Electric Six - Bitch, don't let me die

Metropolis / Soulfood
VÖ: 09.10.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Aus dem Herrenmagazin

"Normalerweise kommen bei unseren Konzerten ja nur schöne Mädchen und Alligatoren rein. Aber für Dich wollen wir mal eine Ausnahme machen." Selbstredend war der Rezensent hocherfreut, als Electric-Six-Frontmann Dick Valentine ihn einst mit diesen Worten dazu einlud, seine Band live zu bewundern – auch wenn anschließend ein Spiegelcheck anstand, um allzu weiblich anmutende Gesichtszüge oder etwaige beginnende Reptilienhaftigkeit auszuschließen. Wozu man natürlich wissen sollte, dass diese lustigen sechs nicht immer alles zu 100 Prozent ernst meinen, was sie so von sich geben. Oder anders gesagt: So viel Stuss, wie Electric Six auf ihren Alben unterbringen, muss man sich erst einmal ausdenken. Besonders, wenn man wie die Detroiter jedes Jahr eins veröffentlicht. Und auch 2015 sieht das nicht anders aus.

"Bitch, don't let me die" ist bereits das elfte krachlederne Rock'n'Roll-Variétéprogramm, für das Valentine und Kollegen mit dem imaginären Müllwagen durch Las Vegas brummen, Witze aus dem Herrenmagazin reißen und ganz unten sind mit sämtlichen Schattierungen des amerikanischen Traums – Fetzen von Indie-Dance, Spandex-Metal und funky shit inklusive. Da wird der gezielte Angriff aus der Luft im ungehobelten Opener "Drone strikes" glatt zum Geschlechtsakt und Barack Obama bei "Kids are evil" zum Briefkastenonkel für alle, die mit der jungen Generation nicht mehr klarkommen. Und bleibt "Big red Arthur" als tollpatschiger Santa-Claus-Ersatz im Schornstein stecken, dann bitte zu einem schwer atmenden Hardrock-Shuffle mit Humpel-Piano – so etwas war schließlich schon beim grandiosen "I buy the drugs" von "Switzerland" Mittel der Wahl.

Also wieder so ein Album, aus dem die Tanzflächenkracher dem Hörer ohne Vorwarnung ins Gesicht springen. Etwa das von ruppigen Riffs angetriebene "Two dollar two", in dem Valentine über blechern vorwärtsschiebenden Drums von brennenden Städten, unbezahlten Strafzetteln oder teufelsanbetenden Mechanikern fabuliert und ein lüsternes "I like a lady who knows what my thing is for" hinterherschiebt – hoffen wir für ihn, dass es sich um keins der "Infected girls" handelt, von denen Electric Six auch einmal sangen. "Roulette!" modelliert sich dann eine zwar nicht ganz so pointierte, aber dennoch muskulöse Variation des arschwackelnden Evergreens "Danger! High voltage" zusammen, die Gitarrenlicks legen statt in der Disco im Casino Feuer, und auch hier geht bei der Damenwelt wie üblich einiges. Egal, was der Croupier sagt.

Und obwohl sich "Bitch don't let me die" laut Valentine vor allem mit dem Thema Sterblichkeit befasst, haben Electric Six bei ihrer grellbunten Nummernrevue so viel Spaß, dass ihnen zuweilen entgeht, wie einige Songs etwas ausfasern. Zumal weder ein todsicherer Schweinigel-Hit Marke "Gay bar" noch ein massentauglicher Aufmacher wie die "Radio ga ga"-Coverversion aus "Señor Smoke" mit von der Partie ist. Womit sich aber problemlos leben lässt, sobald der "Slow motion man" Synthie-Fanfaren und Artrock-Breaks gegeneinander ausspielt und die Hillbilly-Karikatur "Dime dime penny dime" auch dem ollen Elvis ordentlich Beine macht. Bleiben nur noch die Fragen aus "When cowboys file for divorce" offen: Wer kriegt die Ranch, wer das Pferd, wer die Knarren? Aber auch darauf haben Electric Six sicher bald eine Antwort. Spätestens nächstes Jahr.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Two dollar two
  • Roulette!
  • Slow motion man
  • Dime dime penny dime

Tracklist

  1. Drone strikes
  2. Two dollar two
  3. Kids are evil
  4. Roulette!
  5. A variation of Elaine
  6. Slow motion man
  7. Big red Arthur
  8. Dime dime penny dime
  9. If U R who U say U R
  10. When cowboys file for divorce
  11. Take another shape
  12. Electric Six!
Gesamtspielzeit: 39:32 min

Im Forum kommentieren

Thinkman

2015-11-02 09:48:11

Solide, aber kein Oberburner - so wie fast jedes Jahr. Die ersten 4 Alben waren die besten. Bleibt trotzdem meine Lieblingsband. :-) Und sie kommen jetzt endlich nach Deutschland auf Tour! YEAH!

Ich find übrigens "When Cowboys..." am besten. Saugeil! :-)

Demon Cleaner

2015-10-29 09:46:21

Schon wieder? :-) Ich wollte eigentlich schon ins letzte Mal wieder reinhören und hatte es vergessen.

Armin

2015-10-28 21:17:06

Frisch rezensiert!

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