Cass McCombs - A folk set apart: Rarities, B-sides & space junk, etc.
Domino / GoodToGoVÖ: 11.12.2015
Aus der Wühlkiste
Cass McCombs ist ein Tausendsassa. Sänger. Songwriter. Multi-Instrumentalist. Nomade. Punk. Folk-Künstler. Alt.-Country-Freund. Tour-Genosse von Bands wie The War On Drugs und Sängerinnen wie Cat Power. Aktivist. Poet. Geschichtenerzähler. Eines ist er aber nicht: ein Star. Mehr noch: Cass McCombs ist ein Anti-Star. Einer, der zwar regelmäßig Alben veröffentlicht, aber damit im Grunde immer die gleiche kleine Gruppe von Leuten erreicht. Stört ihn das? Wahrscheinlich nicht.
Die musikalische Bandbreite, die der 38-Jährige dabei an den Tag legt, ist durchaus beachtlich. Von todtraurigen Balladen über lebensbejahende Pop-Perlen bis zu aufwühlenden Rocknummern probiert er sich munter aus. Die Songsammlung "A folk set apart: Rarities, B-sides & space junk, etc." soll einen kleinen Überblick über das Gesamtwerk geben und ist mit ihrem gewollten Chaos, das einer unsortierten Wühlkiste gleicht, eigentlich ungeeignet für Einsteiger. Aber was sollte man denen schon empfehlen? Kein Album des Kaliforniers ähnelt einem anderen. Also kann man es getrost auch hiermit versuchen und weiß dann immerhin sofort, mit wem man es zu tun hat. Oder eben auch nicht.
Dass McCombs sich sowieso niemals ein X für ein U vormachen lässt, ist schnell klar. So wird ein Stück wie das reduzierte "Bradley Manning", das einen Einblick in das Leben des Whistleblowers bietet, immer seine Aktualität haben. Fast könnte man annehmen, dass McCombs hier kühl oder gar gleichgültig klingt. Bei genauerem Hinhören wird deutlich, dass er Manning, die mittlerweile als Frau namens Chelsea lebt und derzeit eine 35-jährige Haftstrafe verbüßt, durchaus positiv gesinnt ist. Im darauffolgenden sonnigen "Evangeline" wird es poppiger, im Lo-Fi von "Oatmeal" oder "I cannot lie" kratzig, bei "Texas" hingegen schlichtweg sonderbar. In diesem regelrechten Un-Song finden eher Geräusche, mantraartige Reden und kurze instrumenierte Sequenzen statt, bei denen Mike Gordon von Phish unterstützend mitpfeift und für andere Töne sorgt.
Weniger fragwürdige Hilfe gibt es in der Garage-Rock-Perle "Poet's day" dank Chris Cohen, der einst etwa bei Deerhoof und in Ariel Pinks Band Haunted Graffiti spielte. Die zweite Hälfte von "A folk set apart: Rarities, B-sides & space junk, etc." wirkt im Vergleich wesentlich stimmiger als die erste, mit dem zerbrechlichen "Old as angry" und dem melancholischen "Night of the world", dessen Lou-Reed-Coolness in jeder Zeile mitschwingt – kleine, aber feine Highlights. Mit dem Finale "The state will take care of me" lässt McCombs seine Sammlung entspannt ausklingen: Verträumt-countryeske Klänge sorgen für Wohlbefinden, ihr Schöpfer weiter für Erstaunen. Selten ist bei einer Wühlkiste so gut wie jeder Griff ein Treffer – hier allerdings schon.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I cannot lie
- Poet's day
- Evangeline
- Old as angry
- Night of the world
- The state will take care of me
Tracklist
- I cannot lie
- A.Y.D.
- Oatmeal
- Twins
- Minimum wage
- Poet's day
- An other
- Bradley Manning
- Evangeline
- Empty promises
- If you loved me before?
- Three men sitting on a hollow log
- Lost river / old river
- Old as angry
- Texas
- Night of the world
- Traffic of souls
- Catacombs cow cow boogie
- The state will take care of me
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Armin
2015-12-21 21:48:11
Frisch rezensiert!
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