Ok Kid - Zwei

Four / Sony
VÖ: 08.04.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wie wir nicht leben wollen

Ginsalabim! Plattentests.de empfiehlt seinen Lesern "Der Gin des Lebens: Drinklyrik" von Stefan Adrian, einem reimenden, Suff-Schwänke darbietenden Bartender aus Berlin. Und nicht nur der Leserschaft sei das unterhaltsame Werk ans Herz gelegt, sondern auch den drei Buben von Ok Kid. Freilich, Gießen ist nicht Berlin, aber dass der Gin-Trend erst jetzt in der Provinz angekommen scheint, lässt doch wundern. Auf ihrem zweiten Album singt das Pop-HipHop-Trio der Spirituose in "Bombay calling" eine Ode. Irgendwie Jahre zu spät. Und auch einen "Bombay Sapphire" dem "Hendrick's" vorzuziehen, erscheint fraglich.

Aber was soll die Rumscheißerei, lasst die Jungs doch feiern. Na gut, aber dann ohne den Rezensenten. Während das Erstwerk "Ok Kid" der Gruppe noch zu überzeugen wusste, ist "Zwei" höchstens ein fader Abklatsch seines Vorgängers. Freilich hat auch das Zweitwerk so manchen Kopfnicker im Gepäck, mehr aber oft eben nicht. "Es ist wieder Februar" zum Beispiel ist dermaßen belanglos, dass aus dem Nicken ein Schütteln wird. Der ein oder andere prätentiöse Begriff reiht sich ein in die Hymne für diesen einen der zwölf Monate. "Was wär das Jahr bloß ohne Dich? – Nichts", erklären Ok Kid. Und man fragt sich: Warum zum Geier?

"Ich seh überall nur gute Menschen", singen die Jungs in "Gute Menschen", und man möchte diesen Optimismus freilich würdigen, aber unumwunden fragt man sich: Wo zum Geier? Na gut, da steckt Ironie drin. Neue Nazis und homophobe Wichser bekommen in der Erstauskopplung zurecht ihr Fett weg, und das ist freilich toll von Ok Kid. Nachdem man aber ein wenig Gewissen gezeigt hat, kann es sinnentleerter weiter gehen: "Vom Schluck in der Kurve zum Masterplan", erklärt MC Jonas Schubert in "5. Rad am Wagen" die eigene Erwachsenwerdung als abgeschlossen. "Coming of age" mal ohne das "coming" sozusagen. Nicht ganz verständlich, doch die Musik macht die Inhaltsleere glücklicherweise wett. Der klackernde Beat, zwischen angeschippsten Gläsern und sakraler Orgel ist wohl das Dedizierteste, was man von Ok Kid jemals gehört hat.

Und das muss man der Truppe lassen: Was inhaltlich oft eher das Siegel "gut gemeint" verdient, wird mit durchaus netter Instrumentierung untermalt. Der letzte Track der Platte "Erinnert" ist genauso ein Beispiel hierfür: Xylophon und synthetische Geige kulminieren im Rausch und begraben Rap und Gesang schließlich ganz und gar unter sich. Und dann macht das Ding richtig Spaß. Mit einem Quäntchen weniger Affektion ließe sich aus den thematisierten Angelegenheiten durchaus etwas rausholen. Aber für Ok Kid ist halt alles entweder ganz geil oder ganz scheiße. Wo sie versuchen, das mit Ironie zu überspielen, gerät es so drastisch, dass es kaum noch ernstzunehmen ist. Jeder Mist geht da ans Herz – oder eben an die Nieren. Stabilität gleich null. So will doch keiner Leben.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gute Menschen
  • Erinnert

Tracklist

  1. Blüte dieser Zeit
  2. Ich kann alles
  3. Gute Menschen
  4. Es ist wieder Februar
  5. Bank
  6. 5. Rad am Wagen
  7. Bombay calling
  8. Wisch & weg
  9. U-Bahnstatiion
  10. Kaffee warm (Part 3)
  11. Euforia
  12. Erinnert
Gesamtspielzeit: 45:04 min

Im Forum kommentieren

Gitarrenaffe

2016-04-14 16:33:12

die Platte ist eigentlich auch ganz "nett" hat zwar ein paar Längen und manchmal zündet das ganze nicht so wirklich aber da ich niemand bin der im Sprachgesang zuhause ist schafft es OK KID schon wieder mich zu packen.

Affengitarre

2016-04-07 17:18:59

Fand die erste Platte eigentlich ganz schick.

Picard

2016-04-07 16:39:34

Noch so ne deutsche Band, die keiner brauch...

Jacker

2016-04-07 16:26:39

Falls ich gemeint war, hiermit nachgeholt.

Pascal

2016-04-06 21:31:23

Wie wärs mit ner Registrierung und dann ner Erklärung? So anonym macht doch keine Diskussion Spaß.

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