
Django Django - Born under Saturn
Because / WarnerVÖ: 01.05.2015
Bis die Quarte kracht
Die vier kunstbeflissenen Schotten von Django Django sind in Sachen Pop-Historie reichlich bewandert. Schon ihr 2012 erschienenes Debüt war ein Zitatenfeuerwerk, das mühelos Tradition und Moderne in sich vereinen konnte. Mit "Born under Saturn" schließen sie nun nahtlos an ihr bisheriges Schaffen an. Wieder regieren weltumarmende Melodien und harmoniegetränkte Arrangements, Widerworte werden durch zusätzliche Klangschichten im Keim erstickt. Die Kompromisslosigkeit, mit der hier Musik zum Mitwippen und Mitsummen dargeboten wird, nötigt mindestens Respekt ab. Schon die ersten Augenblicke des Albums machen klar, wohin die Reise geht: "Giant" ist federleichter Sixties-Pop, der sich von Minute zu Minute in einen wahren Polyphonierausch hineinsteigert.
Bei aller Liebe zum Opulenten bleiben Django Django jedoch meist verspielt und fokussiert. Besonders sich immer wieder nach vorne drängende elektronische Elemente sorgen dafür, dass die Musik sich nicht im Retro-Kitsch verliert. So geben in "First light" ein pluckernder Keyboardbass und synthetische Handclaps den Takt vor, bevor der charakteristische Harmoniegesang das Zepter an sich reißt. Auch das beinahe technoid beginnende "Reflections" mündet trotz einiger jazziger Einsprengsel unausweichlich in einen finalen Refrain, der Lust auf übergroße Eisbecher weckt. Schweißgetrieben und sommerlich geht es auf "Born under Saturn" zu — wer bei Ohrwürmern wie "Pause repeat" nicht ins Oszillieren gerät, sollte dringend seine Messinstrumente eichen lassen.
Ganz anders kommt "Shake and tremble" daher: Western-Elemente ziehen sich durch den dahinschunkelnden Song, der auch vor exzessiveren Ausflügen in psychedelische Gefilde nicht Halt macht. Dass man bei derlei Unternehmungen nicht immer nüchtern sein kann, versteht sich von selbst — bekanntermaßen können nicht nur Colts ganz formidabel rauchen. Bisweilen übertreiben die Schotten es ein wenig mit der offensiven Überfrachtung ihrer Lieder, "Beginning to fade" hätten ein paar Spuren weniger sicher nicht geschadet. Am stärksten sind Django Django daher auch, wenn sie einzelne, herrlich bekloppte Ideen in den Vordergrund rücken. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Unterwasser-Gitarrensolo in "4000 years", das das Zeug zur ultimativen Geheimwaffe bei der nächsten Partie "Schiffe versenken" hat.
Doch nicht immer steht alles auf Zucker. "Shot down" wagt den Blick in dunklere Ecken und hätte sich mit seinem formidablen Synthiepopfinale auch hervorragend auf dem letzten Album von Arcade Fire gemacht. So richtig zappenduster wird es aber selbstverständlich nie. Dazu sind die Herren auch viel zu vernarrt in das Verzieren und Ausstaffieren; erst wenn die Quarte kracht, ist der Harmoniesucht Genüge getan. Für Liebhaber reduktionistischer Verfahren ist das sicher anstrengend. Der Rest nippt am Krokantbecher, richtet den Blick auf das wogende Meer und lächelt einem diabeteserfüllten Lebensabend bei Sonne und Liebe entgegen. Understatement wann anders.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Giant
- Reflections
- 4000 years
- Life we know
Tracklist
- Giant
- Shake and tremble
- Found you
- First light
- Pause repeat
- Reflections
- Vibrations
- Shot down
- High moon
- Beginning to fade
- 4000 years
- Break the glass
- Life we know
Im Forum kommentieren
XTRMNTR
2015-05-14 20:54:52
So ganz überzeugt mich die neue Platte nicht, aber "Found You" wird wohl trotzdem mein Song des Jahres. Grosses Kino.
The MACHINA of God
2015-05-09 15:22:37
Jetzt muss ich in diese ominöse Band auch mal reinhören.
default
2015-05-09 13:32:17
...ist heute noch ein absoluter Heuler!
encarnizado
2015-05-09 12:14:25
das album ist fetzig! beinahe jeder song ist ein ohrwurm...gerade: high moon!
wird sicher in meinen top 5 der alben des jahres auftauchen.
WOR
2015-05-05 11:17:37
Jepp nach ein paar Durchgängen gefällt sie mir auch immer besser.
Finde das Album aber insgesamt fast ein bisschen "lang".
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Django Django - Off Planet (8 Beiträge / Letzter am 21.11.2023 - 13:42 Uhr)
- Django Django - Glowing in the dark (8 Beiträge / Letzter am 16.02.2021 - 09:48 Uhr)
- Django Django -Winters Beach EP (3 Beiträge / Letzter am 09.09.2020 - 20:58 Uhr)
- Django Django - Marble skies (16 Beiträge / Letzter am 19.03.2018 - 13:47 Uhr)
- Django Django - Born under Saturn (24 Beiträge / Letzter am 14.05.2015 - 20:54 Uhr)
- Django Django (41 Beiträge / Letzter am 13.01.2015 - 15:16 Uhr)