Low - Ones and sixes

Sub Pop / Cargo
VÖ: 11.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schöne eigene Welt

Wie machen sie das? Da läuft "Ones and sixes", das mittlerweile elfte Studioalbum des Minnesota-Trios Low, gerade mal für 50 Sekunden, noch hat der Gesang nicht eingesetzt, und doch ist man bereits gefesselt. Die Kopfhörer wirken wie festgeklebt auf den Ohren, die jetzt sowieso auf nichts anderes mehr achten wollen. Die Finger verkrampfen beim Zupacken in die Decke, das Kissen, das Hosenbein, was auch immer man gerade in die Hände bekommen hat, die Knöchel verfärben sich weiß. Düster und kratzig gibt sich der Opener, gar nicht "Gentle" also, die Atmosphäre scheint elektrisch geladen zu sein. Das gesangliche Zusammenspiel von Mimi Parker und Alan Sparhawk erinnert an die berüchtigen Teufels- und Engelfiguren auf den Schultern. Das Problem: Wer welche Rolle verkörpert, ist absolut unklar.

Man habe sich vom Hier und Jetzt inspirieren lassen, sagte die Band bei der Ankündigung des Albums. Es gäbe keine magischen Momente fernab der Gegenwart, auf die man sich beziehen würde, die Quelle ihrer Songs war direkt vor ihnen, in jedem Augenblick. Was genau in diesen geschah, verraten sie nicht. Müssen sie auch nicht. Schon nach dem ersten Durchlauf des Werkes, das Low gemeinsam mit BJ Burton in Justin Vernons April Base Studio in Wisconsin produzierte, ist klar, dass sich der Hörer mit "Ones and sixes" seine eigene Welt aufbauen muss. Und wohl auch will. Im wunderbar verspielten wie basslastigen "What part of me" etwa lässt sich die sich wiederholende Frage "What part of me don't you know?" auf verschiedene Situationen anwenden: Der angesprochene Partner wechselt ebenso wie die empfundenen Emotionen, die zwischen verängstigter Verzweiflung und hilfloser Hoffnung Seil springen.

Elf Jahre nach "Things we lost in the fire" – dem wohl besten Album in der doppelt so lange andauernden Bandgeschichte – machen Low erneut deutlich, dass sie sich in keine Schubladen stecken lassen. Zwischen dem großartig minimalistisch gehaltenen "Kid in the corner", das so unschuldig wie unheilschwanger klingt, und der schwermütigen Single "No comprende" rennen die drei von einem Extrem ins andere. Der zumindest stellenweise an die Beach Boys erinnernde Psychedelic-Pop von "No end" verlegt die Szenerie an den im Sonnenuntergang noch malerischer wirkenden Strand, in "The innocents" spaziert man neben Parker und mit hängenden Köpfen durch die verregnete Großstadtnacht. Und das dramatische "Lies" zwingt gleich aufgrund zweierlei Dinge in die Knie: wegen seiner Traurigkeit und seiner Schönheit. In der Welt von Low scheint eben auch tagsüber der Mond, nachts taucht gern mal die Sonne auf – und dennoch möchte man kaum woanders leben.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No comprende
  • No end
  • Lies

Tracklist

  1. Gentle
  2. No comprende
  3. Spanish translation
  4. Congregation
  5. No end
  6. Into you
  7. What part of me
  8. The innocents
  9. Kid in the corner
  10. Lies
  11. Landslide
  12. DJ
Gesamtspielzeit: 57:26 min

Im Forum kommentieren

VelvetCell

2024-02-16 14:51:41

War es einer von euch?
Nach Monaten bei Ebay hat sich jetzt ein Käufer gefunden.

VelvetCell

2024-02-14 09:08:04

Diese hier: https://www.discogs.com/de/release/7462022-Low-Ones-And-Sixes

boneless

2024-02-13 21:27:16

Damit es nicht verkommt, würde ich es hier für 15 Euro inkl. Porto verkaufen, damit es in gute Hände kommt. Jemand Interesse?

Das klingt sehr verlockend. Was ist das für eine Version, wenn ich fragen darf?

fakeboy

2024-02-13 11:13:36

Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich kaufe dort nur, hab noch nie etwas verkauft... Seit ich Discogs kenne hab ich einfach nie mehr auf eBay Platten gekauft - auf Discogs sind die Beschreibungen halt sehr viel akkurater...

VelvetCell

2024-02-13 10:46:42

Nee, das erscheint mir ziemlich kompliziert, dort einen Verkäufer-Account zu erstellen. Oder?

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