Antimatter - The Judas table

Prophecy / Soulfood
VÖ: 09.10.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Lug und Trug

Der Herbst ist da. Die Nächte werden länger, kälter. Alles da draußen wirkt abweisend und kalt. Indian Summer, Spaziergänge durch leuchtend bunte Wälder? Nur noch ein letztes Aufbäumen des Sommers, bevor die Natur im Grau versinkt. Welcher Soundtrack passt wohl am ehesten zu einer solchen Stimmung? Nun, da diese Rezension der selbsternannten "traurigsten Band der Welt" gilt, liegt die Antwort vermutlich auf der Hand. Und deren Frontmann Mick Moss stellt bereits frühzeitig klar, dass Antimatter auch mit ihrem sechsten regulären Studioalbum die düsteren Erwartungen zu erfüllen gedenken. Denn "The Judas table" ist nicht mehr und nicht weniger als eine Abrechnung. Eine Abrechnung mit all denen, von denen sich Moss in der Vergangenheit belogen und betrogen gefühlt hat. Und gleichzeitig wie schon auf den früheren Platten ein Seelenstriptease, mit dessen Hilfe der Brite seine Gefühle als Opfer von Betrug und Intrigen auf den Tisch legt.

Hört sich nach starkem Tobak an? Ist es auch, gleichzeitig jedoch genau das, was man von Moss erwartet. Und diese Erwartungen werden keineswegs enttäuscht. Denn "Black eyed man" ist einer dieser zutiefst bittersüßen Songs, die pure Depression versprühen, wenn auch diesmal mit leichten elektronischen Spielereien angereichert. Doch immer dann, wenn der zarte Gedanke aufkommt, dass es doch einen Ausweg aus dieser Schwärze geben könnte, reißt Moss' fragiler Gesang umgehend alles ein. Das Gitarrensolo, auch eher selten bei Antimatter zu finden, bleibt nur mehr ein verzweifelter Aufschrei in der Finsternis.

Es sind diese Eruptionen, die aufrütteln und aus der sich breitmachenden Katatonie reißen. "Killer" beispielsweise besticht durch einen drohend wabernden Keyboard-Teppich, bis im Mittelteil gar so etwas wie ein Beat zu marschieren beginnt. "Stillborn empires" auf der anderen Seite hebt sachte perlend an, macht es sich fast schon zu routiniert im Soundkosmos des Ein-Mann-Projekts bequem. Plötzlich bricht der Refrain aus, breitet gar eine Wall Of Sound aus, wie sie auch Anathema, allemal die Keimzelle von Antimatter, kaum besser hinbekommen. Noch während die Begeisterung darüber anhält, folgt ein harter Schnitt. Und dann die eigentliche Explosion. Machen wir uns nichts vor: Diese zweite Hälfte von "Stillborn empires" ist so ziemlich das großartigste, mitreißendste, aufwühlendste Stück Musik, das seit langem aus Moss' Feder geflossen ist.

Und doch muss "The Judas table" im Vergleich mit dem überragenden Vorgängeralbum an manchen Stellen den Kürzeren ziehen. Denn auf der Sollseite stehen Songs wie "Comrades" oder "Hole", bei denen sich leise das Gefühl von Stillstand einstellt, wenn auch auf hohem Niveau. Natürlich sind die stilistischen Grenzen nicht eben weitläufig gesetzt, natürlich kann man nicht erwarten, dass jedes Stück ein Meilenstein ist. Doch "Fear of a unique identity" hatte 2012 vorgemacht, dass mit kleinen, nahezu unmerklichen Drehungen an den Stellschrauben eine einzigartige Platte entstehen kann. Das soll die Qualität von "The Judas table" auf keinen Fall schmälern, setzt Moss doch auch im weiteren Verlauf zum Beispiel mit "Can of worms" höchst willkommene Reizpunkte und kann damit das Gefühl aufkommender Routine mehr als kompensieren. Womit die Herbstdepression doch noch zu ihrem Recht kommt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Killer
  • Stillborn empires
  • Can of worms

Tracklist

  1. Black eyed man
  2. Killer
  3. Comrades
  4. Stillborn empires
  5. Little piggy
  6. Hole
  7. Can of worms
  8. Integrity
  9. The Judas table
  10. Goodbye
Gesamtspielzeit: 56:53 min

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fffff

2015-10-31 13:35:52

oha

Harry_X

2015-10-31 13:19:39

Armin

2015-10-28 21:15:47

Frisch rezensiert!

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