Wilco - Star wars

Wilcoworld.net / Anti / Indigo
VÖ: 21.08.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Für kein Geld der Welt

Plopp, da war es da: "Star wars", das neueste Studioalbum einer der beliebtesten Lieblingsbands dieser Zeit. Ohne Trara und Vorankündigung, ohne selbstüberhöhendes Bono-Getue und auch nur für diejenigen, die es auch wirklich wollten. Beyoncé und Kendrick Lamar hatten bereits auf ähnliche Weise veröffentlicht, aber Wilco machten das für umme. Bis 21. August 2015 steht "Star wars" auf der Band-Website kostenlos zur Verfügung, CD und Vinyl für die Sammler folgen. Und es gibt ja soviel, worüber man zum neuesten Album der Amerikaner diskutieren kann, ohne einen Ton gehört haben zu müssen: das Release-Konzept, der Titel, die Katze auf dem Cover. Verwirrt sein und Verwirrung stiften – eine der Spezialitäten Wilcos.

Ist "Star wars" überhaupt ein richtiges Album? Definitiv. Die elf Songs lassen nicht nur einen Jeff Tweedy in Bestform hören, sondern auch eine spielfreudige Truppe drumherum. Die kostenloseste und herunterladbarste Wilco-Jamsession aller Zeiten erfreut hier das Hörer-Ohr. Geheimnisvoll-wirr beginnend, legt das sausende "EKG" mit seinen Gitarren den Grundstein für ein munteres Genre-Potpourri in den folgenden zehn Tracks. Das folgende Uptempo-Trio aus "More ...", "Random name generator" und "The joke explained" eröffnet den Reigen dabei. Ersteres, ein folkig-launiges Stück, welches schließlich im brausenden Gewitter zu verenden droht und doch seinen Weg zurück in die Klarheit findet, stellt das Streben nach dem ominösen Mehrwert ein wenig schulterzuckend heraus. Zweiteres hat eine dieser unnachahmlichen Wilco-Melodien in der Gitarren-Linie, welche die Eingängigkeit auf die Spitze treibt und die Refrainzeile zum Singalong und Kopfnicker transformiert. Im dritten Track des Triples lässt Tweedy seine Stimme ganz Bob-Dylan-like nach hinten ausschwingen und hat hörbaren Spaß dabei.

Das folgende "You satellite" leitet die ruhigere Phase von "Star wars" ein und Tweedy huldigt endgültig dem Lou Reed in ihm. Gebrochene Gitarrenakkorde und dissonant klingende, Theremin-artige Töne im Hintergrund des klaren Rhythmus lassen die späten The Velvet Underground durchscheinen. Im Weiteren liebäugeln Melodien und Instrumentierungen mit The Kinks, Spoon oder auch Sonic Youth. "Cold slope" hat dabei die deutlichsten Americana-Anklänge: Die Slide-Gitarre führt auf einen romantischen Ausritt. Genauso im Closer "Magnetized", dem zu Beginn strukturiertesten Stück auf "Star wars", das ruhig und kontrolliert startet, am Ende noch einmal dem Piano die Federführung zugesteht und einen kleinen Beatles-Anklang zulässt.

Möchte man "Star wars" in Wilcos Diskografie einordnen, so ist es wohl am ehesten "A ghost is born", welches sich zum Vergleich heranziehen lässt. Die beiden letzten Alben, das nach-vorne-drückende, selbstreflexive "Wilco (The album)" und das teilweise rockige 2011er "The whole love", eignen sich kaum als Referenzgrößen. Bandkopf Tweedy nahm seit der letzten Studio-Veröffentlichung Wilcos gemeinsam mit seinem Sohn das überaus empfehlenswerte "Sukirae" auf, auf dem das Stilmittel der Eben-nicht-Ausformulierung bereits schon einmal zum Tragen kam. So ist "Star wars" ein gewolltes Stück Stückwerk, mitten aus dem Herzen einer großen Band, das sich nicht scheut, auch einmal unperfekt daherzukommen. So oder so wartet "Star wars" mit einem Wert auf, welcher nicht in Dollar, Yen, Zloty und Euro zu bemessen ist.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • More ...
  • Random name generator
  • Magnetized

Tracklist

  1. EKG
  2. More ...
  3. Random name generator
  4. The joke explained
  5. You satellite
  6. Taste the ceiling
  7. Pickled ginger
  8. Where do I begin
  9. Cold slope
  10. King of you
  11. Magnetized
Gesamtspielzeit: 33:47 min

Im Forum kommentieren

Zappyesque

2019-07-25 14:33:37

Ja, sehe genannte Scheiben auch alle in einem ähnlichen Kanon.

MopedTobias (Marvin)

2019-07-25 12:04:36

Geht mir ähnlich. Finde Schmilco daher auch ziemlich unterbewertet und sehr viel besser als die hier.

Peacetrail

2019-07-25 11:57:21

Ich höre den unbeschwerten Tweedy auch gerne, finde ihn aber eher auf Schmilco und Sukirae.

Zappyesque

2019-07-25 11:35:36

Pickled ginger! Son ein geiles Ding :)

Zappyesque

2019-07-25 11:29:12

Merkwürdig kann ich evtl. Nachvollziehen, dennoch halte ich das Album, entgegen vielen Stimmen wie es mir hier scheint, für extrem gelungen. Kurz und knackig beschreibt es für mich am besten. Toll produziert, eingängige Nummern wie more, your Satellite, tolle cline Effekt Ausbrüche über das Album verteilt und generell eine spannende Gegenüberstellung der sonst recht akustischen Produktion (alleine wie saftig die akustische Gitarre auf more klingt finde ich wahnsinnig gut) zu fuzzigen Gitarren, zwischendurch wird der phaser Regler bei den drums auch mal aufgedreht. Ich finde es macht auch Spaß einen eher unbeschwerten tweedy zu hören, vor allem wie auf random Name Generator oder the joke explained. Die Wilco Melancholie kehrt für mich spätestens ab Taste the ceiling etwas zurück; bei where do i begin ist sie dann wieder voll präsent (eine sehr schöne Nummer wie ich finde) bevor es zum Abschluss dann mit magnetized noch etwas beatlesque wird (auch ein unheimlich guter closer). Für mich eine sehr gute 8/10

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