Josef Salvat - Night swim

Columbia / Sony
VÖ: 19.02.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Schattengewächs

Ob man nun die Karriere von Alien Ant Farm, Milow oder eben die des hier besprochenen und durchaus aufstrebenden Singer-Songwriters Josef Salvat betrachtet: Es birgt immer gewisse Risiken, sich als Künstler der Weltöffentlichkeit mit einer Cover-Version vorzustellen. Im Fall von Salvat lautete diese "Diamonds" und brachte dem gebürtigen Australier neben einem fetten Werbedeal auch hohe Chart-Positionen in vielen europäischen Ländern ein. Ob es die reduzierte Neuinterpretation des von Sia geschriebenen und von Rihanna gesungenen Originals wirklich gebraucht hätte, steht dabei natürlich auf einem anderen Blatt. Salvat ist sich der Gefahr einer Reduktion auf ein solches Cover ausgenscheinlich bewusst, denn der besagte Song hat es lediglich bei der Deluxe-Edition seines Debütalbums "Night swim" in die Tracklist geschafft. Keine Frage, der Wahl-Londoner, der laut Eigenaussage seit frühester Kindheit Songs komponiert, will hier seine eigenen Stücke ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Und tatsächlich, Musik schreiben kann er. Nur an der Umsetzung hapert es auf seinem Erstlingswerk manchmal gewaltig.

Songs wie das schonungslos auf Hit getrimmte "Paradise" klingen oft wie eine Zusammenfassung der aktuellen Single-Charts und bleiben trotz melancholischer Färbung weitestgehend blass. Das Gleiche gilt auch für den missglückten Disco-Pop-Versuch "Closer" und "Till I found you", das so überschwänglich im Kitsch badet, dass es auch auf dem aktuellen Coldplay-Longplayer "A head full of dreams" nicht aus der Reihe getanzt wäre. Auch "Shoot and run" oder "The days" langweilen mit dem immer gleichen Aufbau und laufen damit vor ihre eigenen Synthie-Wände. Da macht das von sanften Klavierakkorden getragene "Hustler" seine Sache deutlich besser und punktet mit Zeilen wie "I’ve got the hearts of a hustler with a hustler's pain", während sich Salvat gekonnt durch viel Moll schnippt. Der Singer-Songwriter ist überhaupt immer dann am besten, wenn er die Instrumentierung auf ein Minimum herunterschraubt und sich ganz seinem Herzschmerz hingibt. Im famosen "Punchline" etwa rückt er seine Stimme ganz in den Mittelpunkt, macht ringsum die Lichter aus und überzeugt durch Wortgewalt. "Hard to believe / The joke was always on me / Your punchline was so low / You know just how to hit them all", singt er da voller Inbrunst, und der Kloß im Hals wird immer dicker. Wenn es so etwas wie einen Prototyp für eine moderne Pop-Ballade geben sollte, wäre dieser Song dicht dran. Auch der Titeltrack platziert sich im Schatten und schaltet durch seine Soundästhetik unweigerlich das Kopfkino an. Die Magie des nächtlichen Badeausflugs war schließlich schon Michael Stipe geläufig.

So lässt einen "Night swim" am Ende etwas ratlos zurück. Inwieweit sich Josef Salvat mit diesem Debüt von seinem "Diamonds"-Stigma lösen konnte, ist schwer zu sagen. Genauso wenig lässt sich die Frage nach der Relevanz dieser Musik beantworten. Rechtfertigt das bisschen Licht so viel Schatten? Besonders, wenn man bedenkt, dass eben dieses Licht in den dunkelsten Momenten der Platte schlummert? Salvat wird sicher schon an einer Antwort darauf in Form eines zweiten Albums werkeln. Und wenn da dann unbedingt eine Cover-Version drauf soll, dann wenigstens von The Cure.

(Marco Cianci)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Open season
  • Hustler
  • Night swim

Tracklist

  1. Open season
  2. Paradise
  3. Hustler
  4. Punchline
  5. Closer
  6. Till I found you
  7. Shoot and run
  8. Constant runners
  9. Night swim
  10. The days
  11. Every night
  12. A better world
Gesamtspielzeit: 48:13 min

Im Forum kommentieren

Armin

2016-03-23 20:46:26

Frisch rezensiert.

Meinungen?

musie

2016-03-08 12:57:10

seit 19.2.16 nun auch offiziell in Deutschland veröffentlicht. mir gefällts immer noch.

musie

2015-10-26 08:25:07

endlich ist das Album da und richtig gut ists geworden. auch live ist er überzeugend.. aus der Lana del Rey Kiste..

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