Django Django - Born under Saturn

Because / Warner
VÖ: 01.05.2015
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bis die Quarte kracht

Die vier kunstbeflissenen Schotten von Django Django sind in Sachen Pop-Historie reichlich bewandert. Schon ihr 2012 erschienenes Debüt war ein Zitatenfeuerwerk, das mühelos Tradition und Moderne in sich vereinen konnte. Mit "Born under Saturn" schließen sie nun nahtlos an ihr bisheriges Schaffen an. Wieder regieren weltumarmende Melodien und harmoniegetränkte Arrangements, Widerworte werden durch zusätzliche Klangschichten im Keim erstickt. Die Kompromisslosigkeit, mit der hier Musik zum Mitwippen und Mitsummen dargeboten wird, nötigt mindestens Respekt ab. Schon die ersten Augenblicke des Albums machen klar, wohin die Reise geht: "Giant" ist federleichter Sixties-Pop, der sich von Minute zu Minute in einen wahren Polyphonierausch hineinsteigert.

Bei aller Liebe zum Opulenten bleiben Django Django jedoch meist verspielt und fokussiert. Besonders sich immer wieder nach vorne drängende elektronische Elemente sorgen dafür, dass die Musik sich nicht im Retro-Kitsch verliert. So geben in "First light" ein pluckernder Keyboardbass und synthetische Handclaps den Takt vor, bevor der charakteristische Harmoniegesang das Zepter an sich reißt. Auch das beinahe technoid beginnende "Reflections" mündet trotz einiger jazziger Einsprengsel unausweichlich in einen finalen Refrain, der Lust auf übergroße Eisbecher weckt. Schweißgetrieben und sommerlich geht es auf "Born under Saturn" zu — wer bei Ohrwürmern wie "Pause repeat" nicht ins Oszillieren gerät, sollte dringend seine Messinstrumente eichen lassen.

Ganz anders kommt "Shake and tremble" daher: Western-Elemente ziehen sich durch den dahinschunkelnden Song, der auch vor exzessiveren Ausflügen in psychedelische Gefilde nicht Halt macht. Dass man bei derlei Unternehmungen nicht immer nüchtern sein kann, versteht sich von selbst — bekanntermaßen können nicht nur Colts ganz formidabel rauchen. Bisweilen übertreiben die Schotten es ein wenig mit der offensiven Überfrachtung ihrer Lieder, "Beginning to fade" hätten ein paar Spuren weniger sicher nicht geschadet. Am stärksten sind Django Django daher auch, wenn sie einzelne, herrlich bekloppte Ideen in den Vordergrund rücken. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Unterwasser-Gitarrensolo in "4000 years", das das Zeug zur ultimativen Geheimwaffe bei der nächsten Partie "Schiffe versenken" hat.

Doch nicht immer steht alles auf Zucker. "Shot down" wagt den Blick in dunklere Ecken und hätte sich mit seinem formidablen Synthiepopfinale auch hervorragend auf dem letzten Album von Arcade Fire gemacht. So richtig zappenduster wird es aber selbstverständlich nie. Dazu sind die Herren auch viel zu vernarrt in das Verzieren und Ausstaffieren; erst wenn die Quarte kracht, ist der Harmoniesucht Genüge getan. Für Liebhaber reduktionistischer Verfahren ist das sicher anstrengend. Der Rest nippt am Krokantbecher, richtet den Blick auf das wogende Meer und lächelt einem diabeteserfüllten Lebensabend bei Sonne und Liebe entgegen. Understatement wann anders.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Giant
  • Reflections
  • 4000 years
  • Life we know

Tracklist

  1. Giant
  2. Shake and tremble
  3. Found you
  4. First light
  5. Pause repeat
  6. Reflections
  7. Vibrations
  8. Shot down
  9. High moon
  10. Beginning to fade
  11. 4000 years
  12. Break the glass
  13. Life we know
Gesamtspielzeit: 56:10 min

Im Forum kommentieren

XTRMNTR

2015-05-14 20:54:52

So ganz überzeugt mich die neue Platte nicht, aber "Found You" wird wohl trotzdem mein Song des Jahres. Grosses Kino.

The MACHINA of God

2015-05-09 15:22:37

Jetzt muss ich in diese ominöse Band auch mal reinhören.

default

2015-05-09 13:32:17

...ist heute noch ein absoluter Heuler!

encarnizado

2015-05-09 12:14:25

das album ist fetzig! beinahe jeder song ist ein ohrwurm...gerade: high moon!

wird sicher in meinen top 5 der alben des jahres auftauchen.

WOR

2015-05-05 11:17:37

Jepp nach ein paar Durchgängen gefällt sie mir auch immer besser.
Finde das Album aber insgesamt fast ein bisschen "lang".

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