Bonnie 'Prince' Billy - Pond scum

Domino / GoodToGo
VÖ: 22.01.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Die Magie des Prinzen

In den Räumen der Maida Vale Studios 1-6 in London hat es schon viele magische Momente gegeben. Die Sessions, die John Peel hier für seine BBC-Show mitschneiden ließ, gehören sicher dazu. Will Oldham aka Bonnie 'Prince' Billy spielte zwischen 1994 und 2002 gleich sechs solcher Peel-Sessions ein. Drei davon, insgesamt zwölf Songs, sind nun auf "Pond scum" zu finden. Es sind Aufnahmen tiefster Intimität.

In den acht Jahren, die diese Sessions abdecken, hat der bärtige Songwriter aus Louisville in Kentucky nicht weniger als sechs Alben aufgenommen. Jede Menge Material also. Umso erstaunlicher, dass der vorliegende Zusammenschnitt keine Brüche aufweist, sondern wie aus einem Guss wirkt. Bei den ersten vier Stücken wird Oldham von Arbouretum-Gitarrist David Heumann begleitet. Den Rest spielt er im Alleingang ein. Oldham nutzt den reduzierten Rahmen, um seinen Kompositionen neue Seiten abzugewinnen. Da ist zum Beispiel "Death to everyone", das im Gegensatz zur tonnenschweren Band-Version auf dem Über-Album "I see a darkness" hier in entschlackter Akustikgitarren-Version vorliegt. Dadurch verliert das Stück einerseits zwar an Düsternis, gewinnt im Gegenzug aber spürbar an Wärme, die ihm durchaus gut tut. "Arise therefore", auf dem Studio-Album mit dezentem Drumcomputer und Synthies unterlegt, ist hier ganz nackt und ungeschminkt. Dadurch wird der Song in seinen Nuancen feiner und rückt die verrutschte Stimme Oldhams angenehm in den Vordergrund, die zwar nicht immer den Ton trifft, aber oft das Herz.

Zwei bislang unveröffentlichte Stücke feiern auf dieser Platte ihre Premiere: "Beezle" – ein rabenschwarzes Liebeslied, in dem Oldham singt: "I love your voice and also your lies" – und "The cross" – eine nette, aber leicht hysterische Coverversion des Prince-Originals, die es so nicht gebraucht hätte. Zum Kernstück dieser Sammlung gerät "Jolly one 2-15", dessen Melodie einen sanft zudeckt, tröstet und streichelt. Das kann er am besten: Songs schreiben, die wirken wie ein Kaminfeuer oder eine Tasse Grog. Songs, die beruhigen. Die wärmen. Die gut tun. Die aber auch traurig machen. Und mit ihrer Aufrichtigkeit schmerzen. Kurz: die etwas bedeuten. Auf "Pond scum" sind viele solcher Stücke versammelt. Und so sind die Peel-Sessions eine weitere helle Sternstunde im Gesamtwerk des kauzigen Prinzen.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Death to everyone
  • Beezle
  • Jolly one 2-15

Tracklist

  1. (I was drunk at the) Pulpit
  2. Death to everyone
  3. Arise therefore
  4. Jolly five
  5. Beezle
  6. Jolly one 2-15
  7. When thy song flow through me
  8. The houseboat (O how I enjoy the light)
  9. Trudy dies
  10. The cross
  11. Stable will
  12. The idol on the bar
Gesamtspielzeit: 39:16 min

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Herder

2016-01-24 21:26:54

Da sind einige schöne Sachen drauf, es ist ja schon interessant zu verfolgen, wie Oldham mit seinem Songmaterial spielt. Über ein Album mit neuem Material hätte ich mich dennoch mehr gefreut.

Das letzte s/t-Album war ja wieder richtig gut, ging hier und auch anderswo wegen des komplizierten Eigenvertriebs ziemlich unter. Schade drum.

Armin

2016-01-20 22:08:27

Frisch rezensiert!

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