The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die - Harmlessness

Epitaph / Indigo
VÖ: 25.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Auf Schmerz und Nieren

So, alle mal tief einatmen und dann zusammen die folgenden Worte wiederholen, bis sie sich jeder merken kann: The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die. The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die. The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die. Alle noch anwesend? Niemand umgekippt? Oder blau angelaufen? Sehr gut. Den Namen des Musikerkollektivs aus Connecticut, im Folgenden ausnahmsweise abgekürzt zu TWIABP, sollte man gewiss im Hinterkopf behalten, ganz gleich, wie lange man braucht, um ihn sich zu merken. Tatsächlich ist auch "Harmlessness", das zweite Studiowerk der Gruppe, selbst alles andere als knackig-kurz, lässt mit seiner guten Stunde Spielzeit aber immerhin fast genug Zeit, um den Bandnamen noch zwei weitere Male zu nennen. Fast.

Dabei sind TWIABP natürlich längst alte Hasen. 2009 fanden sie sich zusammen, Änderungen im Line-Up sind seitdem erwünscht und stehen dementsprechend quasi auf der Tagesordnung. Mit "Harmlessness", dessen Name eine Anspielung auf die erste EP "Formlessness" von 2010 ist, wird auch der Wechsel zum legendären Indie-Label Epitaph zelebriert, das seit einigen Jahren eine Art Wiederauferstehung feiert – was sicherlich auch mit der Welle von Emo-Revival-Bands zu tun hat, die dort neuerdings unter Vertrag stehen. Zu eben jenen zählen auch TWIABP, die sich, wie schon zuletzt auch die Kollegen von Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate), vom eklig-klischeebehafteten Kajal-Emo abgrenzen und in ihrem Sound unter anderem Post-Rock- und Indie-Rock-Elemente unterbringen.

Das kann dann schon mal so wunderbar polternd klingen wie in der Leadsingle "January 10th, 2014", die klingt, als würden die jüngst wiedervereinten Rainer Maria mittlerweile von Mike Kinsella angeführt werden. Spannend auch, welchen geradezu mystischen Weg TWIABP hier von Streichern untermalt bestreiten: Das Stück handelt zum einen von der mexikanischen Figur "Diana, hunter of bus drivers", die 2013 im Alleingang gegen die von Nachtbusfahrern ausgeübten Sexualdelikte an Frauen im mexikanischen Juárez vorging, indem sie zwei solche Fahrer einfach erschoss – ein Fall, der weltweit für Schlagzeilen sorgte, bis heute aber nicht aufgeklärt wurde. Zum anderen besingen TWIABP Artemis, die griechische Göttin der Jagd, deren Name in der römischen Mythologie ebenfalls Diana lautet und die sich auf mörderische Weise an allen rächte, die ihr Unrecht taten. Eins ist klar: Die Band zielt hier gleichermaßen auf den Kopf wie aufs Herz – und trifft doppelt.

Auch andere Stücke übertragen ihren Schmerz auf den Hörer, wenngleich nicht immer genauso ausschweifend: Der Opener "You can't live there forever" ist deutlich zurückhaltender und kommt nur mit der Akustischen aus, während sich Zeilen wie "You think that the world is alright / That's a lie" die allgemeine Stimmung ins Schwermütige verlagern. Wieder brachialer geht "We need more skulls" vor, wohingegen "Mental health" mit ausgestreckten Zeigefingern auf jede Wunde und jede Tränendrüse drückt, die es erreichen kann. Den besonderen Coup des Albums landen TWIABP aber ganz am Schluss: Die finale Doppelspitze aus "I can be afraid of anything" und "Mount Hum" macht zusammen 20 Minuten des Albums aus, den verstecken Song am Ende eingerechnet. Und während das erste Stück noch mal die schweren Geschütze auffährt, nistet sich "Mount Hum" lieber klammheimlich in jeder Pore ein, breitet sich langsam aus und wirkt so weitaus nachhaltiger. Noch mal alle zusammen? The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die. Spätestens jetzt sollte man sich diesen Namen merken.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • January 10th, 2014
  • Mental health
  • I can be afraid of anything
  • Mount Hum

