Nada Surf - You know who you are

City Slang / Universal
VÖ: 04.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein Glück

Ein neues Album von Nada Surf anzuhören, das ist wie Heimkommen nach einer langen Reise in ferne Städte. Am Anfang braucht man immer einen kurzen Augenblick, um sich wieder einzuleben, um alles zu finden, wo es eigentlich immer war, um den Geruch von Zuhause wieder als das vertraute Gefühl wahrzunehmen, das es ist. Wirkliche Veränderung gibt es hier nicht, und es braucht sie auch nicht. Nada Surf waren, sind und – so der Musikgott will! – bleiben eine sichere Hausnummer, die Stimme von Matthew Caws wie ein guter Freund am Telefon, wann immer man ihn auch brauchen mag.

Da steht "You know who you are", der Titel ihres siebten Albums, fast schon stellvertretend für die ganze Band. Ein Glück, will man da sagen: Die klingen, wie sie nun mal klingen, und das im Grunde schon seit 20 Jahren, wenngleich das Debüt "High/low" seinerzeit etwas stürmischer ausfiel, als es heutzutage noch der Fall ist. Den größten Wechsel gibt es 2016 wohl im Bandgefüge selbst. Da hat Doug Gillard, ehemals bei Guided By Voices, einen festen Platz gefunden, nachdem er als Tour-Gitarrist und zeitweise bei den Aufnahmen zum letzten Werk "The stars are indifferent to astronomy" aushelfen durfte. Wie passend, dass auch diese Umstellung somit irgendwie nur eine halbe ist.

Und so bewegt sich "You know who you are" stets auf gewohntem Terrain, was sicherlich nicht verkehrt ist, aber für eine gewisse Überraschungsarmut sorgt. Der euphorische Opener "Cold to see clear" gibt früh die Richtung vor und entwickelt sich rasch zu einer jener typischen Nada-Surf-Hymnen, ohne je ein wirkliches Risiko einzugehen – sogar das Video ist trotz ausgelassener Büro-Fete selbst natürlich das absolute Gegenteil von NSFW. Andere Stücke wecken hingegen Erinnerungen: Das entspannte "Believe you're mine" führt sanft zurück an den Ort, an dem man 2008 zum ersten Mal "See these bones" gehört hat, und der eingängige Indie-Pop von "Out of the dark" mitsamt Bläser-Arrangements von Calexicos Martin Wenk an all die vielen Perlen von "Let go". Das launische "Gold sounds" scheint derweil ein nicht allzu ferner Verwandter vom Klassiker "Do it again" zu sein.

Dennoch – oder deswegen? – geht Nada Surf in der zweiten Hälfte des Albums stellenweise ein wenig die Puste aus. So wirkt der durchaus hübsch anmutende Twang von "Animal" nach dem animierenden Mitmach-und-Mitklatsch-Pop von "Rushing" leicht deplatziert, während ausgerechnet der Titeltrack trotz seines gelungen Starts hinten etwas flach abfällt. Beim Abschluss mit "Victory's yours" verhält es sich genau andersrum: Das kommt für ein rundum gelungenes Finale fast etwas zu spät aus dem Quark, trumpft in der letzten Minute dann aber doch noch auf. Und dann war es das auch schon mit dem siebten Album von Caws & Co., nach welchem man genau weiß, wer man ist – und auch wo. Zuhause. Wo es gemütlich ist und es riecht wie früher. Wer braucht schon Überraschungen und Veränderungen, wenn das Gewohnte so gut ist?

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cold to see clear
  • Believe you're mine
  • Out of the dark
  • Gold sounds

Tracklist

  1. Cold to see clear
  2. Believe you're mine
  3. Friend hospital
  4. New bird
  5. Out of the dark
  6. Rushing
  7. Animal
  8. You know who you are
  9. Gold sounds
  10. Victory's yours
Gesamtspielzeit: 40:50 min

Im Forum kommentieren

Lichtgestalt

2024-09-17 12:44:00

Live ist Nada Surf eine Bank, auf Album tatsächlich etwas zu wasauchimmer geworden.
Den Trafis-Vergleich weiter oben kann ich insofern nachvollziehen.

The MACHINA of God

2024-09-17 11:40:14

Der Closer auch leider eher schwach. Hmm. 6/10

The MACHINA of God

2024-09-17 11:33:38

Auch dieses Mal nix. Der Opener bleibt für mich das klare Highlight, das hier so geliebte "Friend hospital" einer der besseren des Albums, für mich aber kein Karriere-Highlight. Nee, das ist einfach nicht mein Nada Surf-Album, dafür Mopeds. :)

The MACHINA of God

2024-09-17 11:04:42

Höre mich scheinbar mal wieder rückwärts durch die Diskographie. Heute ist das dran. Was für mich eigentlich das schwächste der Alben die ich kenne (ab "Proximity effect"). mal sehen, wie es heute klingt. Den Opener mochte ich immer sehr.

Vive

2019-11-26 19:12:21

Fand Let Go ganz ganz ganz groß. Danach immer mal wieder den ein oder anderen Song.
Als ich letztens „frosting on the beater“ von the posies gehört und war einigermaßen perplex.. frag mich, ob so eine Ähnlichkeit zufällig sein kann.

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