Fabian Römer - Kalenderblätter

Jive / Sony
VÖ: 22.05.2015
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Generation Why

Auf "Kalenderblätter" offenbart Fabian Römer nicht nur seinen vollen, bürgerlichen Namen, sondern gibt ebenso Einblicke in seine persönliche Welt eines 25-Jährigen. Auch wenn der Kampf mit den Klischees ein präsentes Thema des Albums ist, scheint Römer gerade diesen nicht konsequent aus dem Weg gehen zu können. Trotz guter Ansätze, lässt "Kalenderblätter" so leider nicht tief blicken und überdies Eigenständigkeit vermissen.

Fast könnte man es ironisch auffassen, wenn Römer, der bisher als F.R. unterwegs war, gerade in "Dreh den Nebel um" attestiert: "Ich weiß, es klingt wie das größte Klischee" und dann im Refrain "Dreh den Nebel um / Dann steht da das Leben / Rückwärts gelesen" zu Papier bringt. Auch im anschließenden "Nur für uns", einer Hymne auf alle jugendlichen Cliquen, die natürlich mit verbotenem Baden im nächtlichen Freibad endet, wird der Himmel bereits zu Beginn ganz rot, weil das Klischee ihm peinlich ist. Damit sind auch die Pole des Albums abgesteckt: jugendlicher Leichtsinn und unbeschwerter Hedonismus auf der einen, Trennungsschmerz und Zukunftsangst auf der anderen Seite.

Man kann Fabian Römer "Kalenderblätter" getrost als dieses individuelle Dokument seines Erwachsenwerdens zugestehen. Und Tracks wie "Zimmer ohne Zeit" und der zurückgenommene Titeltrack zeigen deutlich sein Talent für Text und Wort. Dieses findet man auch immer wieder in den anderen Stücken, dort blitzt es allerdings oft nur auf. Außer in den genannten Platten-Highlights liefern die bearbeiteten Themen dagegen kaum Mehrwert, auch wenn es eben genau diese sind, die ihn zur Albumentstehung beschäftigt haben. Dazu kommt, dass eben jenes "Zimmer ohne Zeit" an Casper erinnert, wenn es erst mit Chören, dann auch mit melancholisch umspielender Gitarre und dosiertem Schlagzeug die eigene Geschichte des Heranwachsens erzählt. "Nachtluft" dann lässt stark "Freidrehen", die erste Single des letzten Clueso-Albums, durchblicken. Beileibe, es könnten schlechtere Vorbilder sein – diese Tracks wissen trotz ihrer Anleihen zu gefallen.

Auch "Übersommern" klingt nicht überzeugend flügge, sodass letztlich sogar den synthetischen Bläsern die warme Luft in den Lungen ausgeht: "Jeder Tag wird besonders / Ohne Kompass und Plan." Für die auf dem Cover angedeuteten Verletzlichkeit und Zerrissenheit bleibt im Laufe des Albums aber auch noch Zeit. Mit "Dominoleben", "Stille" und "Nach Dir (Anna)" gibt es gleich drei Tracks in Reihe, die sich mit Trennung und Vergänglichkeit auseinandersetzen. So professionell die Produktion des Albums auch ist, es kommen auch fernab der Texte Klischees zum Tragen. Im ersten Stück fallen die pathetischen Steine zum elegischen Piano, "Stille" hat musikalisch nur wenige Ideen, und der dritte im Bunde flimmert zerbrechlich vor sich hin: "Es ist wie Schlittschuhlaufen auf dem dünnen Eis der ersten Liebe." So lässt sich "Das Beste kommt noch" prima als Versprechen für die Zukunft verstehen. Für den Moment bleibt zu attestieren, dass Fabian Römers Album Nummer sechs trotz aller Beanstandung immerhin durchschnittlich, aber auch ein ganzes Stück bürgerlich geraten ist. Nicht nur des Ausschreibens seines Namens wegen.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nachtluft
  • Zimmer ohne Zeit
  • Kalenderblätter (feat. Motrip)

Tracklist

  1. Nachtluft
  2. Blauwalherz
  3. Zimmer ohne Zeit
  4. Dreh den Nebel um
  5. Nur für uns
  6. Übersommern
  7. Kalenderblätter (feat. Motrip)
  8. Kein Mensch mehr
  9. Dominoleben
  10. Stille
  11. Nach Dir (Anna)
  12. Das Beste kommt noch
Gesamtspielzeit: 45:27 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2015-06-24 23:07:33

Irgendwie schon schade, welche Richtung er eingeschlagen hat. Die Texte sind ziemlich mittelmäßig und anstatt zu rappen, gibts nur diese Singsang-Stimme. Immerhin sind die Beats im Großen und Ganzen recht gut.

Jennifer

2015-06-24 22:32:11

Frisch rezensiert. Meinungen?

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