Motorpsycho - Here be monsters

Stickman / Indigo
VÖ: 12.02.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Außen vor und vorne dabei

Ein Glück, dass es Bands wie Motorpsycho gibt. Fühlt sich der moderne Musikhörer wieder einmal entwurzelt, fehlen ihm die vertrauten Gitarren im aktuell angesagten Sound, kann er sich darauf verlassen: Motorpsycho liefern. Und zwar genau mit den Noten, die nach Holzarbeit, Socken und Motoren riechen. Mit anderen Worten: Hier wird gearbeitet. Alles handgemachte Bretter, jeder Ton selbst reingeknüppelt. Das gefällt. Und so malochen sich Motorpsycho seit Jahrzehnten durch ihre umfangreiche Biografie. Kein Mensch weiß, das wievielte Album "Here be monsters" nun ist. Irgendwie zweistellig wird es in der Chronik vermutlich sein. Die Songs der neuen Platte entstanden bereits vor zwei Jahren, als Auftragsarbeit für das 100-jährige Jubiläum des Norwegischen Museums für Wissenschaft und Technik. Und eigentlich wollte die Band sie nur auf einem Konzert spielen. Doch in dieser Welt ohne Halt und Werte, ohne Dinge, auf die man sich verlassen kann, kam es anders – und damit diese Platte.

Weniger rockig gehe es zu als auf den letzten Alben, verriet die Presseinformation – und in der Tat haben die Biester dieses Albums wenig mit jenem Monster von Timothy gemein. "Lacuna/Sunrise" schleppt sein Päckchen mit einer netten Melodie über den schleppenden Rhythmus, bevor dann doch die Gitarre ein paar Ausflüge machen darf. Und ja, wer will, kann das ein Gitarrensolo nennen. Allerdings bleibt es nicht bei diesen Gefälligkeiten, denn in "Big black dog" machen Motorpsycho das, was die Fans von ihnen erwarten, was die Herzen wärmt, die Weltenuhr antreibt. Ein bratziger Bass schludert einen kantigen Groove dahin, die Gitarren türmen sich, und die Geigen dürfen keinen Frohsinn, sondern nur Dramatik ausbreiten. Über 17 Minuten treiben Motorpsycho hier genau das, was sie so beliebt machte. Laut, leise, lauter. "I.M.S" deutet kurz an, was für ein Gewitter Motorpsycho auf diesem Album noch lostreten werden – in einem der vielleicht besten letzten Songs eines Rockalbums. Zwischen diesen drei Songs befinden sich übrigens noch unausgereifte Skizzen und angedeutete Strukturen. Und ein Cover von "Spin, spin, spin", im Original von der Band HP Lovecraft, gibt es auch noch. Nur nimmt das so wenig Platz auf diesem Album ein, dass es Marginalien bleiben, Randnotizen an drei wirklich herausragenden Stücken.

Das alles haben Motorpsycho hier ziemlich eingängig und freundlich verpackt. Tut nicht weh, strengt nicht an. "Here be monsters" gehört nicht zu den besten Alben der Norweger, einfach weil sie schon so wahnsinnig gute Sachen abgeliefert haben. Platten, die von vorne bis hinten ein Trip waren. Und auch im Prog, Psychedelic oder Rock setzt das hier keine Maßstäbe mehr. Immerhin können sich Motorpsycho freuen, dass sie sich von Erwartungshaltungen freigespielt haben und ihren Fans das vermutlich ziemlich egal ist. Und dass die Welt sich heute andere Monster gesucht hat, ja, das ist nun einmal einfach so. Ein Glück, dass es Bands wie Motorpsycho gibt. Alleine, um uns hin und wieder an die alten Monster zu erinnern. Und behauptet ja auch keiner, dass ihr Sound deswegen in den Schrank gehört.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lacuna/Sunrise
  • I.M.S.
  • Big black dog

Tracklist

  1. Sleepwalking
  2. Lacuna/Sunrise
  3. Running with scissors
  4. I.M.S.
  5. Spin, spin, spin
  6. Sleepwalking again
  7. Big black dog
Gesamtspielzeit: 46:16 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2023-01-10 21:53:39

Und der Beitrag von 20:50 Uhr dann danach. :D

The MACHINA of God

2023-01-10 21:52:45

Da muss ich wohl auf den Haken gekommen sein. Sorry.

Hier nochmal als Nicht-News:
Die hier war ein kleiner Grower bei mir. Damals wollte ich immer noch den Overkill und war von dem recht gemäßigten Album erstmal enttäuscht. Aber gerade der ruhige Einstieg mit "Lacuna / Sunrise" ist echt schön. Und "I.M.S." hat diesen schön luftigen Groove mit Jazzeinschlag, den "Intreped explorer" auf dem Nachfolger zur Perfektion getrieben hat. Für mich die beste Art von Kapstads Einfluss. Und "Black Dog" walzt hinten schön gewaltig hinaus.

(Komischerweise muss ich trotzdem mir jedes Mal wieder bewusst machen, dass das nicht der 3.Teil einer Trilogie ist und hier auch kein Teil der "Hell"-Serie drauf ist. Echt schlimm, so falsche "Erinnerungen".)

dreckskerl

2023-01-10 21:51:36

Albumankündigung?
Da ist wohl ein Vesehen. :)

The MACHINA of God

2023-01-10 20:50:52

Wobei "The Tower" ja gar nicht mehr mit Kapstad war. Hmm. Egal. Sein Einfluss! :D

The MACHINA of God

2023-01-07 00:37:43

Das Einhorn nimmt irgendwie eine Sonderstellung ein, weil man das erstens im Grunde nur am Stück hören kann und sich zweitens dann auch zu 100% darauf einlassen muss. Trifft meiner Meinung nach auf kein anderes Motorpsycho-Album in dem Maße zu.

Jepp. Und wird deshalb wohl immer meine vielleicht größte Motorpsycho-Liebe sein.

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