Boysetsfire - Boysetsfire

End Hits / Cargo
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Narrenfreiheit

Wann genau es passiert ist, vermag man nun im Nachhinein gar nicht mehr auszumachen. Vielleicht in den Jahren ihrer Abwesenheit, vielleicht während der Unmengen von Konzerten, die die Band seit ihrer Wiedervereinigung abgerissen hat, vielleicht in dem Moment, als Nathan Greys Bart deutlich ergraute. Fest steht jedenfalls: Boysetsfire dürfen sich längst zu den Elder Statesman des Hardcore und all seiner Subgenres, die sie bereits beackert haben, zählen. Und als solche könnten sie im Abstand von ein paar Jahren immer mal wieder die Bildfläche betreten und den jungen Wilden kurz zeigen, wie es gemacht wird.

Doch routiniert das eigene Erbe zu verwalten und ab und an die eigenen Standards ein wenig zu pflegen, scheint Boysetsfires Sache nicht zu sein. Man ist ja schließlich nicht Slayer oder Bad Religion. Viel lieber stacheln sich die Herren Grey, Latshaw, Ehrenbrand und Co. auch nach über 20 Jahren des Bestehens noch zu Höchstleistungen an und fügen dem eigenen Erbe noch ein paar Kapitel hinzu. Kapitel, die es lohnt zu hören, wohlverstanden. Weil das inzwischen siebte Album der Band weit mehr ist als ein abgeklärtes Spätwerk. Weil sich die Band noch immer mit dem gleichen Feuer in ihre Kompositionen stürzt, das man von der ersten Begegnung an so sehr an ihr geschätzt hat. Und weil dabei mal wieder Songs herumkommen, die sich innerhalb des eigenen Gesamtwerks nicht zu verstecken brauchen. Und mit denen der Band dann und wann sogar kleine Überraschungen gelingen. "Heaven knows" darf getrost als eine solche verzeichnet werden, gab es doch bislang kaum einen derart straighten Punkrocker von dieser Band. "Ordinary lives" glaubt man zu Beginn als verschleppte, schwere Nummer zu erkennen, ehe die Band den Song Richtung von At The Drive-Ins "Quarantined" winken lässt und schlussendlich in einen dieser Breitwandrefrains abbiegt, die sie inzwischen schlichtweg perfekt beherrscht.

Dass man das schon immer furiose "Bled dry" nun auch endlich auf ein Album gepackt hat, zählt zudem auch nicht unbedingt zu den schlechtesten Entscheidungen der Band. Genau wie die Auswahl von "One match" als Single. Die die Band von ihrer eingängigsten Seite zeigt und sich sogar "Oh oh"-Chöre erlauben darf, ohne auch den geringsten Verdacht der Peinlichkeit auf sich zu ziehen. Und für all diejenigen, denen sowas zu nah am Hit ist, gibt es dann noch so Nummern wie die konsequent durchgeknüppelten Zweiminüter "Don't panic" und "The filth is rising". So nötigt einem "Boysetsfire" schlussendlich vor allem eine ganze Menge Respekt ab. Weil man einer Band, die sich inzwischen längst alles erlauben könnte, zusehen kann, wie sie sich nachdrücklich dem Stillstand verweigert. Und ihre Narrenfreiheit nutzt, um vom etwas hüftsteifen "While a nation sleeps" aus nochmal einen Schritt nach vorne zu machen.

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't panic
  • Ordinary lives
  • One match
  • Bled dry

Tracklist

  1. Savage blood
  2. Cutting room floor
  3. Don't panic
  4. Ordinary lives
  5. One match
  6. The filth is rising
  7. Torches to paradise
  8. Coward
  9. Heaven knows
  10. Falling from grace
  11. Dig your grave
  12. Breathe in, bleed out
  13. Bled dry
Gesamtspielzeit: 44:14 min

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Die Hafen-Trulla

2021-04-22 04:20:44

Es gibt unzählige dumme, platte und überaus hässliche Plattencover, aber mit jenem von dieser CD schießen Boysetsfire echt den Vogel ab. Diese uninspirierte Schlange hat 0 Aussagekraft, da bleibt nix hängen. Für mich eines der schlimmsten Cover der Musikgeschichte.

Affengitarre

2015-10-01 19:34:25

Ich habe mir heute die Visions mit "After the Eulogy" zugelegt und bin ziemlich zufrieden. Diejenigen, die das Album mögen, können da ruhig zugreifen.

Hoschi

2015-09-29 09:27:57

Ich find die TCT produktionstechnisch nicht besser oder schlechter als die beiden vergangegen Alben. Der größte Unterschied, meiner Meinung nach, ist aber das noch spürbar
ungezwungenere Songwriting.
Auch wenn der Cut zwischen ATE und TCT ziemlich krass daher kommt(zumindest empfand ich es damals so, da ich ATE zuerst gehört habe) muss sich der objektive Hörer eingestehen, dass die Songs einfach ungwzwungener daher kommen.Bei TAI,WANS oder der Aktuellen hab ich dauernd das Gefühl die Songs wollen auf Teufel komm raus besonders Hart bzw. besonders Soft daher kommen.

Autotomate

2015-09-28 14:15:01

Galt ja schon immer als cool und war allgemeiner Konsens die TCT schlecht zu machen

Meinste? Bei rym z.B. hat die Tomorrow Come Today (unverständlicherweise) fast die gleiche Bewertung wie die After the Eulogy und auch ansonsten waren die Kritiken zumeist sehr wohlwollend. Dabei fehlt dem Album so ziemlich alles, was ATE so genial gemacht hat. Mit "Poppigkeit" und "Ausverkauf" hat das nichts zu tun, ein Großteil der Songs ist im Vergleich mit der ATE einfach nur öde wie sau. Das besessene Songwriting, die zwanglose Melodieseeligkeit, die Kraft und Intensität: Alles futsch...
Nur meine Meinung, versteht sich :)

Eli

2015-09-28 12:46:52

PS: Der nächsten Visions liegen jeweils Live CDs der drei Albumshows vom letzten Jahr bei. Da kann sich ja jeder die Visions mit seinem Lieblingsalbum holen..

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