Albert Hammond, Jr. - Momentary masters
Infectious / [PIAS] Cooperative / Rough TradeVÖ: 31.07.2015
Die Mühle zwickt
Albert Hammond, Jr. steckt in der Zwickmühle. Sein Vater ist ein angesehener Komponist, seine Band eine der prominentesten musikalischen Erscheinungen des noch jungen dritten Milleniums. Und er selbst ist ein überdurchschnittlicher Gitarrist mit einem besonderen Händchen für griffige Riffs und rasend schnelle Arpeggi. Nur der große Wurf als Solokünstler, der will dem New Yorker einfach nicht gelingen. Der Hauptgrund dafür ist, so harsch es klingen mag, die Mutlosigkeit, mit der der Mittdreißiger agiert. Denn auch sein drittes vollwertiges Soloalbum "Momentary masters" weiß nicht, wohin die Reise gehen soll. Alte Ideen werden mit neuen Federn geschmückt, neue Stilelemente mit altbekannten Wendungen abgewürgt.
Hübsch anzuhören und ungemein eingängig ist die Platte von Anfang bis Ende. Jeder Song ergibt für sich absolut Sinn und ist bis ins kleinste Detail schlüssig arrangiert. Dass Hammond, Jr. einen unverwechselbaren Sound hat, spricht für ihn. Dass er seine Komfortzone nur selten verlässt, allerdings nicht. Lied für Lied zieht "Momentary masters" vorbei, ohne wirklich bleibende Eindrücke zu hinterlassen. An cleveren Geistesblitzen mangelt es immerhin nicht: Kunstgriffe wie das Hochgeschwindigkeitsriff in der Bridge von "Caught by my shadow" oder der genial verpeilten Schrammelpart in "Touché" sind absolut liebenswert. Auch das blechern vorbeischeppernde "Side boob" lädt zum Mitwippen ein, wobei hier eine etwas voluminösere Produktion sicher nicht geschadet hätte.
Die größte Schwäche in Hammonds Songwriting ist dessen Vorhersehbarkeit. Viel zu selten retten geniale melodische Einfälle die Lieder vor der Mittelmäßigkeit. Wenn etwa "Coming to getcha" sich zum Refrain aufschwingt, kann man gar nicht anders, als zustimmend zu nicken. Viele Songs laufen jedoch ins Leere und rufen nicht viel mehr als ein Schulterzucken hervor: "Losing touch" besitzt etwa ein euphorisches Finale, der Weg dorthin ist jedoch mit reichlich Banalität gepflastert. Auch die Single "Born slippy" weckt in der federleicht dahinhüpfenden Strophe Hoffnungen auf Größeres, erstickt diese jedoch nachhaltig im erschreckend langweiligen Refrain.
Zum Glück ist da noch "Don't think twice". Der textlich leicht veränderte Dylan-Klassiker erstrahlt in Hammonds Version in neuem Glanze. Alles ist wunderbar in diesen drei Minuten Sonnenschein: Der Gesang, das leicht verhallte Schlagzeug, die verspielten Gitarrenlicks. Gerade die tiefere Lage steht der Stimme des Amerikaners sehr gut. Während er nämlich in höheren Regionen teilweise etwas kraftlos singt, offenbart er hier, dass er durchaus über ein volltönendes Organ verfügt. Dass Albert Hammond, Jr. niemals die arrogante Rotzigkeit eines Julian Casablancas transportieren kann, ist ohnehin klar. Wobei ein bisschen mehr Verve ihm sehr gut zu Gesicht stehen würde. Gerade in der Zwickmühle, in der er sich befindet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Caught by my shadow
- Coming to getcha
- Don't think twice
Tracklist
- Born slippy
- Power hungry
- Caught by my shadow
- Coming to getcha
- Losing touch
- Don't think twice
- Razor's edge
- Touché
- Drunched in crumbs
- Side boob
Im Forum kommentieren
Christopher
2015-08-12 13:09:50
Ob eine Platte zeitgeistig ist oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Finde das Album okay, mit gleichmäßig verteilten Höhe- und Tiefpunkten. Daher ne logische 5/10.
Gordon Fraser
2015-08-12 11:56:25
5/10? Kann ich gar nicht nachvollziehen, ist doch eine herrlich unzeitgeistige Platte geworden.
eric
2015-07-29 14:13:04
Ich hatte Achims Meinung gelesen, aber nicht gelöscht.
Tippse
2015-07-29 13:52:14
Möglicherweise stört sich jemand an dem Wort "gayfork". Einfach weglassen, tut gar nicht weh.
Achim
2015-07-29 13:33:02
Meinungen?
ja, die hatte ich hier sogar schon niedergeschrieben ;) wurde leider gerade gelöscht.
Achim.
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