Hinds - Leave me alone

Lucky Number / Rough Trade
VÖ: 08.01.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Dear Dears,

lange haben wir nichts mehr von Euch gehört. Einige Jahre sogar schon. 2011 war es, als Ihr Euer bis dato letztes Werk "Degeneration Street" veröffentlicht habt, seitdem folgte ein mehr oder weniger egales Live-Album. Und das war auch schon alles. Fast hätten wir Euch sogar bereits vergessen, und ganz ehrlich: Wirklich schlimm wäre das nun wirklich nicht gewesen. Neulich haben wir aber tatsächlich wieder über Euch lesen dürfen. Also, eigentlich nicht über Euch selbst. Sondern nur im Zusammenhang mit der spanischen Frauenkombo Hinds. Kennt Ihr nicht? Kennt Ihr wohl.

Denn das bärenstarke Quartett aus dem schönen Madrid musste sich Ende 2014 nach Eurer Androhung von gerichtlichen Schritten umbennen, da ihr bis dahin bestehender Bandname Deers dem Euren zu sehr ähnele. Also echt jetzt, Dears – ist das die feine kanadische Art? Oder gar noch Rock'n'Roll? Naja, macht im Grunde auch nichts. Denn der Vierer rund um die beiden Front-Krawallschachteln Carlotta Cosials und Ana García Perrote hat sich dennoch gut erholt. Deren Debütalbum, das sie vielleicht oder vielleicht auch nicht wegen Erbsenzählern wie Euch ganz treffend "Leave me alone" betitelt haben, strotzt vor Energie, Selbstbewusstsein, Abenteuerlust und, ja, auch Kratzbürstigkeit. Ein Album voller Ecken und Kanten also. Ihr werdet zugeben: Die Ähnlichkeit beschränkte sich bei Euch beiden tatsächlich nur auf wenige Buchstaben.

Man muss es mal sagen, wie es ist: Wo Ihr nur wage andeutet, irgendetwas haben zu wollen, schnappen Hinds es sich einfach. Man nehme nur mal einen Song wie "Castigadas en el granero", den echte Kenner und Fans bereits von den Demo-Anfängen der Band kennen. Da schrammeln sich die Damen herrlich durch den euphorisch grölenden Mitsing-Refrain und zeigen, dass sie seit den rauen Anfangstagen zwar an Pop-Appeal gewonnen, nicht aber an sprühendem, gar neckischem Charme eingebüßt haben. Launischer gibt sich der Opener "Garden", verspielt-sinnlicher dafür das melancholische "Bamboo" mit der einladenden wie bittersüßen Zeile "I need you to be around my legs and stop complaining about the rain."

"Chili town", einst der erste neue Song, den Hinds als kleinen Vorboten fürs Album veröffentlichten, spielt sogar noch etwas mehr mit den US-amerikanischen Elementen des Garage-Rocks. Sepiafarbene Erinnerungen an The Velvet Underground werden wach, moderne Brücken zu gegenwärtigen Genre-Größen wie Ty Segall gebaut. Einen verführerischen Arschtritt gibt es nebenher: "I am flirting with this guy so you can watch my crime." Derweil stiehlt Bassistin Ade Martín ihren beiden singenden Kolleginnen im Chaos von "Fat calmed kiddos" die Show. Kurze Zeit später sind alle Mädels wieder mit vereinten Kräften im Angriffsmodus, um ihren treulosen Exfreunden die Blumen mit einem rotzfrechen "And I will send your flowers back" um die Ohren zu hauen. Und mit solchen Mädels habt Ihr Euch nun also angelegt, liebe Dears? Nix für ungut: Eine Verwechslung ist hier bereits nach wenigen Sekunden ausgeschlossen. Bleibt eigentlich nur eine Frage – und zwar, ob Ihr damit Euch oder womöglich sogar Hinds selbst den größeren Gefallen getan habt. Best of luck, Ihr könnt es gut gebrauchen!

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Garden
  • Castigadas en el granero
  • Bamboo

Tracklist

  1. Garden
  2. Fat calmed kiddos
  3. Warts
  4. Easy
  5. Castigadas en el granero
  6. Solar gap
  7. Chili town
  8. Bamboo
  9. San Diego
  10. And I will send your flowers back
  11. I'll be your man
  12. Walking home
Gesamtspielzeit: 38:22 min

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diggo

2016-09-17 15:35:28

<https://www.youtube.com/watch?v=-Bzk_ul8p1I>

diggo

2016-09-17 15:30:26

Falls jemand Lust hat, eine "männliche Version" davon zu hören, dem kann ich das Album "Los Niños Sin Miedo" von The Parrots empfehlen. Für mich eines der Alben des Jahres bisher. Erinnert stark an die ersten Alben der Black Lips - sehr hörenswert!

humbert humbert

2016-04-24 12:32:41

Chili Town ist ja ein witziger Song. Muss mal in das Album reinhören.

saihttam

2016-02-18 13:12:03

Die Zuschreibungen könnten schon auf sie zutreffen. Sie wirkte auf jeden Fall wesentlich zurückhaltender als ihre Bandkolleginnen, die ansonsten sehr extravertiert aufgetreten sind.

Mainstream

2016-02-18 12:15:49

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Das klingt zu sperrig.

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