
Paul Smith And The Intimations - Contradictions
Billingham / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 21.08.2015
Klein mit Hut
Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Eine Weisheit, an der etwas Wahres dran ist. Denn bei allem britischen Understatement war und ist eine gewisse Großkariertheit nicht zu leugnen, wenn Paul Smith in feinem Zwirn und mit Hut über die Bretter fegt, während Maximo Park verschwenderisch den Post-Punk und Indie-Rock im Geiste von The Undertones, The Smiths und XTC seiner finalen Bestimmung zuführen. Auf seinen eigenen Alben hat es der Sänger gerne ein paar Nummern kleiner: "Margins" (be-)hielt den Deckel nicht nur auf dem Kopf, sondern auch auf den behutsam köchelnden Songs, und das kammermusikalische Vielflieger-Vademecum "Frozen by sight" zeigte Smith zusammen mit Peter Brewis von Field Music sogar noch in sich gekehrter. Kein Wunder, dass seine neue Begleitband nun ausgerechnet The Intimations heißt.
Manchmal braucht Smith eben doch Gesellschaft, bevor es im Studio und auf der Bühne zu einsam wird – man höre hierzu den gespenstisch verhallenden Akustik-Schleicher "Alone, I would've dropped" aus seinem Solodebüt. Aber nicht, dass es zu voll wird: Bassistin Claire Adams und Adam Hodson, Schlagzeuger des englischen Kraut-Duos Warm Digits, müssen fürs Line-Up reichen, obwohl natürlich auch Brewis kurz reinschaut. Auch sonst findet "Contradictions" eher im Kleineren statt, hat aber Großes vor. Und ist außerdem das Album, auf dem Smith seiner Hauptband bisher am nächsten kommt. Schon der exquisite Opener "The deep end" erinnert mehr an "Graffiti" oder "I want you to stay" denn an die brütende Düsternis von "Margins" und stellt klar: Auch ohne Maximo-Park-Gitarrist Duncan Lloyd muss hier niemand auf elegante Hits verzichten.
Vor allem nicht zu Anfang: Die perlende zwischenmenschliche Bestandsaufnahme "Break me down" und "Reintroducing the red kite" bedienen sich hochinfektiös bei schlankem Indie-Rock und ansatzweiser Kraut-Motorik, auch wenn letzterem Song im Refrain wiederholt die Roxy-Music-Pathoskelle ausrutscht. Dennoch sind gelungene Rückgriffe stets erlaubt – klar, dass das so entspannt wie zwingend daherrollende "I should never know" eifrig Johnny Marrs Gitarrenarbeit zunickt. Selten war Smith auf eigene Faust so bei sich wie auf "Contradictions", bis ihn dann doch noch der Reise-Hafer sticht: Das hervorragende "People on Sunday" erzählt zu ausgelassenem Uptempo von sonnigen Mußestunden in Berlin, "Coney Island (4th of July)" inspiziert mit versonnenem Augenaufschlag den Südzipfel Brooklyns am amerikanischen Unabhängigkeitstag.
Bei so einem unangestrengten Album wirkt eine Zeile wie "Nothing good can ever be accomplished / Before the perspiration falls" fast wie ein Seitenhieb auf sich im Schweiße ihres Angesichts abmühende Kollegen – und natürlich fährt Smith auch dieses Stück auf flockigen Riffs und vorwitzig dazwischenklackernden Percussions souverän nach Hause. Ein Widerspruch? Ergibt sich allenfalls dadurch, dass keiner der fast durchgängig formidablen Songs an den psychedelisch verwaberten "Margins"-Wachtraum "Our lady of Lourdes" heranreicht. Doch auch so erweist sich "Contradictions" schnell als die beste Platte, die der Mann aus Newcastle Upon Tyne bisher außerhalb von Maximo Park aufgenommen hat. Smith hat also weiterhin – wie es Fußballkommentatoren gerne ausdrücken – den Hut auf. Nur bitte nicht vor Begeisterung auch noch mit Feuerzeugen werfen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The deep end
- Break me down
- Before the perspiration falls
- People on Sunday
Tracklist
- The deep end
- Break me down
- Reintroducing the red kite
- Before the perspiration falls
- All the things you'd like to be
- I should never know
- The golden glint
- Fill in the blanks
- People on Sunday
- Coney Island (4th of July)
- The mezzanine floor
- Quick
- Fluid identity
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Herr
2015-08-16 23:55:44
Jennifer we can't go wrong let's put it in writing
Jennifer we can't go wrong let's do it right now
Maybe you were a little hasty
But they say love is blind
Now her name on you
Jennifer in blue
Did you ever have a bad dream wake up and it not stop?
Did you ever feel for a girl for a time and then stop?
Well it's written there in blue
With a heart and arrow through
Her name on you
Jennifer in blue
And forever you said that's forever you said yes forever
And forever she said that's forever she said yes forever
But you change with the weather
You change with the weather
And this is the rain
(Lloyd Cole - Jennifer She Said)
Damit wären wir schon nahe am Geschehen, da das Album darüberhinaus auch Prefab Sprout und The Smiths atmet. Ganz hinreißend.
Jennifer's Veil
2015-08-11 22:34:50
So you've come back for Jennifer
You know, she hides her face behind a veil
And I'm warning you Frankie, leave on the next train
Your Jennifer she just ain't the same
They quit waving that thing around
Oh come back, oh come back
And give me a chance to explain
Your baby will never cry again
So don't try to reach out
And don't let the ship's flag down
Point the figure-head at the storm
And drive her hard upon
Don't stop and don't stop
And don't let the veil drop
Another ship ready to sail
The rigging is tight like Jennifer's veil
Jennifer
2015-08-11 22:01:32
Frisch rezensiert. Meinungen?
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- Paul Smith And The Intimations - Contradictions (3 Beiträge / Letzter am 16.08.2015 - 23:55 Uhr)