A-Ha - Cast in steel

Universal
VÖ: 04.09.2015
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Neustart an der Wein-Straße

Was ist denn da los? Magne Furuholmen, Paul Waaktar-Savoy, Morten Harket? Eine ganze Menge hat das Trio richtig gemacht. Und da müssen nicht mal die unzähligen großen Pophymnen als Relikte des Rufs herhalten. Es reicht allein der Blick in die jüngere Vergangenheit. Sicher konnte man traurig sein über die Auflösung A-Has im Jahre 2010. Aber: Wenn man die Karriere an den Nagel hängt, dann doch bitte so wie die Norweger. Sie veröffentlichten mit "Foot of the mountain" ein starkes Testament, gingen auf abschließende Tournee und dann in Rente. Punkt. Kein miese Platte, die kein Schwein gekauft hat. Nicht gefeuert von der Plattenfirma. Nicht zerbrochen. Einfach mal gut sein lassen. Über die Inkonsequenz, fünf Jahre später wiederzukehren, muss man nicht diskutieren, "Hunting high and low"-Jubiläum hin, "Rock in Rio"-Anfrage her. Aber wenn sie dort ansetzen würden, wo man fünf Jahre zuvor das "ending on a high note" verkündete, wäre das doch begrüßenswert.

Und an der Formulierung ahnt man schon: Das tun sie nicht. Im Gegenteil, es ist das schwächste Album ihrer Diskographie. "Cast in steel" enthält Stücke, die A-Ha beim schlimmsten Willen nicht zuzutrauen waren. "Door ajar"? Wirklich? Da humpelt ein Beat so müde und kraftlos durch die Minuten, dass selbst das Fernsehgarten-Publikum sediert neben dem Takt klatscht. Nie hatten sie mehr Helene-Fischer-Fans. "Mythomania" entuppt sich als ähnlich kläglicher Ort wie das grandios gescheiterte SAT.1-Konzept "Newtopia" und so erstrebenswert ein "Living at the end of the world" auch erscheinen mag, möchte man die Destination doch eher mit einem Kanu entlang der Fjorde erreichen – und nicht beiläufig beim Heizdeckenverkauf auf einem Segeltörn in ganz ganz seichten Gewässern.

Dass noch Leben im Trio steckt, zeigt ansatzweise der Titeltrack. Und es würde auch für die treffend "Under the makeup" titulierte Single gelten, verdeckte nicht die opulente Orchestrierung in "Skyfall"-Manier eine herrliche Melodie, wie sie Waaktaar-Savoy schon zuhauf auf den Band-Leib schneiderte. Das beweist er sich selbst nur ein paar Nummern später: Kein Song auf "Cast in steel" ruft lautere Echos der achtziger Jahre hervor, ohne altbacken zu wirken, als der akustisch eingeleitete Synth-Pop-Track "She's humming a tune". Immerhin müht sich "Giving up the ghost" redlich, diesen Status zu erreichen. Im zurückgenommenen "Goodbye Thompson" übergibt Harket den Background-Stimmen den Refrain, während "Shadow endeavors" im Hintergrund zu spielerischen Momenten ansetzt und sich dann ein anderthalbminütiges Outro gönnt.

Wobei selbst letztgenannte Songs eine These stützen: Erstmals in ihrer Karriere lassen A-Ha so etwas wie Altersmüdigkeit erkennen, wirken die Songs der Mittfünfziger unpointiert und nicht zu Ende gedacht. Es reicht nicht aus, dass "Objects in the mirror" nur in der Überleitung zum finalen Refrain ein paar Sekunden feine Keyboard-Töne präsentiert, wenn Harket ansonsten Zeilen wie "Love would make your life complete" und "Come on now, it's not so bad" singen muss. Vor ein paar Jahren noch, möchte man meinen, hätten sie "Forest fire" zu einer Hit-Single sondergleichen geformt. Nun fehlen die letzten Meter auf der Zielgeraden und zucken kurze handzahme Licks zu einem soliden Stück, das "Foot of the mountain" auch im Konsens-Radio stets unterläge. Schlimmer als die Enttäuschung über "Cast in steel" ist nur, dass Harket, Furuholmen und Waaktar-Savoy nach dem Durchhören der Stücke wirklich A-Ha drübergeschrieben haben. Ist deshalb traurig:

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cast in steel
  • She's humming a tune

Tracklist

  1. Cast in steel
  2. Under the makeup
  3. The wake
  4. Forest fire
  5. Objects in the mirror
  6. Door ajar
  7. Living at the end of the world
  8. Mythomania
  9. She's humming a tune
  10. Shadow endeavors
  11. Giving up the ghost
  12. Goodbye Thompson
Gesamtspielzeit: 47:09 min

Im Forum kommentieren

gordon got a sting

2016-05-30 21:18:10

Ja Forest fire ist auch ganzu gut...aber vom reinen hören ist der keyboard Riff leicht variiert zu foot of the mountain, nur mit anderen Harmonien unterlegt. Kann mich aber auch irren...

Freeman, G.

2016-05-29 23:17:07

Würde auf jeden Fall noch Forest Fire zu den Favs zählen.

gordon got a sting

2016-05-29 22:15:45

"Cast in Steel" hat einen oftgehörten Platz in meinem MP3 Player. Aber vorsichtig; Nicht empfehlenswert für a-ha Einsteiger. Man muss die Musik von a-ha schon sehr mögen, um gefallen an dieser CD zu finden.
Cast in steel und Under the make up sind tolle songs,das andere ist teilweise so rausgequätscht und erzwungen, dass den Norwegern der Schweiß gelaufen sein müsste,beim komponiern. Wobei man das teilweise nicht mehr als komponieren bezeichnen kann. Harkets "Living at the end of the world" ist so vorhersehbar und das Wort kitsch reicht da fast nicht mehr aus...ja gut, das wars...die Norweger haben bestimmt begriffen, dass eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr ergibt..und mittlerweile find ich Harkets Solo LPs sowieso schöner...

Hogi

2015-12-14 12:03:49

Brother vom letzten Harket-Album wäre die beste Single seit dem 1. Comeback gewesen...

Desare Nezitic

2015-12-14 08:40:38

Klar, da gibts viele Hits, aber ich finde, dass gerade nach dem ersten Comeback die reiferen, interessanteren Sachen kamen.

Die zweite Bandphsae fand ich auch durchaus ertragreich. Halt nicht so gut wie in der ersten, aber durch die Bank solide Alben und mit "Analogue" sogar eine wirklich tolle Platte.


Das zweite Comeback musste dann allerdings nicht sein. Erst pompöser Abschied, dann nach nur ein paar Jahren doch wiederkommen - peinlich.

Die können wahrscheinlich wirklich nicht anders. Das Musikmachen ist halt so bei denen drin und Harket weiß wohl selber, dass er kein guter Songwriter ist und seine Solosachen auch jedesmal gnadenlos durchfallen. Einen Versuch wars für sie wert, hat aber nicht wirklich geklappt.

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