Turbowolf - Two hands

Spinefarm / Universal
VÖ: 03.04.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Freihändig

Zwei Hände zu haben, ist eigentlich eine gute Sache. Wenn die eine allerdings unsichtbar ist, freut man sich wahrscheinlich umso mehr, dass die andere anstandslos funktioniert und im Großen und Ganzen "gut" ist. Schulnote zwei oder so. Ob das die Geschichte / Erkenntnis / Moral hinter Turbowolfs zweitem Studioalbum ist, kann bezweifelt werden. Vielleicht geht es auch um Adam Smith und Ökonomie. Oder um Katzen. Wer weiß das schon? Turbowolf selbst vielleicht am wenigsten. Die Band ist viel zu sehr damit beschäftigt, die Haare zu schütteln.

Und das ist im oftmals doch arg verkopften Elektrorock-Genre ein guter Anfang. Wenn bei Turbowolf die Synthies kreischen oder den Rhythmus zerhacken wie in der Roboter-Bridge von "American mirrors", dann ändert das nichts am Durchmarschtempo des den meisten Songs zugrunde liegenden Krachrocks. Der verzerrte Bass und kleinere Elemente wie die Handclaps am Anfang der Single "Nine lives" oder der halbakustische Einstieg in den Opener "Invisible hand" lassen die Band ab und an ein kleines bisschen hipper erscheinen, als sie es tatsächlich ist. Denn so richtig effektiv werden die feingeistigeren Einschübe auf "Two hands" erst im Kontrast zu den Breitwandgitarren, die unweigerlich fast jeden Song irgendwann überrumpeln.

"Rich gift" treibt das Wechselspiel zwischen Elektronik und Elektrik auf die Spitze und holt neben diversen Effektgeräten auch noch das Falsett aus der Mottenkiste, vollzieht dann eine Vollbremsung und endet mit einem harmonietriefenden Refrain und glitzerndem Synthe-Geplucker. Im Vergleich zum slebstbetitelten Debüt klingt die Band nicht nur hier etwas breitbeiniger und gleichzeitig zugänglicher. "Two hands" ist mehr Wolfmother und weniger Noiserock als "Turbowolf". Insbesondere die längeren Songs profitieren von der Mischung aus Melodie und Lautstärkepegel.

Unmittelbar auf die Nase gibt es trotzdem noch. "Good hand" ist der schnörkellose Mittelpunkt der Platte. "Solid gold" setzt nach einem psychopathischen Intro die Tanzfläche in Brand wie zuletzt Antemasque und "Rabbits foot" bleibt auch gleich beim ersten Durchgang im Kopf hängen. Egal ob unsichtbar oder nicht, zu Turbowolf kann man nach wie vor alle seine Hände in die Luft werfen.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Solid gold
  • Nine lives
  • Rich gift

Tracklist

  1. Invisible hand
  2. Rabbits foot
  3. Solid gold
  4. American mirrors
  5. Toy memaha
  6. Nine lives
  7. Good hand
  8. MK ultra
  9. Twelve houses
  10. Rich gift
  11. Pale horse
Gesamtspielzeit: 38:29 min

Im Forum kommentieren

Code Nasher

2015-06-27 14:16:17

Ist mein bisheriges Lieblingsalbum 2015. Die Rezension hat ja lange auf sich warten lassen. Leider ist die auch sehr halbgar und sehr verkürzt.
Ich habe schon lange kein Album mehr so rauf und runter gehört wie dieses und ich hab schon lange keinen solchen Spaß mehr an Musik gehabt wie bei Two Hands! Es lässt sich aufgrund des Aufbaus auch perfekt in der Dauerschleife hören, ohne dass man überhaupt merkt, dass man schon durch ist.

Es ist mindestens eine 8/10. Das Album hat kaum einen Durchhänger. In den Referenzen fehlt meiner Meinung nach noch Muse. Wolfmother klingt vielleicht mal an... aber nicht so sehr, als dass es in der Rezension besonders hervorzuheben wäre. Rich Gift erinnert schon stark an Antemasque/Mars Volta/ATD-I, vor allem das Drumming. Bester Song ist Rabbits Foot. Solid Gold ist auch geil, obwohl man anfangs denkt, was diese gepitchten Kinderstimmen da zu suchen haben. Pale Horse gefällt mir auch sehr.

Trotz der orgeligen Fuzz-Synthies, würde ich das niemals "Elektrorock" nennen, schon gar nicht im Falle von American Mirrors (dann ja schon eher bei Solid Gold)! Das arpeggioartige Intro von Solid Gold wird übrigens NICHT mit Synthesizern gespielt, sondern ist Gitarrenarbeit!

Jennifer

2015-06-24 22:36:02

Frisch rezensiert. Meinungen?

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