Dan Deacon - Gliss riffer

Domino / GoodToGo
VÖ: 20.02.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ein Spitzentrio

Spaß hätte er gehabt, sagt Dan Deacon. So viel Spaß wie noch nie bei Aufnahmen zu einem Album. Was wohl in erster Linie daran lag, dass der feine Herr Deacon im Gegensatz zu "America" wieder alles selber in die Hand nahm und sich nicht mehr um andere Meinungen und Musiker scherte. "Gliss riffer" ist einerseits Deacons Rückbesinnung auf einfachere, direktere Songstrukturen und weniger Brimborium als auf dem anspruchsvollen Vorgänger "America". Andererseits experimentiert der 33-Jährige hier so verspielt wie nie mit seiner eigenen Stimme. Ja, auch die weiblichen Stimmen sind allesamt von Deacon eingesungen und einmal durch den Fleischwolf gedreht, bis wie im Opener "Feel the lightning" ein kleiner Hit mit einem Augenzwinkern zu Bands wie Purity Ring dabei herausspringt.

Apropos Hits: Insbesondere die ersten drei Songs schrammen so nah am Pop vorbei where no Dan Deacon has gone before. Das bereits erwähnte "Feel the lightning" legt die Latte gleich zu Beginn sehr hoch, vielleicht zu hoch. "Sheathed wings" drückt ein bisschen mehr auf die Tube und windet sich um einen erlösenden, großen Refrain. Zum Glück, denn so hält der Song die Spannung durchgehend ganz oben. Auf "When I was done dying" leiert sich Deacon sprechend über einen wundervollen, hellen, quietschigen Soundteppich, der sicherlich auch als Instrumental ein Highlight auf dieser Platte wäre. Diese ersten drei Stücke sind das große Versprechen, das "Gliss riffer" macht, aber auf ganzer Länge leider nicht einhalten kann.

Denn je weiter das Album voranschreitet, desto zerfahrener wirkt es und büßt die Kompaktheit jenes Song-Trios ein. Der Amerikaner schraubt den Einsatz von Lyrics bisweilen auf ein Minimum zurück und gibt seinen Elektrosfrickeleien größtmöglichen Raum, um sich zu entfalten. Alleine der Funke will nicht mit letzter Konsequenz überspringen. "Learning to relax" ist, so viel Humor hat Deacon, einer der hibbeligsten Tracks der Platte, "Take it to the max" mäandert ein wenig ziellos fast acht Minuten vor sich hin und auch der abschließende "Steely blues" mit seinem verwischten Elektro-Noise-Geblubber vermag "Gliss riffer" am Ende keine weitere Dringlichkeit verleihen. Schade, dass Deacon den Faden der ersten drei Songs nicht weitergesponnen hat. Aber solche Spielereien passieren wohl, wenn man zu viel Spaß bei der Arbeit hat.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Feel the lightning
  • When I was done dying

Tracklist

  1. Feel the lightning
  2. Sheathed wings
  3. When I was done dying
  4. Meme generator
  5. Mind on fire
  6. Learning to relax
  7. Take it to the max
  8. Steely blues
Gesamtspielzeit: 43:40 min

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Shitesite

2015-03-01 18:25:19

Meiner Ansicht nach sein bestes Album bisher. Nicht zu fassen, wie viele Ideen und wie viel Können in dieser Platte stecken. http://www.shitesite.de/2015/02/22/hingehoert-dan-deacon-gliss-riffer/

saihttam

2015-02-11 02:36:21

Ich fand den auf Albumlänge immer etwas zu anstrengend, auch wenn einige Songs schon sehr genial sind.

Armin

2015-02-10 22:32:51

Frisch rezensiert!

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