Troye Sivan - Blue neighbourhood

Universal
VÖ: 04.12.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Neue australische Welle

Das Medium YouTube und seine Stars, die hauptsächlich als eigene Meinung getarnte Dauerwerbesendungen produzieren, ist längst in der Gesellschaft angekommen. Deutsche YouTuber machen längst auch Kinofilme oder durften für Stefan Raab in den Wok steigen und haben dabei eine Reichweite von mehreren Millionen Zuschauern. Im internationalen Markt sind die Zahlen der Abonnements noch höher als bei Bibi, Unge und Co. Der 20-jährige Troye Sivan ist ebenfalls erfolgreich im YouTube-Geschäft und kann immerhin fast 3,8 Millionen Follower sein Eigen nennen. Dass er einen Schritt weitergeht und von der eigenen Prominenz motiviert sein Debütalbum "Blue neighbourhood" bei einem Majorlabel veröffentlicht, ist dann wohl nur konsequent.

Wenn dann ein zusätzlicher Hype um seine Person entsteht, ist das keine Überraschung. Auch die 15-jährige Jasmine Thompson, die zusammen mit Felix Jaehn und "Ain't nobody (loves me better)" die europäischen Charts stürmte, veröffentlicht regelmäßig Coversongs und sogar Justin Bieber wurde einst über das Videoportal entdeckt. Was Sivan aber von beiden wesentlich unterscheidet: Ihm ist weit mehr als Gesangstalent in die Wiege gelegt worden und hinter der Hysterie um seine Person steckt mehr als nur heiße Luft. Denn im Gegensatz zu Bieber überzeugt der schmächtige Junge von nebenan nicht ausschließlich mit seiner Optik, sondern auch mit seinem unverbrauchten Sound. Sivan versteht etwas von vielschichtigen, aber dennoch simplen Popsongs, den Synthesizer setzt er nur dosiert, dafür aber in den richtigen Momenten ein.

Die Single "Youth" ist ein Paradebeispiel für seinen Stil: Die Melodie bleibt im Gedächtnis, ohne sich aufzudrängen und der hier besonders prominente weibliche Background- Gesang wird auf "Blue neighbourhood" noch öfter auftauchen. Mit "Talk me down" gelingt Sivan eine unschuldige Liebesballade fernab vom Kitsch, in der er zu dumpfen Beats sanft "I wanna sleep next to you / But that's all I wanna do right now" haucht. Auch "Blue" kommt mit wenig aus, hat dank Duettpartnerin Alex Hope aber einen umso schöneren Effekt. "Suburbia" und "Heaven" schaffen es trotz Ansätzen von Hintergrundmusik zu fesseln und bringen eine angenehme Dramatik mit. "Fools" und "Wild" dagegen gestalten sich ausgeschmückter und scheuen vor Tempowechseln nicht zurück. Die Kunst hier besteht darin, dass die Eingängigkeit trotz der experimentellen Bruchteile nicht verlorengeht. Gleichzeitig gibt es keine vorsehbar produzierten Hits, sondern Songs, die sich wie ein sauber zusammengesetztes Mosaik anfühlen. Und so ist Sivan neben Sia und der ebenso jungen wie talentierten Lorde ein weiterer Beleg dafür, dass australische Popmusik die derzeit bessere ist.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Youth
  • Fools
  • Talk me down
  • Suburbia

Tracklist

  1. Wild
  2. Bite
  3. Fools
  4. Ease
  5. The quiet
  6. Dkla
  7. Talk me down
  8. Cool
  9. Heaven
  10. Youth
  11. Lost boy
  12. for him.
  13. Suburbia
  14. Too good
Gesamtspielzeit: 51:46 min

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Dan

2015-12-21 23:50:09


Sounds like: Lorde's kleiner Bruder aus Australien.

Armin

2015-12-21 21:51:39

Frisch rezensiert!

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