Tracklist

  1. You can't live there forever
  2. Blank no. 11
  3. January 10th, 2014
  4. The word Lisa
  5. Rage against the dying of the light
  6. Ra Patera dance
  7. Mental health
  8. Wendover
  9. We need more skulls
  10. Haircuts for everybody
  11. Willie (For Howard)
  12. I can be afraid of anything
  13. Mount Hum
Gesamtspielzeit: 61:29 min

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Armin

2016-11-30 18:27:29

THE WORLD IS A BEAUTIFUL PLACE & I AM NO LONGER AFRAID TO DIE

"Body Without Organs": Neuer Song


Die Band THE WORLD IS A BEAUTIFUL PLACE & I AM NO LONGER AFRAID TO DIE veröffentlicht den neuen Song "Body Without Organs", der ab sofort hier mit der "Name your Price"-Option zu kaufen ist: https://theworldis.bandcamp.com/album/body-without-organs.

Alle Einnahmen des Songs werden der Organisation ACLU gespendet.
Die Band äußert sich folgendermaßen zu dem Song: “While this track didn’t seem to fit on Harmlessness, the feeling it evokes seems more appropriate to recent times. The artwork for the song depicts a modern-day Terracotta Army being torn down. It’s unsettling to see the voices of positive change in the community around you get drowned out within a world of dated and regressive ideals. In an effort to help make those voices of change heard, we're permanently donating all the Bandcamp proceeds from this track to the non-profit and nonpartisan group the ACLU.”

Pure_Massacre

2016-11-04 14:08:46

Habe ich schon lange nicht mehr gemacht, aber da das Album für mich ein wahrer Dauerbrenner ist, mal eine Songbewertung meinerseits:

1. You Can't Live There Forever (8/10)
2. blank #11 (-/10)
3. January 10th, 2014 (9/10)
4. The Word Lisa (8/10)
5. Rage Against the Dying of the Light (8/10)
6. Ra Patera Dance (8/10)
7. Mental Health (8/10)
8. Wendover (7/10)
9. We Need More Skulls (7/10)
10. Haircuts for Everybody (8/10)
11. Willie (For Howard) (7/10)
12. I Can Be Afraid of Anything (10/10)
13. Mount Hum (9/10)

Das Beste ist: Im Gesamten macht das Album noch mehr Sinn als seine einzelnen Teile. Kratzt für mich somit an der 9/10.

Wer noch überzeugt werden muss, bitte: https://vimeo.com/146314172

Arcon

2016-02-27 16:23:14

Find ich auch...

Pure_Massacre

2016-02-24 21:24:36

Tolles Album mit großen Momenten. Höre ich jetzt seit 2 Monaten beinahe täglich. Wird nicht langweilig.

Mondwaffel

2015-12-01 14:43:59

hatte sie letztes jahr live gesehen (mit empire! empire! (iwale)) und hat mir doch recht gut gefallen. war über weite strecken ne regelrechte wall of sound mit diesen feinen, twinkelnden noten. konnte mit dem sänger nach dem konzert auch ein paar sätze wechseln und war recht sympathisch.
hatte sie das erste mal auf der split mit deer leap gehört und war regelrecht schockiert, wie tief mich das berührt hat, gerade der schlusssong.
haben mich dann aber irgendwo zwischen whenever,if ever und dieser spoken word-Platte verloren.
vor ein paar monaten hatte ich dann das neue album gehört und es hat mich leider kaum mitgerissen. klang mir dann doch zu sehr nach nem 2. whenever, if ever. im gesamtbild aber dennoch eine der besseren bands aus dem mittlerweile ausgelutschten emo-revival-genre.

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