Uncle Acid & The Deadbeats - The night creeper

Rise Above / Rough Trade
VÖ: 07.09.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Hieb- und stichfest

Uncle Acid & The Deadbeats hatten auf lyrischer Seite schon immer einen Hang zur Mitleidlosigkeit. Auf früheren Veröffentlichungen herrschte noch eine gewissermaßen uneinsichtige Rhetorik vor, die sich der erbarmungslosen Hexenjagd gewidmet hat oder sich gleich in die Haut von Charles Manson hineinfabulierte. "The night creeper" nimmt sich dem Gegenstand Gewalt in noch grundlegenderer Weise an. Mal plastisch, mal subtil kreist das 2009 in Cambridge gegründete Quartett um diesen vielgestaltigen Komplex, der sich meist in physischer, selten in psychischer Form zu erkennen gibt. Besonders erfreulich an dieser Themenwahl ist, dass Erklärungen und Anhaltspunkte für gewalttätige Handlungen auch in der Realität oft genug im Dunkeln bleiben. Herbeimanipulierte, psychische Störungen resultieren auf "The night creeper" in Auto-Aggressionen. Perfides Stalking wird verursacht von unnatürlichen Trieben, genauer: von Geilheit. Meistens verhalten sich die Protagonisten in den vage ausformulierten, mordlüsternen Stories aber einfach nur bösartig und gehässig. Und ihre Beweggründe bleiben vollständig unbegründet. Hinterfragt wird hier nämlich nichts weiter. Auf was die TäterInnen gerichtet sind oder welcher Zweck die gnadenlosen Mittel heiligt: Egal!

Uncle Acid & The Deadbeats gehen natürlich auch musikalisch rigoros zu Werke, ihr psychedelischer Doom-Rock'n'Roll ist eher mit Streitaxt und Spitzhacke bepackt; eher "Blood lust" als Präzision. Den Abwechslungsreichtum haben sie dabei nicht gepachtet, die obligatorische Referenz Black Sabbath ist allgegenwärtig. Jedoch ist auch ihr viertes Album eine windschnittige und schmissige Version doomiger Slomo-Verzerrung, die außerdem dem Heavy Metal nachspürt und einer Stonerrock-Attitüde nicht abgeneigt ist. Dass das dementsprechend aus der Zeit gefallen wirkt oder in Sachen Sound gleich direkt in das Setting grobkörniger B-Horrormovie-Krawall katapultiert anmutet, macht den Reiz gerade aus.

Sänger K.R. Starrs Stimme ist zugestellt von allerlei Halleffekten und dennoch klar verständlich, die Orgel kommt nur am Rande zum Einsatz. Thomas Mowforths Schlagzeug scheppert vor allem in "Inside" unaufgeregt vor sich hin, auch ansonsten verbietet er sich jegliche Kapriolen. Mit Ausnahme der psychedelichen Gratwanderung "Slow death" und dem Ausflug in akustische Gefilde im abschließenden "Black motorcade" sind die Gitarristen geradlinig auf der Suche nach dem nächsten effektvollen Riff. Ein besonders prototypisches erlaubt sich "Downtown", welches zum Ende hin hinter einem befriedeten Hintergrundchor zurücksteht und sogar Andeutungen eines Gitarrensolos Platz einräumt. Empfindsamkeit der Marke Uncle Acid: "So many lovers in violent romance / So many others with no chance." Echte Romantik gibt's beim nächsten Mal. Textlich und musikalisch sind Uncle Acid & The Deadbeats verkürzt gesagt monothematisch bis auf Blut, sodass man fast zwangsläufig ins Messer läuft. Oder jemand, den man lieb hat. Oder ein Wildfremder.

(Henrik Beeke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Downtown
  • Pusher man
  • Melody lane
  • The night creeper

Tracklist

  1. Waiting for blood
  2. Murder nights
  3. Downtown
  4. Pusher man
  5. Yellow moon
  6. Melody lane
  7. The night creeper
  8. Inside
  9. Slow death
  10. Black motorcade
Gesamtspielzeit: 55:27 min

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Armin

2015-08-25 21:52:59

Frisch rezensiert!

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