36 Crazyfists - Time and trauma

Spinefarm / Universal
VÖ: 20.02.2015
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Meide die Popkultur

Es ist schon ein wenig fies. Da kommt man als Band schon aus Alaska, einem gemeinhin als ziemlich entlegen betrachteten Fleckchen Erde, und spielt dann auch noch Metalcore. Ein Genre, dass aussieht und riecht, als wäre es in den letzten 15 Jahren schon zweimal wieder ausgegraben worden - doch das streng genommen seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr wirklich interessant ist. Die Rahmenbedingungen für 36 Crazyfists sind also prinzipiell eher bescheiden. Aber wer die Nerven hat, seinen Namen aus einem Jackie-Chan-Film zu entnehmen, dem sollten solche Kleinigkeiten ohnehin reichlich egal sein. Und in der Tat: Für Subtiles war die Band wahrhaft noch nie zuständig.

Ob daran fünf Jahre etwas ändern, die seit dem Release des letzten Albums ins Land gezogen sind? Allein der Albumtitel verrät unfreiwillig, wie diese Antwort wohl ausfallen könnte. Auf "The tide and its takers" folgte "Collisions and castaways" folgt jetzt "Time and trauma". Und auch sonst bewegen sich die musikalischen Veränderungen im Hause 36 Crazyfists auf tendenziell überschaubarem Niveau. Sie kredenzen auch im Jahre 2015 immer noch Metalcore. Der härteren Sorte, versteht sich. Schwarz gefärbte Seitenscheitel und Kajalträger dürften diese Platte mit dem Ausspruch "Igitt, das ist ja richtiger Metal" und spitzen Fingern wieder beiseite legen. Gefangene macht das Quartett nämlich auch nach über 20 Jahren keine. Dementsprechend trocken und mächtig walzt der Opener "Vanish" los und hinterlässt irgendwo zwischen Killswitch Engange und den Deftones eine Schneise, in der so bald nichts mehr wachsen wird. Und auch die schneller zupackenden Krawallbrüder beherrscht die Band nach wie vor blind. Das wendige "Silvers" bringt eine ordentliche Portion Melodie ins Spiel, ohne verweichlicht zu wirken, "Also am I" ergeht sich in lustvoller Brachialität und der Titeltrack ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Und ganz zum Schluss karrt die Band mit "Marrow" doch tatsäch so etwas wie eine Ballade an. Mit einer Frau am Mikro, mit Streichern, mit großem Refrain und ganz viel Pathos. Klingt furchtbar? Nun, ist es aber nicht. Dieser Closer zielt knapp aber präzise am Kitsch vorbei und beendet "Time and trauma", so wie man das erwartet: Ohne Ausrutscher und mit vielen guten Ideen. Zeitgemäßg ist die Chose natürlich trotzdem keineswegs. Aber das dürfte der Band herzlich egal sein, zeigt sie hier schließlich Zeitgeist und Popkultur mit Verve die lange Nase und macht einfach das, worauf sie Bock hat. Und das hört man diesem Album jederzeit an. Von gestern? Na und?

(Martin Smeets)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Vanish
  • Time and trauma
  • Also am I
  • Marrow

Tracklist

  1. Vanish
  2. 11.24.11
  3. Sorrow sings
  4. Lightless
  5. Time and trauma
  6. Also am I
  7. Translator
  8. Silencer
  9. Silvers
  10. Swing the noose
  11. Gathering bones
  12. Marrow
Gesamtspielzeit: 50:12 min

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Immer nur...

2015-02-11 09:10:21

Fisten! Fisten! Fisten! Und nicht an die Leser denken... :(

Armin

2015-02-10 22:32:35

Frisch rezensiert!

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