The Weeknd - Beauty behind the madness

XO / Republic / Universal
VÖ: 28.08.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Max & more risk

Abel Tesfaye kann sich selbst noch so tief begraben im Video zu "Tell your friends", mit Underground hat er nichts mehr am Hut. Der als The Weeknd firmierende Kanadier verkörpert zwar nicht gerade den R'n'B-Traum-Schwiegersohn, erlebt den Chart-Alltag inzwischen aber hautnah – und nicht selten von den vorderen Rängen. Dass beispielsweise mehrere Songs von "Beauty behind the madness" mitunter gleichzeitig die Top 10 der Billboard 100 enterten und sich gegenseitig übertrafen, hängt auch mit seiner musikalischen Entwicklung zusammen. Plötzlich sind da Refrains und Hooks, was sein Triple-Mixtape "Trilogy" mitnichten schmälern soll, aber zumindest erklärt, warum The Weeknd längst auch Gelegenheits-Justin-Timberlake-Hörern ein Begriff ist.

Entscheidender Faktor oder zumindest Indikator dürfte die erstmalige Zusammenarbeit mit Max Martin gewesen sein. Jenem Mann, der etwa 7318 Pophits zu verantworten hat und gemeinsam mit Tesfaye und Ariana Grande "Love me harder" ausheckte. Der wattebauschigen Soft-Erotik fehlte noch die Durchschlagskraft eines "Can't feel my face". Ersteres war ja auch ein Duett und als solches konzipiert. Jetzt aber, wo es ausschließlich um The Weeknd geht, scheint die Prämisse, dem längst flügge gewordenen Vergleich mit Michael Jackson musikalischen Nährboden zu geben. Unter Wooo-Rufen groovt sich der 25-Jährige ins Cabrio und klingt für Zeilen wie "And I know she'll be the death of me" ziemlich lässig. "In the night", das zweite Martin-The-Weeknd-Stück, robbt sich in der Kombination aus "Billie Jean"-Hommage und Tesfayes Gesang noch stärker an die Diskografie und das Auftreten des King of Pop. Die beiden Uptempo-Stücke entkrampfen den Ruhemodus ihrer Umgebung auf einer insgesamt recht lang geratenen Platte.

Vor drei Jahren oder sogar noch zu "Kiss land"-Zeiten undenkbar: ein Duett mit Ed Sheeran. Wenn man es recht überdenkt, geht das eigentlich auch heute nicht. Auf der einen Seite der Rotschopf mit Akustik-Klampfe, Typ kleiner Strolch, und auf der anderen Seite der Palmenzopf-Playboy mit Vorliebe für Sex und Drogen. Und Sex. Als Kompromiss bleibt das in den Soul und Blues gezupfte "Dark times" auch im FSK-6-Bereich. Wie auch einige andere Songs eher zwischenmenschliches Scheitern thematisieren, so dass Tesfayes Mutter sein Beziehungsleben in "Real life" als zerstörerisch einstuft und er im Album-Closer – dazu später mehr – sogar ein melancholisches, tiefschürfendes Liebes-SOS absetzt. Dennoch, keine Sorge, der Kanadier lässt überdies keine Zweifel daran, wer der Hengst im R'n'B-Stall ist. "I can make that pussy rain often", bekräftigt The Weeknd seinen Erfahrungsschatz in "Often". In "Shameless" mischen sich dann Beziehungsangst, Fürsorge und sexuelle Sorglosigkeit: "Who's gonna fuck you like me /... / You want me to fix you but it's never enough /... / You know I'll always be there for you / I have no shame."

Das Stück wird fast ausschließlich an der Akustikgitarre begleitet, ehe sich ein Riff emporschmiert. Viel besser hantiert "Tell your friends" den E-Gitarren-Einschub: Mitgeschrieben von Kanye West, ausgestattet mit einem Sample von Soul Dogs "Can't stop loving you" und versehen mit einer selbstsicheren Deskription, die da lautet: "I'm that nigger with that hair singing 'bout poppin' pills, fuckin' bitches, livin' live so true." Das bin ich. So bin ich, mit den Hochs und Tiefs. Und doch weiter im Vorwärtsgang. Die Risiken, die Tesfaye dabei eingeht, entfremden ihn nie von seinen Wurzeln. Ein feines Duett mit Pop-Lolita Lana Del Rey? Erwartbar. Beklemmender Slow-Grime in "The hills" mit dezenter Kate-Bush-Verneigung im Mittelteil? Wunderbar, aber mit The Weeknds Back-Katalog nicht komplett überraschend. Schon eher der Piano-Funk von "Losers" an der Seite von Labrinth und in erster Linie "Angel". Ein Schmachtfetzen als Antwort auf die anfangs geäußerten Sorgen seiner Mutter zur Beziehungsunfähigkeit: "Time will tell if I'm meant for this." Ein musikalisches All-In obendrein: Streicher, Kinderchor, Synthies, Backingvocals der noch recht unbekannten Maty Noyes und vor allen Dingen pompöser Achtzigerjahre-Soft-Rock. Fuck forever.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tell your friends
  • The hills
  • Can't feel my face
  • Angel

Tracklist

  1. Real life
  2. Losers (feat. Labrinth)
  3. Tell your friends
  4. Often
  5. The hills
  6. Acquainted
  7. Can't feel my face
  8. Shameless
  9. Earned it (Fifty shades Of Grey)
  10. In the night
  11. As you are
  12. Dark times (feat. Ed Sheeran)
  13. Prisoner (feat. Lana Del Rey)
  14. Angel
Gesamtspielzeit: 65:12 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2015-10-22 21:45:15

Besser als "Kiss Land", deutlich. Aber sehe es auch hinter den Mixtapes.

Mister X

2015-10-22 21:36:33

sehe ich ganz anders xD

poser

2015-10-20 15:49:24

Das Album ist ganz in Ordnung. Wenn ich das so mit seinen Mixtapes vergleiche stinkt das aber doch extrem ab.

Mister X

2015-10-20 00:55:59

was ist eig in pitchi gefahren das album so zu bewerten. nicht nur sein bestes album sondern auch eines der besten pop-alben der 10er. besonders hills zieht alle zuegel an sich ind koennnte der beste song 2015 werden !

Armin

2015-09-02 18:41:03

Frisch rezensiert!

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