder im Zuge des 8-Bit-Synthie-Trap-Rap-Experiments, das man schon immer mal machen wollte, bei dem die Hauptband einem aber unverständlicherweise den Vogel zeigte. Und dann gibt es den tragischen Fall, dass die Truppe sich aufgelöst hat und die Hinterbliebenen plötzlich gar nicht mehr wissen, wohin mit der Freizeit. Ebbot Lundberg, seines Zeichens Ex-Frontmann von The Soundtrack Of Our Lives, erklärte die Reise der Band 2012 ganz Pofalla-like für beendet, alles Nötige war gesagt. Dass sich ein Vielschaffender wie Lundberg natürlich nicht einfach zur Ruhe setzt, war abzusehen und noch im gleichen Jahr kam sein Solodebüt "There's only one of us here" auf den Markt. Seitdem tauchten einige mehr oder wenige obskure Releases mit eher mehr als weniger obskuren Covers auf. Erst jetzt ist Lundberg aber bereit für seine neue Berufung: Zusammen mit seiner neuen Begleitband The Indigo Children macht er Musik "For the ages to come".

Wer Lundbergs Ex-Band bereits schätzte, muss sich keinesfalls umgewöhnen. Schon vor dem Anhören deutet sich das an, es reicht ein Blick auf die Verpackung. Auf der Vorderseite steht er wie ein Waldschrat in schwarzweiß inmitten eines Baumes, trifft sein Image damit schon fast zu sehr auf den Punkt. Auch die Songtitel allein sind so typisch für The Soundtrack Of Our Lives, dass man nachprüfen will, ob nicht welche davon schon einmal verwendet wurden. Die Musik selbst stellt folgerichtig keine Klangrevolution dar, effektiv gibt es etwas weniger Lärm und Psychedelik als früher. "For the ages to come" setzt stattdessen zum Großteil auf den folkigeren Anteil, der die Melodie in den Vordergrund stellt. Aber Lundberg wurde ja erst vor kurzem runde 50, da darf es gerne etwas ruhiger zugehen. Gleich der eröffnende Titeltrack weckt wohlige Assoziationen und sammelt alte Fans mit Leichtigkeit ein.

Auf dem 2015 in kleiner Auflage veröffentlichten "The immaculate concept album" wurden einige der hier zu hörenden Stücke in Sessions bereits erprobt, "For the ages to come" liefert nun die Verfeinerung. Lundberg zeigt insbesondere in der ersten Albumhälfte, dass er nach wie vor umwerfende Songs schreiben kann. "Beneath the winding waterway" ist im Kern hübscher Folk, wird aber erst durch die verzierenden Geigen und Backing-Vocals so richtig großartig. Das folgende "In subliminal clouds" kommt ohne Drums daher, aber wartet dafür mit einer tollen Melodieführung auf. In der zweiten Hälfte breitet sich mit "Calling from Heaven" auch endlich wieder ein Track episch auf sechs Minuten Spielzeit aus, im Mittelteil wird sogar mit einer Sitar gejammt. Schlagartig wird klar, was seit dem Ende von The Soundtrack Of Our Lives fehlt: diese Stimme, dieses Gespür, den richtigen Nerv mit eigentlich schon längst bekannten Sounds zu treffen, das Lundberg nun auch auf Solopfaden weiterführt.

Da ist es zu verschmerzen, dass die wenigen rockigen Momente nicht vollständig überzeugen. Vor allem "Don't blow your mind" – mit Abstand der energischste Song des Albums – ist mit seiner versuchten Oasis-artigen Klimax im Refrain zu eindimensional geraten und reicht nicht an alte Haudegen wie "Bigtime" heran. Aber das alles ist vergessen, wenn im Anschluss mit "I see forever" ein simples, aber umso schöneres Liedchen folgt. Platz für stilbrechende Experimente ist hier nicht, doch man vermisst sie zu keiner Zeit. Lundberg wildert abermals in den Sounds der Vergangenheit und formt daraus zahlreiche Songs, welche die kommenden Zeitalter überstehen werden. Und diese siehen rosig aus: "For the ages to come" endet mit der beschwingten ersten Single, die auf den Namen "To be continued" hört. Ein Versprechen, das hoffentlich eingelöst wird.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • For the ages to come
  • Beneath the winding waterway
  • In subliminal clouds
  • I see forever

Tracklist

  1. For the ages to come
  2. Backdrop people
  3. Beneath the winding waterway
  4. In subliminal clouds
  5. Drowning in a wishing well
  6. Don't blow your mind
  7. I see forever
  8. Calling from Heaven
  9. Little big thing
  10. To be continued
Gesamtspielzeit: 41:29 min

Im Forum kommentieren

Jau

2017-12-07 20:24:54

Feines Album.

Backdrop People

2017-12-07 19:24:59

Everybody sees, erverybody knows: Ebbot! Ebbot!! Wenn ich könnte, ich würde mein Kind vielleicht so taufen. Weil wegen der besten Musik!

VelvetCell

2016-04-22 20:29:37

Ich freue mich drauf! Morgen, spätestens Montag wird mein Vinyl eintreffen und ich weiß, dass ich von Ebbot nicht enttäuscht werde. Schade nur, dass die Platte scheinbar unterm Radar fliegt und wenig Aufmerksamkeit bekommt, was im Grunde ja bei TSOOL schon so war, wenn auch nicht in diesem Maße.

Armin

2016-04-20 22:26:08

Frisch rezensiert.

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