Heather Nova - The way it feels
Embassy Of Music / WarnerVÖ: 29.05.2015
Zum Gruppenkuscheln
Kaum zu glauben, dass "Oyster" mittlerweile 21 Jahre auf dem Buckel hat. Ein unwiderstehliches Album, das noch immer einen besonderen Platz im Schrank verdient hat. Seitdem hat sich im Leben von Heather Nova viel getan. Mutter ist sie geworden, älter und ausgeglichener sowieso. Spätestens seit "Storm" war klar, dass die wilden Lärmattacken ihres frühen Schaffens nicht mehr wiederkehren würden. Schön und eingängig waren ihre neueren Platten allesamt, ein bisschen einschläfernd jedoch leider auch. Mit "The way it feels", ihrem neunten Studiowerk, macht die Songwriterin von den Bermudas genau da weiter, wo sie 2011 mit "300 days at sea" aufgehört hat.
Eines muss man ihr aber lassen: Das Komponieren gar liebreizender Seelenstreichler beherrscht Nova wie kaum eine andere Künstlerin. "I'm air" ist eine lichtdurchflutete Miniatur samt schwelgerischer Geigenklänge, die das Blaue vom Himmel herunterfiedeln. Auch "On my radar", eine heruntergedimmte Neuauflage von "What a feeling", eignet sich hervorragend zur Beschallung des nächsten Gruppenkuschelns. Dass die 47-Jährige einen Hang zum Postkartenkitsch hat, ist kein Geheimnis – das Gespür für zerbrechliche Melodiebögen und flauschige Refrains ist ihr aber nicht gänzlich abhandengekommen. So ist auch "Girl on the mountain" ein blitzsauberer Popsong, dessen Ohrwurmcharakter nicht von der Hand zu weisen ist.
Doch gab es nicht auch einst eine andere Heather Nova? Eine verzweifelnde, umherirrende, aufrüttelnde? Selbstverständlich sei ihr jedes Glück dieser Welt gegönnt, sonderlich spannend klingen um sich selbst kreisende Nümmerchen wie "Sea change" oder "Sleeping dogs" aber nicht. Dass sie mehr kann, beweist "Women's hands". Brütend, ja beinahe düster ist dieses Lied. Während Nova ihre Stimme klagend erhebt, verdichtet sich die Musik zu einem unheilvollen Dräuen aus waidwunden Bläsern und jaulenden Pedal-Steel-Gitarren. "Grace, truth, beauty, love / We had it all" singt sie, und Gänsehaut stellt sich ein. Wenn das doch nur öfter so wäre.
Doch derlei Momente sind spärlich gesät auf "The way it feels". Einzig das nur mit Ukulele und Gesang beginnende "Moon river days" und der majestätische Opener "Treehouse" transportieren etwas von jener Magie, die Novas Musik einst zur "guilty pleasure" vieler Hörer machte. Auch textlich bietet die Chanteuse größtenteils solide Hausmannskost. Wenn etwa "The archaeologist" Bilder des in Staub und Asche konservierten Pompeji mit dem Ausgraben verborgener Gefühle assoziiert, dann ist das nicht ohne Charme. Die Auflösung in Schönklang mit einem leisen Hauch von Weltschmerz hinterlässt allerdings einen schalen Beigeschmack.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Treehouse
- I'm air
- Women's hands
Tracklist
- Treehouse
- Sea glass
- The archaeologist
- Girl on the mountain
- Lie down in the bed you've made
- On my radar
- Sleeping dogs
- Sea change
- This humanness
- I'm air
- Women's hands
- Moon river days
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Delirium
2015-04-10 11:44:16
Ich mag Live-Alben eigentlich nicht so, aber "Blow" ist für mich das Beste, was die je veröffentlicht hat. Und auch das einzige Album, das ich noch hin und wieder höre.
Armin
2015-04-09 18:50:41
The Way It Feels von Heather Nova erscheint am 29. Mai und ist ihr mittlerweile neuntes Studioalbum. Aufgenommen hat sie das Werk mitten in der Hitze des Sommers von South Carolina, genauer gesagt in einem alten Haus in Charleston, von dem sie sagt, dass sie an den ersten Tagen daran vorbeilief, weil sie es für ein verlassenes Gebäude und nicht für das Studio hielt.
Die Sounds, die Josh Kaler und Jay Clifford um ihre Songs herum arrangiert haben, schaffen eine herrlich entspannte Atmosphäre mit tollen Gitarrenhooks und ansteckenden Rhythmen. Auf The Way It Feels verbindet sich die düstere Melancholie des gefeierten 2003er Albums Storm mit dem wahrscheinlich besten Songwriting, das Heather Nova bisher an den Tag gelegt hat.
Die erste neue Single Sea Glass gibt es bereits zu hören:
https://www.youtube.com/watch?v=6GNg-08qN8s
Heather Nova über The Way It Feels: „Neues Album. Neue Songs. Woher kamen die jetzt auf einmal alle? Gute Frage. Ich schätze mal, die Antwort lautet: vom selben Ort, wo meine Songs bisher auch herkamen. Ein Ort, der auch für mich ein gewisses Geheimnis ist. Ein Ort, an dem sich Erfahrungen, Träume, Sehnsüchte und Rückblicke vermischen und an dem alles danach strebt, THE WAY IT FEELS zu beschreiben. Eine Sehnsucht danach, die Sprache zu finden, die wir als Kinder noch nicht haben und über die Dinge zu sprechen, die tief in unserem Inneren vor sich gehen und sich doch nicht in Worte fassen lassen. Ich mag es einfach. Ich mag es, etwas Schönes aus etwas Traurigem zu erschaffen, aus einem flüchtigen Augenblick etwas Unvergessliches zu machen. Mir gefällt es, einen Moment zu destillieren und ihn auf seine Essenz zu reduzieren – so, als würde man Kräuter zu einer Tinktur verkochen oder den Duft einer Rose extrahieren und zu Parfüm verarbeiten. Ich mag es, Welten zu erschaffen, in die man eintreten kann, um etwas zu fühlen und zu erleben, das man vielleicht schon vergessen hat. Welten, in denen man sich an Teile seines Ichs erinnert, die man mal sehr gut kannte."
www.heathernova.com
www.facebook.com/HeatherNovaOfficial
Greylight
2015-04-04 23:10:31
Im Übrigen, wer nach brauchbaren Songs sucht ... ich würde mal genau hier anfangen, bei genau dieser Version. Hatte ganz vergessen, was für eine Energie die teilweise doch hatte. Andererseits, irgendwas muss ich früher ja daran gefunden haben:
Heather Nova - Sugar (live) (Blow Version)
Greylight
2015-04-04 22:07:41
Ich hatte die DVD allen Ernstes bisher nur ein einziges Mal gesehen! So enttäuscht war ich damals über die ausschließlich leisen Töne, nachdem ich durch Oyster und Siren Zugang gefunden hatte. :-) Ich denk mal, die solide 6/10 (was ja immerhin durchaus keine schlechte Bewertung ist) dürfte für die Storm perfekt passen, auch wenn ich das Album nicht kenne, sondern nur die DVD.
VelvetCell
2015-04-04 22:07:14
Ja, wirklich schade dieser qualitative Niedergang von Frau Nova. "Oyster" habe ich seinerzeit rauf und runter gehört. Ein Album. das für mich auch heute noch funktioniert. Das hatte eine Tiefe, die sie anschließend nie wieder erreichte.
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